

Wegen eines sehr warmen und niederschlagsreichen Winters sowie einem fast schon sommerlichen Frühlingsbeginns mit rekordverdächtigen Spitzenwerten Anfang April (bis zu 28,6 Grad Celsius) erfolgte der Austrieb der sächsischen Reben flächendeckend bereits Anfang April und damit rund einen Monat früher als im langjährigen Mittel.
Nach einem Temperatursturz zur Monatsmitte folgte das schwerste Spätfrostereignis der letzten Jahrzehnte: Vor allem die Nacht vom 22. auf den 23. April mit mehr als acht Stunden Dauerfrost in der Luft und am Boden, sowie Temperaturen von minus 5 Grad Celsius und kälter verursachte im gesamten Weinbaugebiet Sachsen erhebliche Schäden.
Einschätzung des Ertragsschadens 2024
Im gesamten sächsischen Weinbau ist mit erheblichen Ertragseinbußen zu rechnen. Um Klarheit über die Dimension der Schäden zu erzielen, wurde eine Erhebung vorgenommen. Im Ergebnis dieser Erhebung konnten detaillierte Zahlen für ca. 70 Prozent der Anbaufläche zusammengetragen werden. Nach Rückmeldung der Weingüter liegt der gemittelte Ausfall aktuell bei 83 Prozent, wobei dieser nach Lage und Rebsorte unterschiedlich ausfällt. Auf einzelnen Flächen ist sogar ein Totalausfall zu verzeichnen.
Bei der monetären Bewertung der Frostschäden ist die gesamte Wertschöpfungskette vom Traubenanbau bis zur Weinherstellung und -vermarktung zu berücksichtigen.
Die ermittelten Frostschäden 2024 werden somit aktuell bei den sächsischen Winzern zu Ausfällen von rund 34 Millionen Euro führen.
(Diese Summe errechnet sich wie folgt: Ernteausfall in Höhe von 83 Prozent x 2,5 Millionen Liter durchschnittliche Erntemenge im Weinbaugebiet Sachsen x 16 Euro/Liter durchschnittlicher Nettoerlös entspricht rund 34 Millionen Euro Gesamtschaden)
Abschätzung der Folgeschäden für 2025
Neben den aktuellen Schäden ist auch 2025 ein Folgeschaden bei den noch nicht vollständig regenerierten Rebstöcken zu erwarten, der zu einer Ertragsminderung von ca. 20 Prozent führen wird. Diese Schäden sind in der obigen finanziellen Betrachtung noch nicht mit einberechnet.
Die extremen Spätfröste haben bei den jüngeren Anlagen in den ersten fünf Standjahren signifikante Schäden hinterlassen. Die Junganlagen sind teils massiv in ihrem Aufbau geschädigt worden. Da bei den jungen Stöcken das Holz noch schwächer ist bzw. es dem jungen Rebstock noch an Substanz fehlt, konnte der Frost viel tiefer in die Pflanzen eindringen.
Für Rebanlagen bis zum 5. Standjahr wird daher ein deutlich höherer Pflegeaufwand zum Wiederaufbau der Stöcke und teilweise sogar ein komplettes Neupflanzen von Junganlagen erforderlich werden. Außerdem werden sie nun im Regelfall ein Jahr später in den Ertrag kommen.
Für die bestehenden sächsischen Rebanlagen bis zum 5. Standjahr (Junganlagen) geht man daher von zusätzlichen, oben noch nicht erfassten Folgeschäden bei den Junganlagen in Höhe 10 Millionen Euro aus.
Spätfrostschaden
Für die sächsischen Winzer stellt die aktuelle Situation nicht nur eine große wirtschaftliche, sondern auch eine arbeitstechnische Herausforderung dar. Zum einen führen die Frostschäden zu erheblichen Ernteausfällen und Umsatzverlusten. Zum anderen ist mit dem Frostschadensereignis auch erheblichem Mehraufwand in der Bewirtschaftung und Pflege der geschädigten Ertragsanlagen verbunden.
Neben dem bereits geleisteten Mehraufwand, wie Rauchfeuer und Frostkerzen haben die Winzer in den zurückliegenden Wochen zusätzlich pro Hektar mehr als 4.000 Frostruten herunterbinden müssen und werden die geschädigten Triebe ausschneiden und viel Arbeit in die Schaffung neuen Zielholzes stecken müssen.
Durch die Frostschäden ist die Entwicklung der Reben aktuell sehr unterschiedlich – an den Stöcken befinden sich verschiedene Entwicklungsstadien von Trieben und Trauben. Deshalb müssen einzelne Arbeitsschritte wie Ausbrechen und Heften der Triebe mehrfach bzw. wiederholt durchgeführt werden müssen. Da die neuen Austriebe in Stammnähe wachsen, kann die Laubwand auch nicht wie üblich optimal verteilt aufgefächert werden. Daraus ergibt sich ein höherer Pflegeaufwand und Pilzbelastung. Der Mehraufwand erstreckt sich bis in die Zeit der Lese: verschiedene Traubengenerationen mit unterschiedlichen Reifezeitpunkten werden in mehreren Lesedurchgängen vor der eigentlichen Lese führen.