»Uns fehlen Lehrkräfte«
Ein drängendes Problem des »Kranken Bildungssystems« ist unter anderem der sogenannte planmäßige Unterrichtsausfall an unseren Schulen. So habe auch der Unterrichtsausfall am Sebnitzer Goethe-Gymnasium in den letzten Jahren ein wenig zugenommen, da die Lehrerdecke insgesamt dünner geworden ist, also nicht mehr so viele neue Personen im Lehramt an den Schulen ankommen – vor allem auch im ländlichen Raum. »Das war in den vergangenen Jahren teilweise fächerabhängig, inzwischen betrifft es alle Fächer«, sagt Andreas Seltmann, Schulleiter des Goethe-Gymnasiums. Dennoch konnten im zweiten Schulhalbjahr des laufenden Schuljahres planmäßig alle Unterrichtsstunden abgesichert werden.
Studieninhalte praxisnäher gestalten
In diesem Zusammenhang steht auch der Personalmangel an Sachsens Schulen. Um dem entgegenzuwirken beschloss der Freistaat, die Studienplätze von 1.000 auf 2.700 zu erhöhen und auch die Zahl der Schulassistenten auszubauen. Diese Auf-stockung hält der Sebnitzer Schulleiter für den richtigen Weg. »Die Frage ist aber: Wollen denn auch so viele junge Menschen auf Lehramt studieren? Derzeit anscheinend nicht und es muss gefragt werden, woran dies liegen kann.« Es sollte seiner Meinung nach überlegt werden, inwieweit Studieninhalte an den Hochschulen und Universitäten praxisnaher gestaltet werden können.
Auch beim Thema Digitalisierung hakt es an den Schulen hierzulande gewaltig. Zumindest ist in allen Schulen der Stadt Sebnitz in den letzten drei Jahren die Digitalstruktur komplett neu aufgestellt worden. »Das sind gute Ausgangsbedingungen, allerdings ist es klar, dass neue Systeme zum Beginn immer mit Problemen zu kämpfen haben. Was noch verbessert werden muss, sind die Zugänge zu (ganz) schnellem Internet und nach Aussagen des Schulträgers soll dies noch in 2023 oder 2024 erledigt werden«, sagt Seltmann.
Seit 2019 können Lehrkräfte in Sachsen verbeamtet werden. Dies solle auch dem Lehrermangel entgegenwirken. »Zur Verbeamtung gab und gibt es aus meiner Sicht keine Alternative, solange auch in anderen Bundesländern die Verbeamtung läuft«, argumentiert Andreas Seltmann, der ansonsten einen noch größeren Lehrermangel befürchtet.
Was bringen Seiteneinsteiger?
Ein weiterer Ansatz, um dem Lehrermangel zu begegnen, sind Seiteneinsteiger. Doch ist dies ein sinnvoller Ansatz oder führt das eher zur Absenkung des Lehr-Niveaus? »Jein«, sagt Seltmann: »Es gibt gute wie nicht so gute Erfahrungen. Erwartungen, welche die Seiteneinsteiger an den Lehrerberuf hatten, wurden von der nicht immer leichten Realität überrollt, andererseits gibt es auch ganz neue Ansätze beim Lehren und Lernen. Wichtig ist, dass ausreichend Zeit in die Ausbildung gesteckt wird, dazu sind die entsprechenden Programme des Freistaates ein guter Ansatz, der aber ausbaufähig ist.«
Aktuell nimmt die Zahl der Geflüchteten, die nach Deutschland kommen, wieder stark zu. Wie gut funktioniert die Integration am Goethe-Gymnasium? Aktuell gibt es dort zwei volle Klassen mit ukrainischen Schülern, welche zu rund einem Drittel in den Regelunterricht der »normalen« Klassen integriert sind, dort aber nur mit zwei bis drei Fächern. Nicht in jeder Regelklasse sind auch entsprechende Plätze vorhanden. Der Schulleiter betont: »Das absolut Wichtigste ist, dass diese Schüler die deutsche Sprache erlernen – und da fehlen uns die Lehrkräfte! Erst mit einem ausreichend guten Sprachniveau ist eine Beteiligung am Regelunterricht an einem Gymnasium möglich, derzeit sind wir davon noch sehr weit entfernt.«
Einsatz für die »WaPo Elbe«
