

In den kommenden Jahren wird Görlitz mit einem deutlichen Anstieg des Zahnärztemangels konfrontiert sein. Es fehlen sowohl Allgemeinzahnärzte, Fachzahnärzte als auch Kiefernorthopäden. Im Jahr 2021 betrug das Durchschnittsalter der Allgemeinzahnärzte in Görlitz 57 Jahre, wobei fast 50 Prozent der Zahnärzte 60 Jahre und älter waren. Geeignete Nachfolger zu finden, fällt den Praxisinhaber oft schwer. Als Reaktion auf die drohende Unterversorgung haben sich Zahnärzte aus Görlitz und Umgebung zusammengetan und in einem Zahnärztestammtisch Maßnahmen diskutiert und abgestimmt. Unterstützung gab’s dabei von der Wirtschaftsförderung der Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH (EGZ).
Als Ergebnis wurde die Idee entwickelt, Görlitz als Famulaturstandort bei sächsischen Hochschulen und Studierenden bekannt zu machen. Die Famulatur ist ein Pflichtpraktikum, das mit der Einführung der neuen Studienordnung 2021/2022 gestartet wurde. Nach einem umfassenden Bewerbungsprozess listet die TU Dresden seit Ende 2023 Görlitz als potenziellen Praxispartner. Die erste Studentin beginnt bereits diesen März ihre vierwöchige Famulatur in der Gemeinschaftspraxis L33-Zahnärzte in Görlitz und in der Praxis Kerstin Jentzsch in Gersdorf. Die zehn teilnehmenden Zahnarztpraxen haben sich in fünf Tandems zusammengefunden, um den Berufsanfängern einen möglichst umfassenden Überblick an Organisationsformen und Tätigkeitsfeldern der Zahnmedizin außerhalb der Universität zu ermöglichen.
Gefördert wird das Famulaturprojekt von der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Sachsen (KZVS). Durch die finanzielle Unterstützung soll den Studierenden der Anreiz gegeben werden, die Famulatur außerhalb der beiden sächsischen Hochschulstandorte für Zahnmedizin in Dresden und Leipzig zu absolvieren.
Das Görlitzer Famulaturangebot ist für die Studierenden auf einer neuen Website einsehbar. Die Zahnärzte Anne Herzog und Dr. Marian du Moulin betonen, wie wichtig es dabei war, möglichst viele zahnärztliche Kollegen von Anfang an für das Konzept zu gewinnen: „Die Konkurrenz ist groß. Viele Regionen sehen durch die Famulatur eine Möglichkeit, junge Zahnmedizinstudenten auf ihre Region aufmerksam zu machen. Erst die breite Unterstützung durch die zahnärztliche Kollegenschaft, die EGZ, den Landkreis Görlitz und die KZVS ermöglicht eine erfolgreiche Famulaturzeit für die Studenten in der Region“, erklärt du Moulin.
EGZ-Geschäftsführerin Eva Wittig begrüßt den Zusammenschluss der vielen Akteure: „Dass die Zahn-ärzte in unserer Stadt ihre Kräfte bündeln, um gemeinsam eine Lösung für das Problem zu erarbeiten finde ich beispielhaft.“ Und sie betont: „Die Görlitzer Famulaturtage und die enge Zusammenarbeit mit Zahnärzten sind ein wichtiger Schritt, um den absehbaren Zahnärztemangel in Görlitz entgegenzu-wirken und gleichzeitig die Attraktivität unserer Stadt als Praxisstandort für junge Zahnmediziner zu steigern.“ Sie hofft auch auf positive Effekte für die Stadt: „Es darf sich ruhig herumsprechen, dass junge Zahnärzte hier gute Jobaussichten und tolle Lebensbedingungen vorfinden.“