Farrar/ Müller

»Freut euch nicht zu früh ...«

Landkreis Meißen: Überlegungen der Linken im Landkreis Meißen zum »Bündnis Sarah Wagenknecht«.
Kerstin Lauterbach und Harald Kühne, Kreisverband der Linken.

Kerstin Lauterbach und Harald Kühne, Kreisverband der Linken.

Bild: Müller

Die vormalige Linken-Politikerin Sarah Wagenknecht gründete ein Bündnis (BSW), das 2024 als Partei zur Europawahl antreten soll. Wagenknecht stellte ihre Pläne mit den Worten vor: »Wir haben uns zur Gründung einer neuen Partei entschieden, weil wir überzeugt sind, so, wie es derzeit läuft, darf es nicht weitergehen. Sonst werden wir unser Land in zehn Jahren wahrscheinlich nicht wiedererkennen.«

 

Die Partei soll Anfang 2024 gegründet werden. Die Reaktionen an der Basis fallen unterschiedlich aus. Kerstin Lauterbach und Harald Kühne vom Ortsverband Großenhain der Linken informieren: »Selbstverständlich wird bei uns viel diskutiert und natürlich machen wir uns Sorgen, seitdem Sarah Wagenknecht erklärte, eine neue Partei zu gründen. Aber wir halten zu unserer Partei, die wir hier in der Region aufgebaut haben, mit der wir durch alle Höhen und Tiefen gegangen sind, mit der wir auch in der Kommunalpolitik Spuren hinterlassen haben.«

 

Sie stellen außerdem klar, dass sie an ihren Grundüberzeugungen festhalten und die Linke weiterhin als Partei für den Alltag, als Friedenspartei und Partei für soziale Gerechtigkeit sehen. Lauterbach und Kühne betonen, dass sich daran nichts ändern werde. »Das hält uns aber nicht davon ab, kritisch mit unserer Parteiführung ins Gericht zu gehen«, erklärt Kerstin Lauterbach und analysiert, dass öffentlicher Streit und die Überbetonung von Randthemen geschadet haben und es nun viel Mühe kosten wird, das Vertrauen der bisherigen Wähler wiederzugewinnen.

 

Dieser Aufgabe werden sie sich als Ortsverband Großenhain-Nünchritz mit aller Kraft stellen. Außerdem wollen sie jenen, die sich schon wieder über den vermeintlichen Untergang der Linken freuen, mit den Worten »Wir sind gekommen, um zu bleiben!«, sagen, dass sie sich, wie auch in den letzten Jahren, zu früh gefreut haben. Kerstin Lauterbach informiert außerdem darüber, dass es seit dem Austritt von Wagenknecht wieder mehr neue Mitglieder gibt, da diese nun sowohl eine Sicherheit als auch eine neue Kontinuität sehen würden.

 

Gekommen, um zu bleiben

Uli Köhler, der Vorsitzende des Kreisverbandes Meißen der Linken und Direktkandidat für die Landtagswahl 2024 für die Region, bedauert die Spaltung und sagt: »Bei uns Linken steht der Pluralismus wie in Stein gemeißelt in den Programmen. Doch nicht wenige der Mitglieder der Führungsriegen von Bundesverband und Bundestagsfraktion haben es mit der eigenen Anwendung des Pluralismus so genau genommen. Die Spaltung bestätigt die langen persönlichen und inhaltlichen Differenzen führender Parteimitglieder.« Hinzu komme, so Köhler, der fehlende Weitblick in Bezug auf Konsequenzen ausufernder Zwistigkeiten. Nicht nur, dass sie dem öffentlichen Ansehen der Partei geschadet haben, sie haben auch an der Basis im ländlichen Raum die Arbeit erschwert, kritisiert Köhler. »Bestimmt werden auch Genossen aus unserem Landkreis den Weg zu Sarah Wagenknecht suchen. Als Kreisvorsitzender werde ich den Scherbenhaufen schnell zusammenkehren, nicht im Weg stehen«, so der Kreisvorsitzende.

Köhler sei Sozialist aus Verantwortung und Überzeugung, für ihn gab es immer eine wissenschaftlich fundierte Basis, aus dem dialektischen und historischen Materialismus abgeleitet, betont er. Daraus folge für ihn der notwendige Untergang des Kapitalismus. »Unser Ziel ist es, eine Gesellschaft, in der erst der Mensch und seine Umwelt und dann das Geld steht, zu schaffen. Zu all dem finde ich im BSW nichts«, kritisiert der Direktkandidat für die Landtagswahl. Er rät den Mitgliedern des Kreisverbandes, die Spaltung als Chance zu nutzen und fordert Konzentration auf Kernpunkte der Linken: »Arbeit – soziale Gerechtigkeit – Wohnen«. Diese Maxime gibt er mit den Worten »Packen wir es an!« mit auf den Weg.


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