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Warnstreiks am MedLab gehen weiter

Görlitz. Am Medizinischen Labor des Görlitzer Klinikums wird weiter regelmäßig gestreikt. Es geht um einen Tarifvertrag. Aktuell verhandelt die Klinikleitung aber nicht mit der Gewerkschaft.

Warnstreik am 15. Januar: Die MedLab-Mitarbeiter kämpfen um einen Tarifvertrag.

Warnstreik am 15. Januar: Die MedLab-Mitarbeiter kämpfen um einen Tarifvertrag.

Bild: T. Keil

Am 15. Januar war es wieder soweit. Zum neunten Mal kam die Belegschaft des Medizinischen Labors am Görlitzer Klinikum (kurz MedLab) zu einem Warnstreik zusammen. Runde zehn folgte tags darauf. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, derzeit sind es 25 an der Zahl, kämpfen darum, in den Haustarifvertrag des Krankenhauses übernommen zu werden, streiken deshalb seit September regelmäßig. Dann wird nur der Notdienst aufrechterhalten, um die Versorgung der Patienten sicherzustellen.

 

Die Belegschaft der MedLab Görlitz GmbH, die eine 100-prozentige Tochter des Klinikums ist, arbeitet zu schlechteren Bedingungen als die Kollegen am Klinikum, weil für sie der Tarifvertrag nicht gilt. So gibt es beispielsweise sowohl am MedLab als auch in der Pathologie Medizinisch-technische Assistenten (MTA). Das Monatsentgelt ist am MedLab aber geringer, außerdem gehen die Mitarbeiter des Labors im Gegensatz zu den Kollegen in der Pathologie nur 30 Stunden arbeiten, nicht Vollzeit. Das mindert den Verdienst im Vergleich nochmals. Noch dazu muss die Arbeit am Labor, das auch für umliegende Kliniken und die Blutspende arbeitet, 24/7 abgesichert sein. Fürs MedLab heißt das also Spät- und Nachdienste und auch arbeiten an Sonn- und Feiertagen.

 

Es geht der Belegschaft aber nicht nur ums Geld, sondern auch um die Zukunft des Labors. 20 MTA arbeiten derzeit am MedLab, 13 davon gehen in den kommenden fünf Jahren in Rente. Alleine dieses und kommendes Jahr werden es voraussichtlich jeweils drei sein. Dem gegenüber stehen vier Azubis. Ob die alle bleiben, oder sich nach der Ausbildung eine besser bezahlte Stelle suchen, ist offen. Auch andere Bewerber werden genau vergleichen. Man wolle keine Sonderbehandlung oder riesige Gehaltserhöhung. Man wolle lediglich die gleiche Behandlung wie die anderen Mitarbeiter des Klinikums, sagt der MedLab-Betriebsrat. Aus dessen Sicht wäre es am besten, das Labor wieder ins Klinikum einzugliedern.

 

Derzeit keine Verhandlungen

 

Wie es weitergeht, steht derzeit in den Sternen. Die Geschäftsführung ist derzeit nicht bereit, Gespräche mit der Gewerkschaft ver.di zu führen. Gespräche gibt es nur mit dem Betriebsrat. Der aber kann keinen Tarifvertrag verhandeln. Das darf nur eine Gewerkschaft. Dem Betriebsrat hat die Klinikleitung neue »Allgemeine Arbeitsbedingungen« vorgelegt (darin werden Löhne, Arbeitszeiten etc. geregelt). Die dort angebotenen Bedingungen seien aber laut Betriebsrat schlechter gewesen als die aktuellen. Man nimmt an, dass es als eine Art Auftaktangebot zu Verhandlungen verstanden werden sollte. Doch die Belegschaft will gar keine neue Vereinbarung zu den Allgemeine Arbeitsbedingungen. Denn die kann von heute auf morgen auch wieder geändert werden. Deswegen pocht man auf den Tarifvertrag.

 

Die Klinikleitung hatte uns im November auf Anfrage mittgeteilt, dass man die Anliegen und Sorgen ernst nehme und die Arbeit und das Engagement der Kolleginnen und Kollegen in der Tochtergesellschaft sehr schätze. Man habe entschieden, aktuell keine Verhandlungen mit ver.di zu führen. Als Grund dafür wurde sehr allgemein auf die »aktuellen betrieblichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen« verwiesen.

 

Deswegen werden die Streiks weitergehen. Die nächsten zehn Streiktage hat Gewerkschaftssekretärin Theresa Menzel bereits beantragt. Die MedLab-Belegschaft ist froh, dass die Gewerkschaft an ihrer Seite steht, obwohl es »nur« um 25 Beschäftigte geht. »Wir haben keine Traktoren, die wir vor Autobahnauffahrten stellen können. Aber wenn wir jetzt nicht für unser Anliegen kämpfen, dann haben wir vermutlich nie mehr eine Chance auf einen Tarifvertrag«, fasst es eine Mitarbeiterin zusammen.


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