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Verena Farrar

Lagunen, Mumien und Titicacasee…

Chile/Zeithain. Nicht nur die Landschaft und Naturgegebenheiten bringen Gabi und Frank Wagner aus Zeithain auf ihrer nächsten Etappe durch Südamerkia zum Staunen, auch die kulturellen Besonderheiten faszinieren sie und erzeugen sogar "Gänsehaut".

Wir fahren noch weiter gen Norden und biegen dann über den Paso de Jama nach Chile ab. Die Wolken hängen tief und wir erleben an diesem einen Tag alle vier Jahreszeiten. Strahlender Sonnenschein wechselt mit Regen, auf dem Pass liegt Schnee und es ist bitter kalt. Die Grenze ist in dreißig Minuten erledigt, hier auf der Höhe will keiner großen Stress haben. Bis San Pedro geht es immer wieder über 4.700 Meter hinauf, ehe in einer steilen Abfahrt die Ebene bei 2.400 Meter erreicht ist. Unten sehen wir, dass der Pass wegen der Schneefälle über Nacht gesperrt wurde, da haben wir ja nochmal Glück gehabt. Am nächsten Morgen starten wir sehr früh. Die Lagunenroute wollen wir heute meistern. Einen etwa 200 Kilometer langen Rundkurs durch Berge und Hochplateaus auf schrecklichen Pisten und schwindelerregender Höhe. Dafür müssen wir aus Chile wieder ausreisen, in Bolivien rein und am Abend das Ganze zurück. Die Pisten sind wirklich grauenvoll, die Landschaft einzigartig.

An der zweiten Lagune auf 4.370 Meter machen wir einen Stopp und gehen in den Thermalquellen baden. An der Lagune Colerado erleben wir ein heftiges Gewitter mit kirschgroßen Hagelkörnen. Das war so aber nicht geplant….Auf der gesamten Strecke bewegen wir uns immer weit über 4.000 Meter, der höchste Punkt ist auf 4.921 Meter. Alle drei schnaufen mal mehr und mal weniger und dennoch sind wir glücklich, als wir spät am Abend die Oase San Pedro de Atacama wieder erreichen. Glücklich und auch total geschafft. An der Küste und im Hinterland erkunden wir die Geschichte der indigenen Bevölkerung. Wir besichtigen einige der Scharrbilder, die von ihnen in die Felsen geritzt wurden. Darunter auch das weltweit größte, das ganze 86 Meter fasst. Wir tauchen in die damalige Industrie um den Salpeterabbau ein, in den Krieg um den Salpeter und in den tiefen Fall, nachdem man ihn synthetisch herstellen konnte. Wie nah hier finanzieller Wohlstand und bittere Armut beieinander liegen ist fast unvorstellbar. In dem kleinen Fischerdorf Pisagua, weitab der Hauptroute, durchdringen die Geister der Vergangenheit jeden Lebensbereich. Früher gehörte es zu den größten Nitrathäfen von Chile, heute leben hier noch 260 Menschen, die sich vom Sammeln von Muscheln und angeschwemmten Algen ernähren. Der Ort war Strafkolonie und Gefängnis während Pinochets Militärdiktatur (1973-1989). Nach dessen Herrschaft, löste die Entdeckung mehrerer Massengräber einen internationalen Skandal aus. Auch wir besichtigen den Friedhof und erliegen der beklemmenden Atmosphäre, die ihn umgibt. Dann wandeln wir auf den Pfaden der Chinchorro-Mumien. Es ist schon erstaunlich, welches Wissen von einfachen Jägern und Fischen in dieser frühen Zeit (7000 v.Chr.) vorhanden war.

Im Azapa-Tal können wir die ältesten Mumien der Welt bestaunen und auch gleichzeitig detaillierte Aufzeichnung sehen, die bis ins kleinste zeigen, wie es gemacht wird. Surreal. Und ehe wir uns versehen sind wir ganz im Norden von Chile angekommen. Wo jetzt hin ??? Wegen politischer Unruhen ist eine Weiterreise nach Peru nicht möglich, also entscheiden wir uns kurzer Hand für Bolivien. Auf 3.700 Metern bleiben wir in dem schönen und verschlafenen Örtchen Pudre stehen um uns zu akklimatisieren. Das ganze Land Boliven liegt extrem hoch und wenn man hier Höhenprobleme bekommt, braucht man wenigstens zwei Tage, um wieder in halbwegs niedere Lagen zu kommen. Das wollen wir nicht riskieren und wählen die langsamere Version. Die Grenzen sind ohne Probleme und uns gefällt das Land auf Anhieb. Schneebedeckte Vulkane, grüne Weiden, Guanakos, nette Menschen. Was will man mehr???? Es dauert nicht lange und wir befinden uns auf direktem Weg zum Titicacasee und nachdem wir noch einmal in einer hügeligen Landschaft eingetaucht sind, öffnet sich vor uns der riesige See.

Wir sind am Titicacasee, wir können es kaum fassen. Die Überfahrt nach Cobacabana auf einer wackeligen Holzfähre ist alles andere als entspannt, dafür finden wir einen tollen Stellplatz direkt am See. Gletschergipfel, blau-silbern schimmerndes Wasser….kein Wunder, das die Inka sich diesen Ort für die Geburt ihrer Zivilisation gewählt haben. Der See ist 8.400 Quadratkilometer groß (ca. 15x größer als der Bodensee), befindet sich zwischen Peru und Bolivien und liegt auf 3.800 Metern Höhe. Damit ist er der weltweit höchstgelegene, für Schiffe befahrbare See. Das Wasser ist saukalt, aber hier müssen wir einfach baden gehen...

 

Weitere Bücher zu "Paulas-Reisen" unter www.paula-on-tour.de  oder in der Riesa Information (Hauptstraße 61, in Riesa)

 

 

 


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