Dank einer Allgemeinverfügung ist das Klettern jetzt an rund 130 Felsen im Zittauer Gebirge offiziell erlaubt. Praktisch: Die Klettermöglichkeiten sind außerdem in einem digitalen Kletterführer erfasst.
„In dem Kletterführer werden rund 130 Felsen vorgestellt. Anerkannt waren vorher circa 80“, erzählt der Vorsitzende der Sektion Zittau des Deutschen Alpenvereins (DAV), Bernd Stieler. Das Problem dabei: Geklettert wurde nicht nur an 80 Felsen, an vielen Gesteinsformationen waren die Sportler aber bisher bestenfalls geduldet. Erlaubt war das Klettern dort nicht. Diesen Konflikt wollte man beenden. Deswegen ist der DAV vor einiger Zeit mit der Idee einer Kletterkonzeption an die Untere Naturschutzbehörde (UNB) des Landkreises Görlitz herangetreten. Und da nicht nur auf deutscher Seite geklettert wird, holte man sich noch einen tschechischen Partner ins Boot. Das brachte neben mehr Daten für Kletterfreunde einen weiteren Vorteil. Das Projekt konnte über das Programm „Hallo Nachbar. Ahoj sousede.“ mit EFRE-Mitteln gefördert werden.
Allgemeinverfügung
Im Normalfall muss das Klettern an jedem Felsen einzeln geprüft und genehmigt werden. Das dient dazu, das Klettern und den Naturschutz in Einklang zu bringen. Um das für ein größeres Gebiet zu regeln, kann eine Kletterkonzeption erstellt werden. „Zu Beginn waren wir der Meinung, dass wir auch für das Zittauer Gebirge eine derartige Konzeption brauchen. Wir haben aber während der Arbeit gemerkt, dass das bei uns nicht nötig ist“, sagt Jeannette Gosteli von der UNB. Viele Felsen hatten im Laufe der Jahre zwar den Weg in diverse Kletterführer gefunden, ohne ein Anerkennungsverfahren zu durchlaufen, in Sachen Naturschutz lag aber nichts im Argen. „Wir haben uns alle Felsen angeschaut. Es gab aber keine großen Beeinträchtigungen mehr durch den Klettersport“, so Gosteli. Früher seien die Felsen stärker frequentiert worden. Durch Klettersteige und –hallen verteile sich das heute mehr. „Ich war angenehm Überrascht von der Situation vor Ort. Es gab keine Magnesia-Spuren und es lag auch kaum Müll herum“, sagt Jeannette Gosteli. Dadurch wurde klar, dass es lediglich eine rechtliche Legitimation brauchte. Die ist mit einer Allgemeinverfügung nun geschaffen worden. An allen im Kletterführer auf deutscher Seite aufgeführten Felsen ist das Klettern damit erlaubt.
Kletterführer
Der digitale Kletterführer ist über die Website des DAV Zittau erreichbar und zweisprachig, Deutsch und Tschechisch, angelegt. Er bietet diverse Suchfunktionen und viele Infos für die verschiedenen Kletterrouten. Angegeben werden der Bewuchs, die Absicherung, die durchschnittliche Sonnenscheindauer auf der Route, die Feuchte und Felsbeschaffenheit. Ein Smiley zeigt außerdem, wie lohnend andere Kletterer die Route empfanden. Auch die GPS-Koordinaten, der beste Parkplatz und der Zustieg sind aufgeführt. „Uns war es wichtig, dass die Wege zu den Kletterfelsen mit angegeben werden“, sagt Jeannette Gosteli. Außerdem wird im Kletterführer auch angezeigt, wenn ein Felsen gesperrt ist und die
sächsischen Kletteregeln sind aufgeführt. Da man im Gebirge mangels Empfang kaum ins Internet kommt und damit auch den Kletterführer im Zweifel nicht erreicht, gibt es außerdem die Möglichkeit, sich die gewünschten Infos zu Felsen und Routen vorab als PDF herunterzuladen.
Lausitzer Gebirge
Auch die Kletterfelsen auf tschechischer Seite werden im
Kletterführer gezeigt. Bei der Umsetzung hat die Ortsgruppe Nový Bor des DAV Zittau geholfen. Allerdings sind die Arbeiten hier noch nicht abgeschlossen. „Wir fanden die Idee gut, weil sich das Gebiet so als Ganzes erschließt“, sagt Petra Sochova von der Ortsgruppe Nový Bor. Sie hat den Kletterführer gemeinsam mit drei Kollegen ins Tschechische übersetzt. Aktuell sind über 50 Felsen auf tschechischer Seite aufgeführt. Am Ende werden es circa 100 sein. Dass die Bearbeitung hier etwas länger dauert, liegt an den verfügbaren Daten. Auf deutscher Seite lagen bereits digitale Daten zu den Felsen vor, in Tschechien müssen die erst erstellt werden.