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Ein Roadmovie über den Wolken

Ein echter Großenhainer auf der großen Kinoleinwand. Der rote Doppeldecker wird berühmt....

Ab Donnerstag zum Bundesstart präsentiert der Filmpalast Meißen täglich im Programm die tragikomische Buchverfilmung über unerfüllte Träume als fliegendes Roadmovie „Grüner wird´s nicht, sagte der Gärtner und flog davon“. Mit dabei die rote Hauptdarstellerin aus Großenhain „Kiebitz“. Interviewauszüge mit Produzent Benjamin Herrmann Wie sind Sie auf das Flugzeug aufmerksam geworden? Benjamin Herrmann: Im Roman ist das Flugzeug eine Piper, d.h. ein Flugzeug mit einer geschlossenen Kanzel. Ich wollte aber unbedingt einen offenen Flieger, am liebsten einen Doppeldecker, weil die so toll aussehen und außerdem in ihrer Altmodigkeit zu Schorsch passen. Wir haben uns zahllose Flugzeuge angesehen, sind regelrecht zu Spezialisten geworden, und haben letztlich auf einem Flugplatz in Sachsen (Großenhain) durch Zufall in einer Halle eine rote Kiebitz gefunden, einen Doppeldecker, den man nicht fertig kaufen kann, sondern nur als Bauplan – die Teile muss man sich dann zusammensuchen und selbst zusammenbauen. Die Maschine gehörte Jan Meißner, der eine Flugschule betreibt, und der, manchmal muss man Glück haben, Teil unseres Teams wurde und den Doppeldecker bei sämtlichen Flugaufnahmen in ganz Deutschland geflogen hat. Wie sind die Flugaufnahmen zustande gekommen? Benjamin Herrmann: Normalerweise würde man derartige Flugaufnahmen mit einem Hubschrauber drehen, da eine Drohne zu langsam wäre. Aber Hubschrauber sind für so viele Drehorte unbezahlbar und sorgen zudem für zu viele Verwirbelungen, die den Doppeldecker gefährdet hätten. Dazu fliegt der Doppeldecker mit ca. 80 km/h sehr langsam, eine Geschwindigkeit, bei der fast alle anderen Flugzeuge abstürzen würden. Also haben wir an einem zweiten Ultraleichtflugzeug, einer Savage, einen fernsteuerbaren Kamerakopf befestigt und dieses Setup immer wieder getestet, bis die Ergebnisse gut waren. Ein zweiter Kameramann, Markus Eckart, hat diese Kamera dann aus dem Kameraflugzeug gesteuert. Nun kann man mit Flugzeugen ja nicht einfach in der Luft stehen bleiben, um die richtige Position für eine Aufnahme zu finden, so dass die beiden Piloten, Tom Huber und Jan Meißner, extrem koordiniert arbeiten mussten und ein großes Vertrauen in die fliegerischen Qualitäten des jeweils anderen brauchten. Zum Teil waren die Flugzeuge in der Luft nur Meter voneinander entfernt. Mit dieser Konfiguration haben wir dann halb Deutschland abgeflogen, teils mit der Philomena-Darstellerin Emma Bading mit an Bord, teils mit Elmar Wepper selbst; bei den meisten Aufnahmen saß ich als Regisseur der Flugaufnahmen mit einem Monitor eingequetscht im Fußraum des Doppeldeckers. So sind die wirklich sensationellen Aufnahmen entstanden. 10 Fakten über den Doppeldecker „Kiebitz“ 1. Der Kiebitz ist ein Doppeldecker-Unikat und wurde nach einem Bauplan selbst zusammengebaut. Das Flugzeug wiegt nur 280kg und fliegt entspannte 80-100 km/h. Er ist für extreme Notfälle mit einem Gesamtrettungssystem ausgerüstet. 2. Theoretisch kann der Kiebitz auf jedem Feld, das hindernisfrei und länger als 200m ist, landen. In Deutschland muss allerdings stets auf zugelassenen Plätzen gelandet werden.   3. Wird der Kiebitz solo geflogen, muss der Pilot hinten Platz nehmen, damit der Schwerpunkt im zulässigen Bereich liegt.   4. Der Kiebitz wird um drei Achsen gesteuert: Die Querruder, das Höhenruder sowie das Seitenruder. Durch Bewegung des Steuerknüppels nach rechts und links wird das Flugzeug in der Waagrechten gehalten. Durch Ziehen und Drücken wird der Steig- und Sinkflug gesteuert. Mittels Fußpedalen wird die Richtung sowohl am Boden als auch in der Luft gehalten.   5. Der Vortrieb kommt durch den Motor, der sich der Nase des Flugzeugs befindet. Eine Besonderheit des Motors liegt darin, dass je Zylinder zwei Zündkerzen verbaut sind die durch unabhängige Zündkreise abgesichert sind. Auch bei Ausfall eines Zündkreises, einer oder mehrerer Zündkerzen, ist der Motor mit geringen Leistungsverlusten voll funktionstüchtig.   6. Aufgrund seines geringen Gewichts kann der Kiebitz bereits nach ca. 50-100m abheben.   7. Die Tragflächen sind mit einem speziellen, hochfesten Kunststoff bespannt. Dadurch wiegt die untere Tragfläche lediglich ca. 14 Kilogramm, die obere nur ca. 16 Kilogramm.   8. Der Rumpf der Kiebitz ist aus einem Stahlrohrrahmen gefertigt und genietet.   9. Zur Federung des Fahrwerks werden Expandergummis verwendet.   10. Für den Dreh wurde der Kiebitz ein wenig umgebaut. Damit Elmar Wepper nicht selbst das Flugzeug steuern muss, wurden am vorderen Sitzplatz Hebel für Bremse und Gashebel eingebaut, so dass ein erfahrener Pilot den Kiebitz auch von vorn sicher starten und landen kann, während Elmar Wepper auf dem eigentlich Pilotensitz so tun kann, als würde er selbst steuern.


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