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gb/far

Stahlwerke brauchen Sicherheit

Riesa/Gröditz/Zeithain. Die Forderungen der Stahlindustrie des Landkreises sind klar: Ein fairer und wettbewerbsfähiger Industriestrompreis für die stromintensive Stahlbranche und schnelle Lösungen für den Wandel hin zur Dekarbonisierung der Energiegewinnung.

Auf dem Mitarbeiterparkplatz des Feralpi Stahl Firmengeländes in Riesa machten sich die Stahlarbeiter mehrerer Werke der Region Luft gegen die politischen Entscheidungen für die Branche.

Auf dem Mitarbeiterparkplatz des Feralpi Stahl Firmengeländes in Riesa machten sich die Stahlarbeiter mehrerer Werke der Region Luft gegen die politischen Entscheidungen für die Branche.

Bild: Farrar

Bereits der Versammlungszeitpunkt sollte die Dringlichkeit der Lage für die Stahlproduzenten der Region verdeutlichen: Man traf sich vor wenigen Tagen »fünf vor zwölf« bei Feralpi Stahl, um sich aktiv dem bundesweiten Protest der Stahlindustrie anzuschließen.

Gefolgt waren dem Aufruf der IG Metall aus dem Landkreis Meißen unter anderem Arbeiter der Schmiedewerke Gröditz, des Mannesmannröhren-Werkes Zeithain, Feralpi Stahl Riesa, aber auch der BGH Edelstahl Freital und Lugau sowie der Brandenburger Elektrostahlwerke. Alle Beteiligten sehen in der aktuellen Situation der Höhe des Industriestrompreises eine echte Bedrohung für die Zukunft der Elektrostahlwerke und damit tausender Arbeitsplätze vor Ort. Die Stahlindustrie als Grundstoffindustrie muss in Deutschland erhalten bleiben, doch das werde nur gelingen, wenn der Wandel zur Nutzung erneuerbarer Energien gelingt und bis dahin die Betriebe auf einen fairen Indstriestrompreis bauen können, erklärt Feralpi-Betriebsrat Mario Unger bei der Kundgebung.

»Hohe Stromkosten gefährden in Deutschland die Industriearbeitsplätze und die Transformation zu einer klimaneutralen Produktion. Deswegen machen sich alle Betroffenen unter Federführung der IG Metall stark für die Einführung eines Industriestrompreises noch in diesem Jahr. Damit muss die Politik energieintensiven Branchen eine konkurrenzfähige Stromversorgung ermöglichen. Die Stahlindustrie im Osten hat die Umstellung auf Elektrostahl vorangetrieben. Das ist aber nur der erste Schritt einer erfolgreichen Transformation. So rasch wie möglich brauchen die Werke einen Industriestrompreis, mit dem sie in Europa standhalten können. Die Zukunft des Stahls ist grün. Der Strom für unsere Stahlwerke muss sowohl grün als auch bezahlbar sein«, erklärt Irene Schulz, Bezirksleiterin IG Metall Sachsen. Dr. Mathias Schreiber, Leiter IMS von Feralpi Stahl, formulierte fünf Forderungen an die politischen Entscheider: Die Standards für »Grünen Stahl« müssen einheitlich geregelt sein, für die Dekarbonisierung der Stahlindustrie ist eine verlässliche Förderung nötig, Wasserstoff muss für den Produktionsprozess verfügbar und speicherbar sein und die Bürokratie für die Vorgänge des Wandels muss drastisch abgebaut werden.

Dr. Jens Overrath, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Schmiedewerke Gröditz GmbH, erinnert daran, dass die Stahlindustrie die Vorraussetzung für den Wohlstand in Deutschland ist. Kaum ein Industriezweig kommt ohne die Grundlagenprodukte der Stahlproduzenten aus. »Jetzt stehen wir am Pranger, weil wir viel Energie verbrauchen. Dabei wird derzeit oft unterschätzt, welche enormen Anstrengungen wir bereits unternommen haben, um den Wandel einzuläuten und teilweise bereits geschafft haben.«

Bei Feralpi und auch im Schmiedewerk Gröditz stehen in den kommenden Jahren Modernisierungen und Neubauten in vielfacher Millionenhöhe an (wir berichteten), um dem neuen Anspruch an Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein gerecht zu werden.

Alle Beteiligten waren sich einig: Für sichere Arbeitsplätze muss Industriestrom klimafreundlich und bezahlbar sein. Mit der Elektroofen-Produktion haben die Stahlerzeuger in der Region die CO2-Emissionen deutlich reduziert. Weiter voran auf dem Weg zu Klimaneutralität kommen sie aber nur, wenn die erneuerbaren Energien zeitnah immens ausgebaut werden. Dies ist auch vor dem Hintergrund der Produktion »Grünen Wasserstoffs« als Energieträger unerlässlich. Zudem müsse die Politik für Stromkosten sorgen, die im europäischen und weltweiten Vergleich wettbewerbsfähig sind.

Die Bundesregierung hat im vergangenen Jahr mit der Strom- und Gaspreisbremse eine zentrale Forderung der IG Metall in der Energiepreiskrise erfüllt. Dieses Instrument entlastet aber viele Unternehmen der Schwerindustrie nicht in ausreichendem Maße.


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