Wo der rosa Wagenheber gekonnt zum Einsatz kommt...
Noch immer ist alles, was mit dem Thema Auto zu tun hat, eher eine Männerdomäne. Viele Damen haben lediglich bei der Farbauswahl oder dem Scheibenputzen ein Wörtchen mitzureden. Sie sind aber völlig außen vor, wenn es um Reparaturen und anderes Fachsimpeln von Felge bis Vergaser geht. Das wollen Carolin Gahse, ihre Schwester Lydia und ihr gesamtes Team aus Übigau nicht mehr hinnehmen. Sie selbst hat sich für einen typischen Männerberuf entschieden und vor einigen Jahren ihre Ausbildung im Bereich Kfz-Mechatroniker abgeschlossen. Damit führt die junge Frau gemeinsam mit ihrer Schwester Lydia seit 2015 die Werkstattgeschichte fort, die ihr Vater vor 25 Jahren ins Leben gerufen hat. „Ein weiblicher Schrauber - ob das funktionieren kann“, diesen Spruch hab ich öfter gehört, als mir lieb ist“, gesteht die junge Frau, die in rosa Latzhosen, die kräftig mit Öl beschmiert sind, durch die heimische Werkstatt geht. Jeder Handgriff sitzt, ob beim Ölwechsel oder dem Aufziehen der eingelagerten Winterreifen. Einzig die pinkfarbenen Arbeitsutensilien künden davon, dass hier auch aufs hübsche Detail geachtet wird. Es sind eben Frauen am Werk! Im Büro sorgt Schwester Lydia dafür, dass alle Aufträge fristgerecht erledigt, Bestellungen getätigt und Abrechnungen erledigt werden. Im Regal stehen unzählige rosa Aktenordner mit akkurater Beschriftung. „Wenn - dann richtig...“, sagt sie schmunzelnd und erklärt ihre Konzeptidee. „Wir wollen, dass sich Frauen hier auch beim Thema Auto ernstgenommen fühlen. Keine wird hier wegen einer noch so alltäglichen Fachfrage von oben herab abgetan oder belächelt. Wir wollen den Autofahrerinnen die technischen Details so erklären, dass sie diese ohne Probleme verstehen und sich merken können: Eben von Frauen für Frauen!“, versichert sie. Für dieses Konzept kämpfen die Frauen mit ihrem Team jetzt seit Beginn 2016 - und das durchaus erfolgreich. Spätestens wenn der rosa Schraubschlüssel zum Einsatz komme, sei das Eis bei den meisten Kundinnen gebrochen. Sie trauen sich dann, auch mal Fragen zu stellen, bei denen sie befürchten in männlich dominierten Werkstätten lediglich ein müdes Lächeln zu provozieren. Oft wird den Frauen von vorn herein ein gutes technisches Verständnis abgesprochen und das will man in Übigau nicht. In regelmäßigen Werkstatt-Treffs werden interessierten Frauen die technischen Details an ihrem Auto gerne näher gebracht. „Wir organisieren regelmäßig Seminare zum Thema „Erste Hilfe am Auto für Frauen“. Dabei sollen die Frauen einfache Kontrollen auch mal selbst durchführen können. Die Palette reicht vom Prüfen der Füllstände für Öl und Scheibenwaschmittel über Luftdruckmessen bis zum Reifenwechsel. Wir wollen einfach Sicherheit vermitteln“, erklärt Lydia Gahse. Der Tradition begründet gehören zu ihren Kunden aber auch genauso viele zufriedene Männer wie Frauen. Dennoch ist dieses neue Konzept, Frauen so konsequent mit speziellen Angeboten an die Technik ihres Wagens heranzuführen, in der Region einmalig. Vor allem im ländlichen Raum sind solche Angebote für Frauen eher spärlich. „Ist vielleicht für einige auch ein cooler Geschenktipp unterm Weihnachtsbaum“, schmunzelt Carolin Gahse. Trotz der knalligen Farben, der flotten Sprüche und stets guten Laune von Carolin Gahse, immer rosa-rot war ihr Weg in den Traumberuf nicht. „Es wurde mir nicht immer leicht gemacht, die Liebe zum Beruf zu behalten“, fügt sie nachdenklich an. Dass die Autowerkstatt eine echte Männerdomäne sei und bleiben soll, haben sie einige der erfahrenen Profis durchaus spüren gelassen. „Leider“, wie sie heute anfügt. Aber hier sei wohl auch künftig noch viel Aufklärungsarbeit und der Abbau von Vorurteilen seitens der Verantwortlichen nötig. Vielleicht kann jeder weitere „girlsday“ helfen, bei dem Mädchen auch in typische Männerberufe hineinschnuppern können.
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