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Erinnerung an Messiaen wird verschoben

Die Messiaen-Tage zum Thema „Angst und Hoffnung“ wurden auf Ende April verschoben. Die Katholische Kirche erinnert am 15. Januar an Messiaens Uraufführung im Görlitzer Kriegsgefangenenlager.
Plakat der Messiaen-Tage. Foto: Meetingpoint Music Messiaen e.V.

Plakat der Messiaen-Tage. Foto: Meetingpoint Music Messiaen e.V.

Der 15. Januar ist ein besonderes Datum in der Musikgeschichte. Vor genau 80 Jahren, am 15. Januar 1941, fand am Stadtrand von Görlitz eines der ungewöhnlichsten Konzerte des 20. Jahrhunderts statt. Der französische Komponist Olivier Messiaen (1908 – 1992) war Kriegsgefangener im Stalag VIII A. In diesem Lager führte er an jenem Tag mit drei mitgefangenen Musikern erstmals sein „Quatuor pour la fin du temps“ (Quartett auf das Ende der Zeit) auf – eines der bedeutendsten Werke des zwanzigsten Jahrhunderts. Seit 2008 erinnert der Verein Meetingpoint Music Messiaen jeweils am 15. Januar mit einem Konzert an diese Uraufführung. Es begann in einem Zelt mitten in Schnee und Eis im Wald. Vier Musikerinnen und Musiker der Sächsischen Staatskapelle Dresden erinnern sich heute noch an kalte Finger und an den Wind, der an den Zeltwänden zerrte. Und an fast 400 Besucher und Besucherinnen aus Polen, Deutschland und Tschechien, die diese erste Aufführung des „Quartetts auf das Ende der Zeit“ an diesem Ort seit der Uraufführung erlebten. Sieben Mal wurde das Stück am Ort seiner Entstehung im Zelt gespielt. Dann gelang es in nur elf Monaten Bauzeit auf dem Gelände des einstigen Kriegsgefangenenlagers Stalag VIII A mit Unterstützung der Europäischen Union einen modernen  Erinnerungs- und Begegnungsort zu bauen: das Europäische Zentrum Erinnerung, Bildung, Kultur – Meetingpoint Music Messiaen. Von der Eröffnung am 15. Januar 2015 bis zu den Internationalen Messiaen-Tagen Görlitz-Zgorzelec im Januar 2020 wurde Messiaens Quartett immer am Jahrestag der Uraufführung gespielt.

Neuer Termin: 29. April bis 2. Mai

Doch die Corona-Pandemie macht dies in diesem Jahr unmöglich. Die Internationalen Messiaen-Tage, deren Höhepunkt jeweils die Aufführung des „Quartetts auf das Ende der Zeit“ am 15. Januar ist, können im Januar 2021 nicht stattfinden. Das komplette Programm, das unter dem Titel „Angst und Hoffnung“ steht, wird um dreieinhalb Monate verschoben auf die Tage von 29. April bis 2. Mai. Eröffnet werden die Messiaen-Tage dann mit einer Rede der Brückepreisträgerin und früheren Kandidatin für das Amt der Bundespräsidentin, Gesine Schwan. Ein besonderer Höhepunkt wird überdies eine Jazz-Adaption von Messiaens Quartett von der Dresdner Jazz-Legende Günter Baby Sommer sein. Der 80. Jahrestag der Uraufführung wird trotz aller Einschränkungen in Görlitz-Zgorzelec nicht vergessen. Die katholische Pfarrgemeinde Heiliger Wenzel lädt am 15. Januar von 15 bis 22.30 Uhr zu Andachten und musikalischen Meditationen in Erinnerung an Olivier Messiaen, seine Uraufführung und an 120.000 Kriegsgefangene, die von 1939 bis 1945 in Görlitz als Zwangsarbeiter festgehalten und missbraucht wurden, in die Heilig-Kreuz-Kirche ein. Anlässlich des Jahrestages erscheint am 15. Januar bereits das Festival-Magazin, das an Olivier Messiaens Zeit in Görlitzer Kriegsgefangenschaft erinnert und über deutsch-polnische Erinnerungsarbeit dazu wie auch über das Programm der fünften Internationalen Messiaen-Tage Görlitz-Zgorzelec informiert. Das Magazin gibt’s beim Meetingpoint Music Messiaen e.V. (Demianiplatz 40, Görlitz), an weiteren Orten in Görlitz-Zgorzelec, die auf der Website der Messiaen-Tage zu finden sein werden, und darüber hinaus als digitale Version auf eben dieser Website: www.messiaen-tage.eu


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