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Verena Farrar

Apotheken gegen Zukunftsklau: Lieferengpässe und Arbeitsbedingungen nicht mehr hinnehmbar

Landkreis Meißen.Streik: Viele Apotheken bleiben am 14. Juni geschlossen
Die Probleme der Apotheken in der Versorgung mit Medikamenten müssen bei den Patienten ankommen.

Die Probleme der Apotheken in der Versorgung mit Medikamenten müssen bei den Patienten ankommen.

Bild: Pexels

Wenn Sie am 14. Juni bei der Apotheke ihres Vertrauens vor verschlossenen Türen stehen, ist das kein böser Wille der Apotheker, sondern ein verzweifelter Schrei nach Hilfe der gesamten Branche. An diesem Tag werden aus Protest gegen die vorherrschende Arzneimittellieferpraxis und die Kostenstruktur unter dem Motto: »Gegen Zukunftsklau« viele Apotheken geschlossen bleiben - sie streiken! Mit der Aktion will man die Politik auf die Probleme aufmerksam machen, mit denen die Apothekerschaft aktuell zu kämpfen hat. Die Branche hofft dabei auch auf einen berechtigten Aufschrei bei ihren Kunden, den Patienten.

 

Denn Ärzte und Apotheker wissen, wo der »Schuh drückt«, und stellen ihre Forderungen: Die Bundesregierung muss eine nationale Arzneimittelreserve für versorgungskritische und versorgungsrelevante Arzneimittel einrichten. Das hat der 127. Deutsche Ärztetag in Essen angesichts anhaltender Lieferengpässe von Arzneimitteln gefordert. Auch müssten Anreize geschaffen werden, die Produktion von Arzneimitteln in europäische Länder zurückzuführen – einschließlich der Produktion von Ausgangs- und Hilfsstoffen. Die Ärzteschaft appellierte mit Nachdruck an die Bundesregierung, innerhalb der Europäischen Union darauf hinzuwirken, dass EU-weite Lösungen für die wiederkehrenden Lieferengpässe gefunden werden. Darüber hinaus müssten die pharmazeutischen Unternehmen strafbewehrt dazu verpflichtet werden, drohende oder manifeste Lieferengpässe zu melden.

 

Der 127. Deutsche Ärztetag forderte in weiteren Beschlüssen die Politik auf, »einen Ausschluss von Regressen gegen Ärzte wegen‚ unwirtschaftlicher Verordnung von Arzneimitteln gesetzlich zu verabschieden«. Zudem bedürfe es rechtlicher Rahmenbedingungen, um Notdienstapotheken eine Bevorratung mit vielverordneten, relevanten Wirkstoffen zur sicheren Versorgung von Akut- und Notfallpatienten zu ermöglichen.

»Wir rechnen mit einer großen Beteiligung der sächsischen Apothekerschaft am Protest«, versichert Dr. Kathrin Quellmalz vom Sächsischen Apothekerverband e.V..

Regionale Abfragen zu den Schließungen habe man aber nicht durchgeführt. Die Akutversorgung der Bevölkerung wird über die Notdienstapotheken, vergleichbar der Versorgung an Sonn- und Feiertagen, sichergestellt. Patienten können sich unter www.aponet.de  oder der Telefonnummer 22833 über die diensthabende Apotheke informieren.

 

 


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