Stefan Staindl

Damit Familien sich wohlfühlen

Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Familienfreundlichkeit wird durch konkrete Maßnahmen und Strukturen vor Ort sichtbar und erlebbar. Wie richten sich Kommunen im Landkreis Oberspreewald-Lausitz (OSL) auf die Bedürfnisse von Familien aus? Einige Beispiele zeigen, wie das konkret aussieht.
In einem familienfreundlichen Umfeld lebt es sich gut.

In einem familienfreundlichen Umfeld lebt es sich gut.

Bild: AdobeStock

In der Kreisstadt Senftenberg gibt es ab sofort ein neues Elternportal für eine digitale Information zu den Möglichkeiten der Kindertagesbetreuung in Senftenberg sowie einer Online-Bedarfsmeldung für städtische Kindertageseinrichtungen, informiert Stadtsprecherin Andrea Budich und fügt an: »Seit 1998 besteht in unserer Stadt zudem ein aktives Kinder- und Jugendparlament mit aktuell 15 Mitgliedern. Das Gremium tritt für die Interessen von Kindern und Jugendlichen ein, wenn politische Entscheidungen anstehen, die sie betreffen.« Sie ergänzt, dass Senftenberg seit elf Jahren »Kinderfreundliche Kommune« ist und seit Juni 2015 das entsprechende Siegel trägt. Dieses bedeute, dass sich die Stadt ausdrücklich mit dem Kindeswohl, der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, kinderfreundlichen Umgebungen sowie der Informationsvermittlung an junge Menschen auseinandersetze. Zu den zahlreichen Projekten gehören etwa das kostenfreie Ferien-Freizeit-Angebot »Agenda Diplom«, das stadteigene Kindertagsfest sowie »SFBaby« – ein Willkommensfest für Neugeborene und deren Eltern. In Senftenberg gebe es zudem fünf aktive Jugendclubs, welche die Stadt finanziere und unterstütze, sowie zwei Kinder- und Jugendhäuser, an deren Finanzierung sich die Stadt beteilige. Der Schulstandort Regenbogen-Grundschule punkte mit modernen, barrierefreien Lernbedingungen und einem Hortbetreuungsangebot vor Ort. Seit 2024 verfüge Senftenberg außerdem über eine Koordinatorin für Kinder und Jugend. »Senftenberg verfügt ebenso über eine große, vielfältige Vereinslandschaft mit herausragender Nachwuchsarbeit«, betont Andrea Budich und verweist zudem auf zahlreiche Spielplätze in den Wohnquartieren und an zentralen Punkten in der Stadt.

Familienfreundlichkeit zeigt sich jedoch nicht nur dort – auch an anderen Orten im Landkreis werden klare Akzente gesetzt.

»Die grüne Seestadt bietet Familien ideale Lebensbedingungen«, sagt Kati Kiesel, Stadtsprecherin in Großräschen. In Großräschen mit seinen sieben Ortsteilen würden 14 öffentliche Spielplätze, eine Skateranlage, eine Ballspielfläche und Bolzplätze zum Entdecken einladen. Sporteinrichtungen wie Turnhallen, Tanzräume, Kegelbahn, Bowlingbahn, Hartplätze, Rasenplätze, Beachballfelder, Fußballplätze, Volleyballplätze, Krafträume und das Freibad werden Kiesel zufolge von den Einwohnern intensiv genutzt. »Über 60 Vereine gestalten aktiv das Leben und die Freizeit mit und werden dabei von der Stadt unterstützt.« Dazu würden Sport- und Karnevalsvereine, ein Fanfarenzug, Gewerbe- und Fördervereine, Kleingartensparten, ein Hundesportverein, Jugendclubs, Angler, Wassersportler, Musiker, Tierzüchter, Modellbauer und Sammler gehören. »Gerade wurde der Freizeitkalender veröffentlicht, der auf 60 Seiten über Aktivitäten und Veranstaltungen für Kinder, Jugendliche und Familien informiert«, berichtet Kati Kiesel und ergänzt, dass es auch viele Veranstaltungen mit Angeboten für Kinder und Familien gibt – etwa wie beim »SeeFest« am kommenden Wochenende. Kiesel fügt hinzu, dass die drei Schulen und sechs Kindertagesstätten regelmäßig von der Stadt verbessert werden. In einen modernen Kita-Ersatzneubau investiere man aktuell 8,5 Millionen Euro.

Das Amt Ruhland ermittelt als Verwaltungseinheit konzeptionell, wie zum Beispiel über das gemeindeübergreifende integrierte Entwicklungskonzept, welche Bedarfe bei den Einwohnern bestehen, teilt Amtsdirektor Christian Konzack mit. »Dabei stehen neben der Verfügbarkeit von ausreichend Plätzen in Betreuungseinrichtungen auch altersgerechte Spielplätz und ein sicherer Radverkehr bei Familien hoch im Kurs. Das Amt ist bestrebt, die kommunalen Einrichtungen attraktiv zu gestalten und teilfinanziert auch die Einrichtungen der freien Träger mit erheblichen Beträgen, um im Amtsgebiet auch eine Betreuungsvielfalt anbieten zu können.« Weiterhin unterhalte das Amt Ruhland eine Vielzahl von Spielplätzen im Amtsgebiet und unterstütze die Gemeinden umfänglich bei Neuerrichtungen, wie bei den zwei in jüngerer Vergangenheit neu angelegten Spielplätzen in Grünewald und Sella. »Die Verbesserung des Radwegenetzes im Amtsgebiet ist eine klar definierte Aufgabe der Amtsverwaltung, auch wenn hier aufgrund fehlender Mittel derzeit wenig Fortschritt stattfindet. Über das Radverkehrskonzept des Amtes ist aber festgehalten, welche Radwege wo ausgebaut oder auch neu geschaffen werden sollen«, berichtet Christian Konzack.

Die kerngesunde Kleinstadt mit Witz, Calau, ist laut Stadtsprecher Jan Hornhauer in vielerlei Hinsicht schon jetzt ein guter Wohn- und Lebensraum für Familien. »Mit sechs kommunalen Kindertageseinrichtungen sowie einer Tagesmutter und einer Kita in freier Trägerschaft bieten wir ausreichend Kapazitäten für junge Familien, um Arbeit und Familienleben in Einklang zu bringen.« Das 2024 eröffnete Familienzentrum »Kleeblatt« halte für alle Generationen verschiedene Möglichkeiten und Angebote bereit. »Das Projekt wird durch das Ministerium für Gesundheit und Soziales im Land Brandenburg finanziell unterstützt.« Für Attraktivität in Calau sorgen Hornhauer zufolge auch die vielen Vereine, die für den Nachwuchs tolle Angebote bereithalten. »Ob Tanz, Fußball, Handball, Cheerleading oder Karneval – hier findet jeder ein spannendes Betätigungsfeld. Um die Nachwuchsförderung weiter zu stärken, hat die Stadt Calau eine Vereinsförderrichtlinie auf den Weg gebracht, die finanzielle Hilfen für die Vereine vorsieht.« Weitere Punkte, die für familiäre Lebensqualität in Calau stehen und wo sich die Stadt engagiert, seien die Bibliothek mit Projekten für Erstleser, das Erlebnisbad Calau mit regelmäßigen Schwimmkursen sowie der Jugendclub der freien Jugendhilfe Niederlausitz e.V., der durch die Stadt finanziell unterstützt werde.

In Schwarzheide werden die Neugeborenen mit einer gefüllten Wickeltasche mit Aufschrift »Ich bin ein Schwarzheider« begrüßt, teilt Stadtsprecherin Ute Kolanowski mit. Seit 2010 werden ihr zufolge junge Eltern mit ihren Kindern zum jährlichen Babytreffen eingeladen. Vier Kindereinrichtungen würden zudem den Betreuungsanspruch für die Jüngsten vollumfänglich absichern. »Eine Besonderheit, auf die wir stolz sind, ist, dass jedes Kind einer Schwarzheider Familie über das Zweitgeborene hinaus beitragsfrei in unseren Kindereinrichtungen betreut wird«, betont Bürgermeister Christoph Schmidt. Neben traditionellen Veranstaltungen und einer umfassenden Kinder- und Jugendarbeit in den Vereinen werde stets nach neuen Formaten gesucht. Ute Kolanowski: »Jüngstes Projekt, das wir am 18. Mai erstmalig im Hans-Fischer-Stadion durchführen, ist der Familien-Sport-Tag. Hier schaffen wir eine neue Plattform für junge Familien. Einerseits können sie gemeinsam sportlich aktiv werden und andererseits bieten wir ihren Kindern der 1. bis 10. Klasse eine zusätzliche Übungsmöglichkeit an, um die schulischen Leistungsanforderungen besser bewältigen zu können.«

In der Stadt Lübbenau/Spreewald wird eine Vielzahl an Tagesbetreuungsmöglichkeiten für Kinder angeboten, die ab dem ersten Lebensjahr verfügbar sind, teilt Stadtsprecherin Dana Pissulla mit. »Eltern haben dabei die Möglichkeit, aus verschiedenen Einrichtungen zu wählen, die jeweils unterschiedliche Konzepte verfolgen. So können sie die Betreuungsform finden, die am besten zu ihrem Familien- und Berufsleben sowie zur individuellen Entwicklung ihres Kindes passt.« Ein weiterer wichtiger Aspekt sei die kostenfreie Essensversorgung in den Kindertagesstätten. »Unabhängig vom Träger erhalten alle Kinder in den Einrichtungen eine ausgewogene und gesunde Mahlzeit, was eine große Entlastung für Eltern darstellt und gleichzeitig für Chancengleichheit sorgt.« Darüber hinaus fördere die Stadt Lübbenau/Spreewald zahlreiche Sport- und Freizeitangebote. »Dies reicht von der regelmäßigen Wartung und Pflege von Spielplätzen bis hin zur Unterstützung von Vereinen, die Kindern und Familien vielfältige Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung bieten«, informiert Dana Pissulla. Ergänzend gebe es kulturelle Angebote für Kinder und Familien, etwa Theaterklassenworkshops, Kinderkunstateliers sowie zahlreiche Kultur- und Jugendangebote. Veranstaltungen in der Bibliothek und im Museum würden Kreativität und Teilhabe fördern.

Damit Bildung zeitgemäß bleibt, hat die Stadt Lauchhammer mehr als eine Million Euro in die Digitalisierung ihrer drei Grundschulen und einer Oberschule investiert, teilt Stadtsprecher Heiko Jahn mit. Alle Klassenzimmer seien mit elektronischen Tafeln ausgestattet. Über ein zentral betriebenes WLAN- und LAN-Netzwerk sind die digitalen Tafeln laut Jahn per 10-Gigabit-Leitung mit dem Internet verbunden. »In Verbindung mit den neu installierten Schulservern ist jetzt mobiles Arbeiten von Zuhause über eine App für Lehrkräfte und Schüler problemlos möglich.« Die Stadt habe auch das Mehrgenerationen- und Vereinshaus »DomiZiel« grundhaft saniert, und das Umfeld inklusive Spielplatz familienfreundlich gestaltet. »Des Weiteren unterstützt und fördert die Stadt verschiedene Bürgerinitiativen, die sich für den Neubau und die Verbesserung von Spiel- und Freizeitplätzen einsetzen. Entstanden ist bereits ein Bolzplatz in Lauchhammer-Süd. Am 24. Mai dieses Jahres wird ein neuer Spielplatz am Skateplatz in Lauchhammer-Ost eröffnet«, informiert Jahn. Seit Anfang 2022 gebe es im Auftrag der Stadtverwaltung ein Quartiersmanagement im Gebiet »Erweitertes Stadtzentrum« in Lauchhammer, das die Neustädte 1, 2 und 3 sowie das Stadtzentrum umfasse. »Es bietet vielfältige Angebote für alle Altersgruppen und organisiert regelmäßig Bürgerversammlungen, Workshops, Stadtteilfeste und Mitmachaktionen.« Das städtische Sauna- und Freizeitbad sei zudem mit den Qualitätssiegeln »Familienfreundlich im Lausitzer Seenland« sowie »ServiceQualität Deutschland« zertifiziert.

In der Stadt Vetschau verweist Stadtsprecher Steffen Römelt auf den kinderfreundlichen Matsch- und Wasserspielplatz im Sommerbad. »In diesem Jahr wurde die große Sanierungsmaßnahme ›Kita Vielfalter‹ abgeschlossen. Rettungswege wurden saniert, Fußböden komplett erneuert und Malerarbeiten in der gesamten Kita durchgeführt.« Ebenso seien eine Kinderwagen-Garage errichtet und Belüftungstechnik in den Betreuungsräumen eingebaut worden. Auch die Elektrotechnik sei komplett erneuert worden. »Die Gesamtkosten lagen bei 1,3 Millionen Euro.« Weiterhin sei am Schulzentrum »Dr. Albert-Schweitzer« die Umsetzung des Digitalpakts Schulen abgeschlossen worden. Dabei sind Römelt zufolge die komplette Elektroanlage und Brandmeldeanlage an der Oberschule erneuert worden. »Derzeit werden drei außenanliegenden Rettungstreppen errichtet«, informiert Steffen Römelt.

Zudem soll der Skaterplatz in der Erich-Weinert-Straße wieder ein lebendiger Treffpunkt für Kinder, Jugendliche und Familien werden. Gemeinsam mit der SPREEAKADEMIE und der WIS Wohnungsbaugesellschaft starte die Stadt Vetschau dafür ein Beteiligungsprojekt im Rahmen des Strukturwandel-Förderprojekts »PartizipNatur«. »In den kommenden Monaten werden gemeinsam mit Bürgern Vorschläge erarbeitet, um den Platz naturnah und vielseitig zu gestalten. Interessierte sind eingeladen, ihre Ideen und Vorstellungen einzubringen und die Neugestaltung aktiv zu begleiten«, berichtet Mathias Krohn von der SPREEAKADEMIE. Zum Auftakt werde am Tag der Nachbarschaft, 23. Mai, zu einem offenen Aktionstag eingeladen. Vor Ort könnten erste Ideen gesammelt und Gespräche zur zukünftigen Nutzung geführt werden.

Die SPREEAKADEMIE unterstütze Menschen bei der zukunftsfähigen Entwicklung ihrer Orte. Im Projekt »PartizipNatur« könnten Bürger von Vetschau ihre Gemeindeflächen neu gestalten – mit Blühwiesen, Naschgärten oder gemütlichen Sitzecken am Bienenbeet. Die Ideen entstehen demnach aus der Bevölkerung, werden in Bildungsangeboten vertieft und gemeinsam mit Unterstützung von Experten umgesetzt.


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