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Tony Keil

Kreis richtet Notunterkunft ein

Landkreis Görlitz. Viele Flüchtlinge aus der Ukraine erreichen derzeit den Landkreis Görlitz. Die Situation ist unübersichtlich, aber die Hilfsbereitschaft groß. Der Kreis hat im Görlitzer BSZ eine Notunterkunft eingerichtet.
Aus der Sporthalle des Görlitzer Berufsschulzentrums Christoph-Lüders wurde am vergangenen Wochenende kurzfristig eine Unterbringungsmöglichkeit für Geflüchtete gemacht.

Aus der Sporthalle des Görlitzer Berufsschulzentrums Christoph-Lüders wurde am vergangenen Wochenende kurzfristig eine Unterbringungsmöglichkeit für Geflüchtete gemacht.

Bild: T. Keil

Irgendwo in der Ukraine packt eine Familie in Eile Koffer, schnappt die Kinder und fährt im Auto Richtung Polen. So lange, bis das Benzin alle ist. Dann geht es zu Fuß weiter. Nach einigen Kilometern können die Kinder nicht mehr, sind zu erschöpft. Also lassen die Eltern Koffer zurück, tragen stattdessen die Kinder. Irgendwann erreicht man einen Bahnhof, von dem aus es im Zug weitergeht. "Die Menschen kommen hier mit nur wenigen Taschen an, sind völlig übermüdet, weil sie seit Tagen unterwegs sind", erzählt Kreisbrandmeister Björn Mierisch.
 
Am Montagmorgen waren es wieder 350, die am Görlitzer Bahnhof ankamen. Bereits am Samstag hatten Feuerwehr, THW, DRK und Mitarbeiter des Landratsamtes die Turnhalle des BSZ Christoph Lüders in Görlitz in eine Aufnahmeeinrichtung für Kriegsflüchtlinge umgewandelt. Es gibt Betten und Verpflegung. 250 Plätze gibt es in Görlitz, 400 sind es in Zgorzelec. Die Menschen sollen hier zur Ruhe kommen können. Für die meisten geht es nach einer Nacht weiter. Entweder in die Erstaufnahmeeinrichtung nach Leipzig, vielleicht auch zu Verwandten oder Bekannten. Oft sind Großstädte das Ziel, weil es dort schon eine ukrainische Community gibt. Görlitz und Zgorzelec sind nur Durchgangsstation. Weil aber nach 22 Uhr keine Züge mehr gen Dresden oder Leipzig fahren, braucht es die Unterkunft. Niemand soll nachts draußen schlafen müssen.
 
Schwierig ist die Organisation. Oft ist nicht klar, wann wie viele Menschen ankommen. Das liegt zum einen daran, dass die Sonderzüge oft stark verspätet ankommen, aber auch daran, dass viele Menschen unterwegs aussteigen. Sei es, weil sie irgendwo unterkommen, oder weil sie in eine andere Richtung wollen und deshalb den Zug wechseln. Das macht die Planung schwierig. Landrat Bernd Lange bezeichnet es als Chaos-Phase, die aber in solchen Situationen normal sei. Man müsse das jetzt eben in geordnete Bahnen lenken. "Ein Dank geht an all die Menschen, die hier mit anpacken", sagt Lange. Allein beim Herrichten des BSZ packten 40 ehrenamtliche Helfer sechs Stunden lang mit an. "Ich bin überwältigt von der Solidarität der Menschen und es freut mich außerordentlich, einmal mehr zu erleben, dass unsere Gesellschaft in schweren Zeiten zusammensteht. Auch die gute Zusammenarbeit mit dem Partnerlandkreis Zgorzelec ist in dieser Situation von unschätzbarem Wert und steht beispielhaft für ein Europa, das zusammenhält."
 
Die Unterbringung in der Turnhalle ist, wie bereits erwähnt, nur eine Übergangslösung für eine Nacht. Aber auch eine längerfristige Unterbringung derer, die aus der Erstaufnahmeeinrichtung dann dem Landkreis zugewiesen werden, muss organisiert werden. Man will das im Kreis Görlitz immer in Absprache mit den jeweiligen Bürgermeistern tun. Auf Massenunterkünfte will man dabei verzichten. Der Bedarf an möbliertem Wohnraum ist groß. Angebote können weiter über das Portal https://ukraine-goerlitz.de/ gemeldet werden. Dass die Hilfsbereitschaft groß ist, zeigt sich auch hier. Über 2.000 Betten waren bis Montag (14. März) gemeldet worden. Inzwischen dürften es noch mehr sein. Im Kreis geht man davon aus, dass in den nächsten zwei bis drei Monaten Unterbringungsmöglichkeiten für 5.000 Menschen benötigt werden.


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