Seitenlogo
Verena Farrar

Wie sieht Freiheit aus? Graffiti-Projekt für Kinder und Jugendliche in Großenhain

Großenhain. Künstler Sebastian Bieler startet farbenfrohes Projekt für tristen Fußgängertunnel in Großenhain - natürlich gemeinsam mit vielen Jugendlichen.

Ein paar vorübergehende Jugendliche schauten zufällig von der Meißner Straße aus in den Fahrradtunnel und meinten anerkennend: "Das ist voll cool, was die hier machen." Eine Fahrradfahrerin, die den eigentlich gesperrten Radweg unter der Bundesstraße 101 benutzte, fand es "Wahnsinn", was hier gemacht wird. Es ist schon bezeichnend, welche Aufmerksamkeit das Graffiti-Ferien-Projekt für Kinder und Jugendliche schon vor seiner Vollendung auf sich zieht.

 

Ende Juli bis Anfang August setzten insgesamt 30 Jugendliche im Alter von acht bis 16 Jahren das Thema Freiheit in der Straßenunterführung Meißner Straße/B101 als gemeinsames Projekt vom Museum "Alte Lateinschule", dem Großenhainer Gymnasium und der "Mobilen Jugendarbeit" der Stadt künstlerisch um. Ausgangspunkt ist das Förderprojekt des Freistaats "Sehnsucht Freiheit", welche Projekte zur Erinnerungskultur und zur Demokratiegeschichte fördert.

 

 Bezugspunkte für 2024 waren zum Beispiel 35 Jahre Friedliche Revolution und 80 Jahre Hitler-Attentat am 20. Juli. Politische Mitbestimmung, Frauenrechte oder Reisefreiheit sind heute selbstverständlich, mussten aber erst erkämpft werden. Zwei Großenhainer Söhne sind in der 90Grad-Kurve der Unterführung verewigt, welche die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart herstellen.


Großenhains Verbindung zum Freiheitskampf


"In dem Graffiti-Projekt sollten Ereignisse und Personen bearbeitet werden, die sich in Großenhain für Freiheit, sprich Bürgerrechte, Meinungsfreiheit und Demokratie eingesetzt haben, bzw. einen Bezug zu Großenhain haben", erklärt Jens Schulze-Forster, der Leiter der Städtische Museen Großenhain. Zu diesen Personen gehören unter anderem: Friedrich Geyer, ein Tabakfabrikant, Gewerkschaftler sowie Reichstagsabgeordneter für Arbeiterparteien (SPD) und Gustav Heinze. Er war SPD-Vorstand und Mitglied im ersten Arbeiter- und Soldatenrat Sachsens im Jahr 1918.

 

Im Museum haben sich die Teilnehmenden mit der Demokratiegeschichte, mit den Grundrechten und Grundwerten einer freien Gesellschaft beschäftigt. Es zeigt sich, dass es einen großen Unterschied zwischen der damaligen Bedeutung von Freiheit und der heutigen Auffassung davon gibt. Die Ereignisse in Großenhain zu Beginn des 20. Jahrhunderets ebneten auch den Weg zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. "Es soll so aussehen, dass die Wände des Tunnels aufgerissen seien. Der Blick in die Freiheit dahinter zeigt, was die Jugendlichen heute mit Freiheit assoziieren", erklärt Sebastian Bieler, einer der Projektleiter.


Videos untermalen das Projekt


Der aufmerksame Betrachter sieht unter anderem Autos, Geldscheine mit Flügeln, eine das Landleben symbolisierende, Kuh, eine Südseeinsel, einen VW-Bulli und noch vieles mehr. Das Großenhainer Museum gab das Thema vor und Profis setzen das Projekt um. Die Workshopleiter lehrten zu Anfang die Grundlagen und wie Schablonengraffiti entsteht. "Inclusive der Reinigung der Wände und der notwendigen Vorbereitung dauert alles drei Wochen", blickt Bieler zurück. Im neuen Schuljahr sollen die Teilnehmer eines Leistungskurses am Gymnasium zu den historischen Personen und Kontexten noch Erklärvideos drehen. Diese Videos werden über einen QR-Code im Tunnel und in der Ausstellung im Museum verlinkt.


www.erinnerungskultur.sachsen.de.

www.zentrum-kultur-geschichte.de/foerderung-2024




 


Meistgelesen