

Es ist nicht der erste Preis, den Barbara Hirsch (77), Initiatorin und Mitbegründerin der „Theatermacher“ in Pirna, erhalten würde. Schon im Sommer wurde sie in Torgau mit dem Katharina-von-Bora-Preis und als Botschafterin der Wärme geehrt. WochenKurier sprach mit der engagierten, umtriebigen Frau. Sie wurden mit dem Verein der „Theatermacher“ in Pirna, für den Deutschen Engagementpreis 2015 nominiert. Seit wann gibt es die Theatermacher? Das Projekt entstand 2008, damals noch im Rahmen von Soroptimist International Pirna. 2010 wurde der Verein gegründet, weil immer mehr Interessierte zu uns stießen und immer mehr Projekte entstanden. Welches Ziel verfolgt der Verein? Als wir mit dem Projekt begannen, hatte jeder 5. Schulabgänger in der Sächsischen Schweiz keinen Schulabschluss. Wir wollten darauf mit kultureller Bildung antworten. Heute ist die Situation besser, aber wir haben noch viel zu tun. Wir konnten den Kindern manche Türen öffnen und neue Angebote machen, ihr Selbstbewusstsein stärken. Inwiefern? Bei uns spielen Kinder aus verschiedenen Bildungsstufen, von der Förderschule bis zum Gymnasium. Unabhängig von diesen Ausgangsbedingungen waren nur zehn Prozent vorher im Theater. Dies ist ein Mangel an kultureller Bildung, den der Verein hilft, auszugleichen. Wie funktioniert der Verein? Wir haben zwei feste Mitarbeiter und fünf Theaterpäda- gogen auf Honorarbasis, die die fünf Theatergruppen betreuen. Mitmachen kann man bei uns ab der 1. Klasse. Die Ältesten, die logischerweise andere Themen aufgreifen, sind 16 bis 19 Jahre alt. Wie entstehen die Theaterstücke? Jede Gruppe entwickelt eigene Stücke. Da geht es nicht vordergründig um auswendig lernen von Texten sondern um ihre Bedürfnisse, die sie damit ausdrücken. Die Elfjährigen z. B. machen das anhand von Krimis, bei den 14 - 15-Jährigen dominieren Beziehungsfragen und die älteste Gruppe, die 16 - 19-Jährigen, arbeitet jetzt mit jugendlichen Flüchtlingen, die ohne Begleitung kamen. Unsere jungen Leute erfahren so hautnah was Flucht, Tod und Vertreibung bedeuten. Und die Flüchtlinge können über ihre eigenen Sorgen sprechen. Wie viele Kinder und Jugendliche sind im Verein aktiv? Derzeit sind es fast 60 Teilnehmer. Über die Jahre waren über 300 bei uns aktiv. Und es sollen ja immer neue „nachwachsen“, denn je früher kulturelle Bildung einsetzt, umso besser. Erhalten die Kinder einen Abschluss? Ja, es gibt einen Kompetenznachweis Kultur für alle Teilnehmer, den unsere Theaterpädagogen, die dafür eine Ausbildung besitzen, ausstellen. Das ist ein anerkanntes Zertifikat, das auch bei Bewerbungen förderlich ist. Wie viele Stücke sind schon entstanden? In den letzten sechs Jahren waren das an die 30 Stücke und Sketche. Wo treten Sie auf? Natürlich in Pirna, im Tom-Pauls-Theater, im Hanno, im Klinikum Pirna, aber auch im Albertinum Dresden, im Hygienemuseum, in Kirchen und in Decin. Wir haben auch Anfragen aus ganz Sachsen. Wie finanziert sich der Verein? Die Eltern zahlen zehn Euro im Monat oder können den Bildungsgutschein nutzen. Gefördert wurden und werden wir über die Aktion Mensch, durch das Land und die Stadt und die Schweizer Drosos-Stiftung. Nun sind Sie für den Deutschen Engegementpreis nominiert. Eine Überraschung? Auf alle Fälle. Aber es geht nicht um mich, sondern um unseren Verein. Das ist ja ein Publikumspreis, der mit 10.000 Euro dotiert ist. Das ist kein Pappenstiel. Auch wenn wir nicht gewinnen sollten, was wir zwar wünschen, ist das eine tolle Werbeaktion für uns. Und es macht uns schon stolz. Was würden Sie mit dem Preisgeld machen? Wir würden eine weitere Theatergruppe aufbauen und dann wollen wir jedes Jahr in Pirna ein großes Theaterfest ausrichten, open -Air, für alle Bürger, auch zum Mitmachen und zeigen wie toll in Pirna Theater gespielt wird. Das online-Voting lief bis Ende Oktober unter www.deutscher-engagementpreis.de/publikumspreis/Theatermacher. Am 8. Dezember wird der Preis in Berlin im Deutschen Theater verliehen. Eingeladen sind alle Nominierten. Und das sind 400. Es wird also spannend. Wir drücken die Daumen!Carmen Wolodtschenko