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Tony Keil

"Wir wollen einfach helfen"

Weißwassser. Das KiEZ in Weißwasser ist Erstaufnahme-Einrichtung für Geflüchtete aus der Ukraine. Die Hilfsbereitschaft ist groß, das Engagement der Mitarbeiter ebenso. Die Kapazitäten sind aber schon ausgereizt.

Die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine trafen vor etwa zwei Wochen in Weißwasser ein. Im Kindererholungszentrum am Braunsteich (KiEZ) fanden sie in den Zimmern und Bungalows Unterkunft. Inzwischen zählt das KiEZ auch zu den Erstaufnahme-Einrichtungen für ukrainische Kriegsflüchtlinge. Viele Menschen helfen vor Ort, darunter Ärzte und Dolmetscher. Unter ihnen ist auch Nataliya Krause. Die Geschäftsführerin des Pflegeteams Krause kommt aus der Ukraine. So oft sie es zeitlich einrichten kann, ist sie vor Ort und übersetzt.
 
Die ersten Tage beschreibt sie als turbulent. Die Menschen, die im KiEZ ankamen, hatten viele Fragen. Wo sie denn jetzt genau sind, wollten viele wissen, was sich natürlich noch sehr leicht beantworten ließ. Bei der Frage, wie lange sie jetzt hier bleiben, wurde es für die Helfer aber schon schwieriger. Vieles war zu Beginn unorganisiert, an mancher Stelle drückt immer noch der Schuh. Der Landrat hatte die aktuelle Situation vor einigen Tagen sehr treffend als Chaos-Phase beschrieben.
 
Zu klären und zu organisieren gab es viel. Die Menschen brauchen nicht nur Unterkunft, sondern auch Essen. Außerdem sind Internetzugang und Prepaid-Karten fürs Handy begehrt, um mit der Heimat in Kontakt bleiben zu können. Die Hilfsbereitschaft war in jedem Fall groß. Im Keller finden sich von Kinderwagen über Kleidung bis zu Spielzeug jede Menge Spenden. Auch Nataliya Krause hat ihren Kinderwagen mitgebracht. "Ich bin wirklich erstaunt, wie viele Spenden hier schon in der ersten Woche eingegangen sind", erzählt sie. Was vielen Geflüchteten fehlt, ist die Möglichkeit, an Geld zu kommen. Die Ukrainischen Hrywnja lassen sich aktuell nicht tauschen. Eine EC-Karte hat nicht jeder dabei.
 
Heute (23. März) kamen wieder 50 Menschen an, damit sind aktuell 340 Geflüchtete im KiEZ untergebracht. Morgen sollen nochmal 100 dazukommen. Dann sind alle Plätze belegt. Zwar hat das KiEZ 500 Betten. Die sind aber auf 2er-, 4er- und 6er-Zimmer verteilt. Wenn dann eine Familie mit 5 Personen ein Zimmer bezieht, wird natürlich nicht noch eine einzelne Person dazu geschickt. Es wurden sogar schon zwei Freizeiträume kurzerhand umfunktioniert, um genug Platz zu haben. Für KiEZ-Chef Rico Jung keine große Sache. "Wir wollen einfach helfen", erzählt er uns am Telefon. Auch die Bungalows mussten aufgerüstet werden. Die sind nur für den Betrieb im Sommer ausgelegt. Es fehlte eine Möglichkeit zum Heizen. Also wurden kurzerhand Elektroheizkörper organisiert.
 
Worauf viele Geflüchtete jetzt warten, ist die Registrierung. Die braucht es für den Aufenthaltstitel, der wiederum viele Dinge möglich macht. Etwa das Arbeiten, der Bezug einer Wohnung, staatliche Unterstützung und den Besuch der Schule für Kinder. Für die Registrierung will die Landesdirektion ein mobiles Team ins KiEZ schicken. Wann das passiert, ist aber noch nicht klar. Es ist viel zu tun, nicht nur in Weißwasser kommen Menschen aus der Ukraine an.
 

Rico Jung: "Es ist Wahnsinn, was hier an Spenden eingegangen ist."

 
KiEZ-Chef Rico Jung ist von der Hilfsbereitschaft der Menschen und vom Engagement seiner Mitarbeiter begeistert. "Vielen, vielen Dank an alle. Es ist Wahnsinn, was hier an Spenden eingegangen ist. Da geht einem das Herz auf." Auch die Mitarbeiter lobt er. "Sie alle helfen unermüdlich, wo sie nur können." Allen anderen Helfern, die vor Ort mit anpacken, möchte er ebenfalls danken. Zum Beispiel den Übersetzern, ohne die es nicht ginge. Denn nur wenige Ukrainer sprechen Englisch, noch weniger Deutsch. "Die Sprachbarriere ist sehr groß. Wenn dann beispielsweise ein Kind kommt, Bauchschmerzen hat und Hilfe braucht, wären wir ohne die Übersetzer aufgeschmissen", so Jung. Apropos Kinder. Wer helfen will, kann gerade für die kleinsten etwas tun. "Babynahrung und Windeln werden aktuell immer gebraucht", sagt Rico Jung. Die Haarbürsten sind ebenfalls ausgegangen und Waschpulver wird auch benötigt.
 
Da Ostern näher rückt, steht natürlich auch die Frage im Raum, ob das KiEZ gebuchte Übernachtungen stornieren oder andere Angebote absagen muss. Danach sieht es aber nicht aus. "Wir haben vor Ostern einige Gäste, diese Buchungen wollen wir auch bedienen", sagt der KiEZ-Chef. Dass es beim Mitenander von Gästen und Geflüchteten zu Problemen kommen könnte, glaubt er nicht. Es geht sehr ruhig zu, die Menschen seien alle sehr freundlich und hilfsbereit.


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