Andre Schramm

Schwerter Bier: Meißen b(r)aut auf Tradition

Mai-Bock, Elbsommer, Bennator – die Schwerter Brauerei hat ihren eigenen Jahreszyklus. Man lässt sich Zeit beim Jahrhunderte alten Handwerk, vielleicht mehr als anderswo. 555 Jahre hat das Unternehmen inzwischen auf dem Buckel. Es gilt damit als die älteste Privatbrauerei im Freistaat.

Manchmal sind Verpflichtungen gegenüber dem Fiskus doch keine einseitige Angelegenheit. Ein Steuerbeleg im Zusammenhang mit dem Stammhaus am Meißner Tuchmachertor (heute: Bahrmannsches Brauhaus) ist das früheste Zeugnis über die Existenz der Meißner Bierbrauer. Datiert ist das Papier auf das Jahr 1460. Kurz vor dem Aus 555 Jahre später gibt´s die Brauerei immer noch. Dabei standen die Zeichen im Jahr 2009 eher schlecht. 13 Mitarbeiter zählte der Traditionsbetrieb damals nur noch. Die Jahresproduktion lag bei mageren 11.000 Hektolitern. Ein mutiger Unternehmer wurde händeringend gesucht und schließlich auch gefunden.  "Wir haben zu jener Zeit gegenüber unseren Gläubigern ein Versprechen abgegeben und es auch gehalten", sagt Eric Schäffer heute. Der Wahlradebeuler hat das mittelständische Unternehmen zurück in die Spur geführt. Produktion gesteigert So wurden seither allein rund 3,5 Millionen Euro in und außerhalb des Betriebs investiert. Zu den größten Maßnahmen gehörten der Neubau der Schroterei und die Erneuerung des Filterkellers. Vorläufig letzter Meilenstein ist die Erweiterung der Lagerkapazitäten und Kältetechnik. Inzwischen umfasst das Schwerter-Team 54 Angestellte. Die Brauerei bringt es mittlerweile auf einen Jahresausstoß von 25.000 Hektolitern. Zwar könne man die Kapazität durch einige Optimierungsprozesse noch steigern, Priorität habe das aber nicht, sagte Schäffer. Ihm geht es, so sagt er selbst, um Regionalität, Nachhaltigkeit und die Bewahrung des Handwerks. In Dresden gefragt Wer durch die Brauerei schreitet, wird tatsächlich kaum computergestützte Technik finden. "85 Prozent aller Vorgänge sind reine Handarbeit", so der Unternehmer weiter. Beim Gären lässt man sich Zeit. Mitunter dauert das bis zu 17 Wochen. Die Rohstoffe stammen größtenteils aus Sachsen, u.a. auch aus der Lommatzscher Pflege. Hauptabnehmer ist die Gastronomie. Bekannte Dresdner Hotels, wie das Swissotel oder Schloss Eckbert, haben Meißner Bier auf der Getränkekarte. Bleibt Heimatbier! Außerhalb Sachsens wird es hingegen schwer, den heimischen Gerstensaft zu bekommen. Erst neulich hatte ein Berliner Vertrieb angefragt, bekam aber eine Absage. Er sei kein Freund davon, Lebensmittel quer durch die Republik kutschieren zu lassen, so Schäffer. Bier-Termine: 23. April, Ausstellungseröffnung Albrechtsburg "1.000 Jahre Bier in Sachsen" mit Fassbieranstich sächsischer Brauereien; 23. April Tag des Bieres (u.a. Braufest in Radebeul, Mega Drome), 19. bis 21. Juni, Schwerter-Brauereifest. V.l.: Eric Schäffer (Besitzer der Schwerter Privatbrauerei) und Landrat Arndt Steinbach (dienstlich zu Hause auf der Brauhausstraße) im Schwerter-Lager. Foto: Schramm


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