Tony Keil

Was macht eine Montessori-Kita aus?

"Hilf mir, es selbst zu tun." Auf diesen Satz könnte man die Pädagogik von Maria Montessori herunterbrechen. In der Kita Bergblick wird dieser Leitsatz seit Jahren beherzigt.

Olbersdorf. Nach der Wende stand auch für Kindergärten plötzlich die Frage im Raum: Wie geht es weiter und woran richten wir unsere Pädagogik aus? In der Olbersdorfer Kita Bergblick entschied man sich für die Montessoripädagogik. Das war nicht von heute auf morgen getan, denn die Erzieherinnen brauchten eine entsprechende Ausbildung. Zwei Jahre ging es für sie regelmäßig nach Görlitz, auch an Wochenenden, ehe sie das Montessori-Diplom in der Tasche hatten und das Konzept, dass die italienische Ärztin und Reformpädagogin Maria Montessori entwickelte, umsetzen konnten.
 
Angesprochen auf die Besonderheit der Kita hat Beate Schmidt eine Anekdote parat. Wenn Handwerker im Haus sind, dann fragen die oft verwundert, warum es in der Kita so ruhig zugehe, erzählt die Leiterin. Ihre Erklärung: Die Kinder werden in alles mit eingebunden, sind immer beschäftigt. Das beginnt schon beim Frühstück. Das geben nicht die Eltern mit, es wird in der Kita zubereitet. Und schon hier packen die Kinder mit an, schneiden Obst, schmieren Brote, decken den Tisch. Alles dem Entwicklungsstand entsprechend. Wer es kann, schmiert sich sein Brot selbst, wer noch übt, bekommt Unterstützung. Auch beim Abwasch wird mit angepackt. »Da wird nicht immer alles perfekt sauber, deswegen kommt das Geschirr danach nochmal in den Spüler«, so Beate Schmidt. Aber das Abräumen des Tisches und Abwaschen des Geschirrs gehört eben zum Essen. Auch das sollen die Kinder lernen.
 

Ohne Regeln funktioniert eine Gemeinschaft nicht

 
Wert legen die Pädagoginnen und Pädagogen auch darauf, dass keine Wartezeiten für die Kinder entstehen. Nach dem Frühstück werden die Zähne geputzt, danach geht’s direkt zur »Freiarbeit« genannten Spiel- und Lernzeit. Die Lernmaterialien sind nach Sachthemen und Schwierigkeitsgrad geordnet und für die Kinder frei zugänglich. Wo, mit wem und womit die Kinder spielen, entscheiden sie selbst. Die Pädagogen sind Vermittler, die unterstützen. Sie helfen dem Kind, Dinge selbst zu schaffen. Das bedeutet aber nicht, dass jedes Kind tun und lassen kann, was es will. »Wir sind eine Gemeinschaft, ohne Regeln und Strukturen funktioniert unser Kita-Alltag nicht«, sagt die Kita-Leiterin. Wie mit den Materialien und vor allem den anderen Kindern und den Erwachsenen umgegangen werden soll, ist klar definiert und die Erzieherinnen und Erziehern achten darauf, dass die Grenzen nicht überschritten werden.
 
Der Ansatz ist, jedes Kind als individuelle Persönlichkeit zu sehen, ihm Selbständigkeit, Lebenskompetenz und einen wertschätzenden Umgang im täglichen Miteinander beizubringen und Stärken zu fördern. Ein Beispiel: Schneiden und Malen sind zwei Tätigkeiten, die die Feinmotorik fördern. Aber nicht jedes Kind malt oder schneidet gern. »Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, die Feinmotorik eines Kindes zu stärken«, erklärt Beate Schmidt. Dieses Lernziel kann man also auch anders erreichen.
 
In der Kita gibt es eine Krippen- und drei Familiengruppen. In den Familiengruppen lernen Kinder altersgemischt. Durch das teiloffene Konzept ist es den Kindern möglich, sich im Haus frei zu bewegen. Mancher traut sich schon früh zu den »Großen«, manch anderer braucht vielleicht etwas länger. Aber es soll aus eigenem Antrieb entstehen.
 
Die Arbeit in der Kita wird regelmäßig evaluiert und die Mitarbeiterinnen bilden sich ständig weiter. »In Zusammenarbeit mit unserer Kitasozialarbeiterin haben wir unseren Schwerpunkt 2022 auf die Sprachförderung gesetzt«, so Beate Schmidt.Wer Interesse an dem Konzept hat und sich der Kita einmal anschauen will, kann einfach unter 03583/690479 anrufen und einen Termin ausmachen. Die Kita Bergblick bietet 25 Krippen- und 83 Kindergartenplätze, davon zehn Integrationsplätze.


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