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Geschäft mit dem Mitleid

Landkreis Meißen. Es ist wohl die niederträchtigste Art des Betruges, wenn man Menschen, die in Lebensgefahr oder zumindest in großer Not sind, zusätzlich beraubt oder ihre Notlage grob ausnutzt.

Sach- und Geldspenden für die Ukraine werden derzeit von vielen verschiedenen Hilfsorganisationen zusammengetragen. Doch welche sind wirklich seriös und wie diese zu erkennen sind, erklärt jetzt auch die Verbraucherzentrale.  Foto: PMArchiv/ Stock

Sach- und Geldspenden für die Ukraine werden derzeit von vielen verschiedenen Hilfsorganisationen zusammengetragen. Doch welche sind wirklich seriös und wie diese zu erkennen sind, erklärt jetzt auch die Verbraucherzentrale. Foto: PMArchiv/ Stock

Bild: Archiv/ Stock

Seit mehr als einem Monat herrscht Krieg in der Ukraine. Viele Helfer - auch aus dem Landkreis Meißen - haben sich entschlossen den Betroffenen vor Ort durch Spenden oder den Geflüchteten auf ihrem Weg in Sicherheit, zu helfen. Leider mischen sich unter die Scharr der Ehrenamtlichen und auch immer wieder »schwarze Schafe«, die auf Kosten der Geflüchteten noch ein betrügerisches Geschäft machen wollen.

 

So passiert auch in Coswig und an anderen Orten im Landkreis Meißen, wo betrügerische Spendensammler unterwegs waren. Sie nutzen die derzeit etwas unklare Lage aus: So waren eine Frau und ein Mann unterwegs und klingelten bei einer 94-jährigen Seniorin in Coswig. Sie baten die ältere Dame um eine Spende für ukrainische Kriegsopfer. Als die Seniorin das Geld für die Spende holte, folgten ihr die beiden in die Wohnung. Anschließend wurde die 94-Jährige nach einem Glas Wasser gefragt. Während sie dies aus einem anderen Zimmer holte, entwendeten die Unbekannten 500 Euro Bargeld sowie eine Geldkassette, in dem sich das Sparbuch befand. Als die Seniorin den Diebstahl bemerkte, hatten die angeblichen Spendensammler das Haus bereits verlassen.

 

Die Polizei rät, nicht an unbekannte Organisationen zu spenden. Außerdem niemals Fremde in die Wohnung lassen und ein gesundes Misstrauen an den Tag legen, um der Wertigkeit der Spendenorganisation auf den Grund zu gehen.

 

Doch wie erkennt man die seriösen Spendenorganisationen?

 

Trotz aller Hingabe und Hilfsbereitschaft, sollte man sich auch bei Spenden nicht nur von Emotionen oder spontanen Impulsen leiten lassen. Auch wenn Spenden für die Opfer des Russland-Ukraine-Krieges nach wie vor dringend benötigt werden. Steht auch immer die Frage nach der Seriosität im Raum: Erreicht meine Spende die Richtigen? »Nicht jede Einrichtung und nicht jedes Projekt ist leider vertrauenswürdig«, schätzt Micaela Schwanenberg von der Verbraucherzentrale Sachsen. Einerseits haben es Verbraucher selbst in der Hand: Gezielt an eine oder an wenige Organisationen zu spenden ist sinnvoller, statt nach dem »Gießkannenprinzip« an eine Vielzahl von Einrichtungen kleinere Summen zu verteilen. Weil bei jeder Einzelspende jeweils Verwaltungskosten anfallen, bleibt bei einer größeren Summer für eine Institution unterm Strich mehr für den eigentlichen Zweck. Auch spontane Spenden auf der Straße oder an der Haustür sind wenig ratsam. »Vor einer Spende sollte man sich genau über den Empfänger und das Spenden-Projekt informieren«, empfiehlt Micaela Schwanenberg weiter. Spendenbereite sollten sich mit Projekt und dem Spendenzweck persönlich identifizieren können.

 

»Andererseits gibt es einige Indizien, die für die Seriosität von Spendenorganisationen stehen: Die Einsicht in den Jahresbericht einer Organisation erlaubt eine erste Einschätzung«, regt Schwanenberg an. Seriöse Einrichtungen und Projekte kommunizieren ihre Zielsetzungen und ihre Ausgaben für Verwaltung und Werbung transparent. »Man geht immer davon aus, dass die Kosten, die für Verwaltung und Werbung aufgewandt werden, die Größenordnung von 30 Prozent nicht überschreiten sollten«, gibt Schwanenberg als Richtwert.

 

Orientierung kann auch das Spenden-Siegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen bieten. Die anerkannte Gemeinnützigkeit einer Einrichtung kann ebenfalls Indiz für die Vertrauenswürdigkeit sein. Ausführliche und nachvollziehbare Angaben zur Adresse, Namensangabe verantwortlicher Personen im Impressum der Website einer Einrichtung sprechen ebenfalls für Seriosität. Vertrauenswürdige Organisationen setzen in ihrer Werbeansprache auf Sachlichkeit und Fakten, nicht ausschließlich auf Emotionalität.

 

In bezug auf die Spendenorganisationen gilt also auch eine gesunde Skepsis und Nachprüfbarkeit der Arbeit bevor der eigene Scheck gezückt wird.


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