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Duft von Flieder und die ganz große Liebe

Senftenberg. Duft von Flieder und die ganz große Liebe Weißer Flieder als Brautstrauß und ein Brautkleid aus weinroter chinesischer Seide: Irmgard Susat war eine bildhübsche Braut, als sie vor genau 65 Jahren ihrem Ehemann Helmut das Ja-Wort gab. Dabei waren es die schweren Jahre, Mangel herrschte überall.
Sie gehen seit 65 Jahren als Ehepaar durch Dick und Dünn: Irmgard und Helmut Susat aus Senftenberg. Zur eisernen Hochzeit am Valentinstag gratulieren Sohn Thomas, Bürgermeister Andreas Pfeiffer (2.v.l.) und der Stadtverordnete Harald Konczak (l.).

Sie gehen seit 65 Jahren als Ehepaar durch Dick und Dünn: Irmgard und Helmut Susat aus Senftenberg. Zur eisernen Hochzeit am Valentinstag gratulieren Sohn Thomas, Bürgermeister Andreas Pfeiffer (2.v.l.) und der Stadtverordnete Harald Konczak (l.).

Bild: Andrea Budich

Bei der Hochzeit vor 65 Jahren lag reichlich Schnee. Mit Minus zehn Grad war es bitter kalt, so dass der mühevoll aus Dresden besorgte Fliederstrauß nach dem Fußmarsch zur Kirche und den Hochzeitsfotos braun wurde. »Es gab damals keine Blumen, nur weiße Chrysanthemen und diesen weißen Flieder aus einer Gärtnerei in Dresden«, erinnert sich Irmgard Susat. Ohnehin musste für die Hochzeit am 14. Februar 1959 in den entbehrungsreichen Jahren vieles durch Tauschgeschäfte oder den eigenen Erfindergeist herbeigeschafft werden. Dass der Hochzeitstag ausgerechnet auf den romantischen Valentinstag fiel, spielte in der damaligen DDR keine Rolle. »Davon wussten wir nichts«, sagt Helmut Susat.

 

Als gelernte Schneiderin nähte sich die heute 85-Jährige ihr Brautkleid selbst. Dass es ihr gelang, chinesische Seide in einem kleinen Laden im Sächsischen zu ergattern, ist ihrer Hartnäckigkeit zu verdanken und wohl auch dem Wissen aus der Schneiderbranche, wo es die Bückware gab.

 

Kennengelernt hat sich das eiserne Paar zur Kirmeszeit 1957 auf dem Tanzsaal in Straßgräbchen. Er ein Ur-Senftenberger auf Brautschau. Sie eine Bernsdorferin.

 

»Es hat beim ersten Tanz gefunkt«, erinnert sich Irmgard Susat. Ihr erstes Date hatten sie auf dem Bahnhof in Bernsdorf. Die 19-jährige Irmgard kam dort von ihrem Schneider-Job im Sächsischen an. Ihr Verehrer aus Senftenberg wartete am Bahnsteig.

 

Eiserne Hochzeit – das sagt schon viel. Gemeinsam hat das Paar viele schwierige Situationen bewältigt und dabei nie den Frohsinn und die Liebe zu einander verloren. Ein Schicksalsschlag, der das Paar ein Leben lang begleitet: die Tochter stirbt mit nur 14 Jahren an einer heimtückischen Krankheit.

 

Ihr Familiengück finden sie mit Sohn Thomas in Senftenberg. Irmgard Susat arbeitete als Schneiderin im Bekleidungswerk und näht an der Maschine Sakkos im Akkord für den Export. Ihr Mann Helmut als gelernter Versicherungskaufmann wechselt später zur Kohle und arbeitet als Ingenieur-Ökonom in der Materialwirtschaft des Braunkohlekombinates in Brieske.

 

Ihr Rezept für ihre Lebens-Liebe? Bei Meinungsverschiedenheiten nicht gleich auseinanderlaufen. Nie ohne eine Versöhnung ins Bett gehen. Nicht nachtragend sein. Und auch widrige Lebenslagen mit einer Prise Humor würzen.

 

Mit ihren 85 und 90 Lebensjahren sind Irmgard und Helmut Susat noch aktiv unterwegs. Wenn es in der Stadt was zu erledigen gibt, dann fahren sie mit dem Fahrrad. Für weitere Strecken kutschiert Helmut seine Irmgard mit dem Auto.


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