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Stefan Staindl

»Innenstädte neu denken«

Senftenberg. Der lokale Handel ist eine wichtige Säule einer Innenstadt. Doch seit Jahren setzen sich Rückgänge im stationären Einzelhandel fort, kleinteilige Fachgeschäfte gehen verloren. Ein Projekt der Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus möchte jetzt gegensteuern und passgenaue Ideen für Innenstädte entwickeln.
Der Senftenberger Markt - das Herz der Innenstadt - aus der Vogelperspektive.

Der Senftenberger Markt - das Herz der Innenstadt - aus der Vogelperspektive.

Bild: sts

Ein verändertes Nachfrageverhalten, zunehmende Onlineaffinität und Unsicherheiten der Konsumenten bestimmen die aktuelle Situation und wirken sich stark auf den lokalen Handel aus. Das zeigen die Ergebnisse der jüngsten Einzelhandelserfassung des Landes Brandenburg, durchgeführt und erstellt durch die BBE Unternehmensberatung. Dr. Ulrich Kollatz, Leiter der BBE-Niederlassung Leipzig, stellte diese in der Kreisstadt vor.

Wie Belinda Kergel von der IHK Cottbus und dem Projektmanagement »Innenstädte neu denken« sagt, sollen mit dem Projekt neue Ideen entwickelt oder alte Ideen neu gedacht werden. Marcel Petermann, IHK-Regionalcentermanager Oberspreewald-Lausitz, ergänzt, dass Unternehmen aus dem Kammerbezirk sich gewünscht haben, dass sich die IHK diesem Thema annimmt. Betrachtet werden insgesamt 14 Ober- und Mittelzentren aus dem Kammerbezirk. Senftenberg - Großräschen als Mittelzentrum in Funktionsteilung gehört dazu und zeige noch eine relativ stabile Entwicklung - auch, wenn in beiden Städten seit der Vorerhebung 2016 ein leichter Rückgang der Einzelhandelsbetriebe - von 112 auf 98 in Senftenberg und von 30 auf 20 in Großräschen - bei allerdings relativ konstanter Gesamtverkaufsfläche zu verzeichnen sei.

Innenstädte sollen lebendige Orte sein

Wie Projektleiterin Annett Schmidt von der IHK Cottbus sagt, war der Einzelhandel stets die Hauptsäule einer Innenstadt. Das Projekt soll sich jedoch nicht nur auf diese traditionelle Kombination von Innenstadt gleich Einzelhandel konzentrieren: »Wir wollen weg von diesen Gedanken. Die Innenstadt ist mehr als ihre Einzelhandelsgeschäfte. Wir müssen versuchen, die Innenstadt als lebendigen Ort zu erhalten - egal mit welcher Ausstattung.« So soll im Projekt ganz gezielt auf die einzelnen Städte geschaut und lokal passende Lösungen oder Ideen gesucht werden: »Wir wollen etwas Neues anschieben und das, was schon da ist, verstetigen oder unterstützen. Ideen, die woanders funktionieren, können diskutiert werden, um zu schauen, inwiefern sie für die eigene Kommune passen oder ob sie passend gemacht werden könnten.« Sie betont, dass jedoch die Händler keine Stadtplanung übernehmen sollen: »Es geht darum, in den Austausch und ins Netzwerken zu kommen.«

Laut Belinda Kergel ist es angedacht, nach den Vorstellungsterminen in den 14 Ober- und Mittelzentren unter anderem mittels Workshops neue Ideen für die Zukunft der Innenstädte zu erarbeiten: »Im Sommer soll es soweit sein. Ideen, die es bereits heute schon gibt, nehme ich gern auf.«

Wie Jan Przybilski, Vorstandsvorsitzender des Gewerbevereins Senftenberg, sagt, ist es ein guter Ansatz des Projektes, Ideen, die woanders gut funktionieren, zu nehmen, darüber zu debattieren und das dann realistisch herunterzubrechen auf die einzelnen Kommunen. Für die angedachten Workshops gibt er Tipps auf den Weg: »Sie müssen attraktiv gestaltet und vor allem außerhalb der Geschäftszeiten sein, um die Einzelhändler abzuholen und damit sie die Chance haben, sich in diesen Prozess einzubringen.«


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