Das historische Werksarchiv des Waggonbaus Niesky als öffentlich zugängliche Geschichtsquelle
Viele ehemalige Waggonbauer blieben ohne Perspektiven zurück. Der Stadt droht ein weiterer Verlust der Identität als traditionsreicher Industriestandort. Während viele Produktionsmittel in der Folge der Schließung das Werk verließen, drohte dem Erinnerungsspeicher und einstigen Gedächtnis des Unternehmens, dem historischen Betriebsarchiv, die Vernichtung oder unkontrollierte Zerstreuung. Engagierten Betriebsangehörigen der letzten Tage ist es zu verdanken, dass es dem Museum Niesky und dem Sächsischen Staatsarchiv gelingen konnte, in mehreren Kampagnen die geschichtlich wertvollen Unterlagen zu sichten und zum großen Teil zu bergen. Dies bewahrte das historische Archiv nicht nur vor dem Totalverlust, sondern ermöglicht es auch, in der Zukunft die Bestände öffentlich nutzbar zu machen. Der Vortragsabend gibt einen Überblick über Art und Umfang der Bestände und die Nutzungsmöglichkeiten für Forschung, private Recherche, Ausstellung und Publikation.
Vortragende an diesem Abend sind der Nieskyer Museumsdirektor Dr. Jan Bergmann-Ahlswede und der Archivar Bernd Scheperski vom Sächsischen Staatsarchiv. Beide waren maßgeblich an der Bergung der historisch wertvollen Dokumentenbestände beteiligt und geben nun nach der ersten Sichtung und beginnenden Verzeichnung einen Überblick über das Vorhandene. Aufgrund gesetzlicher Bestimmungen wurde das Werksarchiv in zwei Abteilungen untergliedert: zum einen in die Überlieferung der Christoph & Unmack-Zeit (bis 1945/49) und zum anderen in die Überlieferung aus der DDR-Zeit des Waggonbaus Niesky. Aber auch Materialen aus der Nachwendezeit und verschiedene Objekte wurden geborgen.
Die Archivalien des Volkseigenen Betriebes werden fortan im Hauptstaatsarchiv Dresden verwahrt. Alle anderen Bestände sowie Doubletten aus der VEB-Zeit sind dagegen nun Teil der musealen Sammlung des Konrad-Wachsmann-Hauses Niesky.
An beiden Orten, in Dresden und Niesky, werden fortan die sorgfältige Aufbewahrung und die öffentliche Nutzbarkeit sichergestellt. D.h., dass jedem Bürger, der ein berechtigtes Interesse an eigenen Recherchen in den Beständen vorweisen kann, etwa zur ehrenamtlichen Ausarbeitung von Chroniken oder für die Familienforschung, die Einsichtnahme am Verwahrort ermöglicht wird. Gleichzeitig bieten die Facheinrichtungen ihre Unterstützung bei der Nutzung an, etwa wenn es darum geht, sich in der großen Menge an Dokumenten zurecht zu finden.
Gleichsam stehen die Quellen nun auch der Forschung zur Verfügung. Bereits in den vergangenen Monaten wurde diese Möglichkeit im Konrad-Wachsmann-Haus von verschiedenen Wissenschaftlern rege genutzt.
Der Vortragsabend findet am 27. August ab 18 Uhr im Konrad-Wachsmann-Haus Niesky statt. Der Eintritt kostet 5 Euro.