Sein Jobtitel, Koordinator für Gastspielbetrieb und Gastspielorganisation an der neuen Bühne Senftenberg, hört sich sehr nach Verwaltung an. Tatsächlich ist Tom Fehrmann der Reisende in Sachen Kultur am Senftenberger Theater.
»Ich bin zwar kein Einheimischer, habe aber viele interessante Lokationen in Südbrandenburg kennengelernt«, umschreibt Tom Fehrmann (34) geheimnisvoll eine seiner Tätigkeiten an der neuen Bühne Senftenberg. Allerdings ist das Geheimnis dann doch nicht so ein großes, denn die neue Bühne Senftenberg besitzt seit 2017 die Aufgabe, als Landesbühne das Theater zu den Menschen in Südbrandenburg zu bringen. Die entsprechenden Spielstätten zu finden und dessen Betreiber zu überzeugen, dass es sich lohnt, ein Theaterstück zu zeigen, dafür ist der junge Saarländer, der eigentlich aus Sachsen kommt, seit Mai 2018 verantwortlich. Dazu kam ab 2020 die Koordination der Gastspiele im Amphitheater.
Geschichtsträchtige Ostreise
Im sächsischen Meerane geboren, verlebte Tom Fehrmann gemeinsam mit drei Geschwistern seine Vorschulzeit in Glauchau. Mit der Wende zog es die Eltern aus beruflichen Gründen ins Saarland. Dort absolvierte er Grundschule und Gymnasium in Sankt Ingbert. Dann folgte in Saarbrücken und in Prag das Studium der Historisch orientierte Kulturwissenschaften.
Seine Abschlussarbeit sollte ihn wieder der Heimat näherbringen: »Ich habe über die Evakuierung der Saarländer nach Thüringen im Zweiten Weltkrieg geschrieben«, erzählt er. Seine Recherchen brachten ihn nach Thüringen und Dresden, was in ihm eine unerklärliche Verbundenheit auslöste. Eine Exkursion zum Thema Stadtentwicklung in Lauchhammer brachte ihn schon ganz nahe an seinen zukünftigen Wirkungsort.
Nach dem Abschluss im Jahr 2013 ging es für Tom Fehrman auf Jobsuche. Die Lausitz als Berufsziel tat sich durch die Stelle im Museum des Landkreises Oberspreewald-Lausitz auf: »Meine Bewerbungszeit fiel genau auf die Zeit des Senftenberg Festungsspektakels«, erinnert er sich. Heraus kam ein Job als wissenschaftlicher Mitarbeiter und somit war der Saarländer zurück im Osten. »Als Zuzügler war ich froh, dass ich ins Theater gehen konnte, dort waren tolle junge Leute und anspruchsvolle Unterhaltung«, beschreibt er seine Kontaktaufnahme. Folgerichtig brachte eine Initiativbewerbung und eine vakante Stelle seine jetzige Tätigkeit hervor.
Applaus und Dankbarkeit
Ab Mai 2018 war es nun die Aufgabe von Tom Fehrmann, das Senftenberger Theater in Südbrandenburg den Menschen nach Hause zu bringen. »Wir wollen nicht dort spielen, wo viel ist, sondern dort, wo sonst kein Theater ist«, beschreibt er seine Intensionen. Folgerichtig muss man Spielstätten suchen, die nicht immer den Anforderungen eines professionellen Theaters entsprechen. »Ich staune immer wieder, was unsere Bühnentechniker alles aus den zum Teil lange kaum genutzten Spielstätten zaubern«, zeigt er sich dankbar. »Auch die Bedingungen der Schauspieler sind nicht einfach, wenn Garderoben fehlen«, fügt Fehrmann hinzu.
Aber alles in allem überwiegen der Applaus und die Dankbarkeit des Publikums. »Im Schloss Sallgast hat die Luft gebrannt beim Stück ›Allein in der Sauna‹«, erinnert er sich. Und da die meisten Zuschauer bei den Gastspielen immer aus der näheren Umgebung kommen, ist der Fahrradständer besser besetzt als die Pkw-Parkplätz. Ein positiver Nebeneffekt. Leider hat der bekannte Pandemiezustand in diesem Jahr auch hier die Grenzen aufgezeigt.
Zum Gastspielbereich der neuen Bühne zählt auch das beliebte Amphitheater in Großkoschen. Es sollte die erste Draußen-Spielzeit für Tom Fehrmann nach dem Weggang von Andreas Stanicki werden. »Wir hatten das Programm für die Sommerspielzeit schon fest und einiges war schon ausverkauft«, stöhnt er. Dann kam die Pandemie und keine Möglichkeit, im Amphitheater zu spielen. »Wir haben jetzt den Sommerspielplan 2020, soweit wie die Künstler mitgemacht haben, in den Sommer 2021 verlegt«, gibt Tom Fehrmann einen Ausblick.
Natürlich kann keiner in die Glaskugel schauen, aber Optimismus ist angebracht, dass im nächsten Jahr wieder Leben im Amphitheater ist. In der Programmauswahl stützt sich Fehrmann zum Teil auf das Vergangene: »Ich bin dankbar, dass ich nicht bei null anfangen muss.« Eigene Akzente möchte er auf alle Fälle setzen. Einen Ausblick gibt er dabei mit den »Toten Ärzten« einer Toten Hosen und die Ärzte Tributeband, Götz Alsmann oder der 20er Varieté – Show »Glanz auf dem Vulkan«, auf Kommendes.