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Stolperschwelle zum Gedenken

Riesa-Gröba. Im Zweiten Weltkrieg wurden auf dem heutigen Stahlwerksgelände beim damaligen Flick-Konzern mehr als 1.700 Zwangsarbeiter zur Arbeit gezwungen.

Künstler und Initiator des Projektes »Stolpersteine gegen das Vergessen« Gunter Demnig im Gespräch mit Riesaer Schülern bei der Verlegung einer Stolperschwelle am Eingang des Feralpi-Werkes in Gröba. Foto: Farrar

Künstler und Initiator des Projektes »Stolpersteine gegen das Vergessen« Gunter Demnig im Gespräch mit Riesaer Schülern bei der Verlegung einer Stolperschwelle am Eingang des Feralpi-Werkes in Gröba. Foto: Farrar

Bild: Farrar

Mit der feierlichen Verlegung einer Stolperschwelle hat das Unternehmen Feralpi Stahl gemeinsam mit der Stadt Riesa und der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain an das Schicksal mehrerer tausend Zwangsarbeiter und Kriegsgefangener erinnert, die während des Zweiten Weltkriegs auf dem Gelände des damaligen Stahlwerks Riesa unter menschenunwürdigen Bedingungen zur Arbeit gezwungen wurden.

 

Das Projekt

 

Die Stolperschwelle wurde vom Künstler Gunter Demnig verlegt, dem Initiator des europaweiten Stolperstein-Projekts. Er hat mittlerweile mit seinem Team in den vergangenen 30 Jahren 116.000 Stolpersteine und 50 Stolperschwellen verlegt. Letztere hat mit einer begleitenden Gedenktafel jetzt einen festen Erinnerungsort am Eingang des Firmengeländes von Feralpi Stahl in Gröba bilden. »Die Stolperschwelle soll uns vor Augen halten, welches Unrecht an diesem Ort vor mehr als 80 Jahren geschehen ist. Sie steht für unsere Haltung: nicht wegzuschauen, sondern Verantwortung zu übernehmen«, sagte Uwe Reinecke, General Manager von Feralpi Stahl.

 

Auch Peter Franke, Vorsitzender des Fördervereins Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain e.V., würdigte die Umsetzung der Initiative, die von seinem Verein mit angeregt worden war: »Dass sich ein Unternehmen wie Feralpi Stahl öffentlich zur Geschichte dieses Ortes bekennt und eine Stolperschwelle auf dem Werksgelände verlegen lässt, ist ein starkes Zeichen für Verantwortung.« Weitere vier angefragte Unternehmen in der Riesaer Region reagierten gar nicht oder nicht so offen auf seine Anfrage.

 

Marco Müller, Oberbürgermeister der Stadt Riesa, hob in seinem Grußwort hervor: »Dem Unternehmen Feralpi Stahl danke ich dafür, dass es sich zu seiner historischen und gesellschaftlichen Verantwortung bekennt und diesen Gedenkort ermöglicht. Ich hoffe, dass dieser Ort sehr häufig besucht wird – und wir viele Möglichkeiten finden, den Menschen aller Generationen diesen Gedenkort nahezubringen und sie damit für die historischen Zusammenhänge der Nazidiktatur und ihrer Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu sensibilisieren.« Zum Termin vor Ort waren auch Riesaer Schulklassen des Städtischen Gymnasiums und der Oberschule »Am Sportzentrum« eingeladen, die im Rahmen der Veranstaltung auch das dirkete Gespräch mit dem Künstler suchten und zu seinem Engagement befragten (Foto).

 

Was ist geschichtlich belegt?

 

Historischen Recherchen zufolge wurden zwischen 1940 und 1945 auf dem damaligen Werksgelände – das in jener Zeit zur Mitteldeutschen Stahlwerke AG im Flick-Konzern gehörte – mehr als 1.700 ausländische Arbeitskräfte eingesetzt, darunter Zivilisten und Kriegsgefangene aus mehr als 20 europäischen Ländern. Viele von ihnen litten unter schwerer körperlicher Arbeit, Mangelernährung und medizinischer Unterversorgung. Hunderte überlebten diese Zeit nicht.

 

Der Riesaer Betrieb sieht die Verlegung der Stolperschwelle als Teil seiner gesellschaftlichen Verantwortung. Vielfalt, Menschlichkeit und Respekt sind Werte, die im Unternehmen aktiv gelebt werden – etwa durch interne Sprachförderung, Mentoring-Programme und gezielte Frauenförderung. Mehrt als 850 Mitarbeitende aus 24 Nationen arbeiten heute am Standort Riesa.

 


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