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Über die Geschichte der jüdischen Finsterwalder Kaufhausfamilie Galliner

Finsterwalde. »Die Sturmabteilung (SA) […] und die Truppen der Schutzstaffel (SS) marschierten zu den Häusern jüdischer Familien in Finsterwalde. […] Im Hause Galliner in der Forststraße 19 verwüstete die SS das ganze Haus. Riesige Löcher wurden in die Wände geschlagen, die Fenster zertrümmert, das Klavier aus dem Fenster geworfen, Stühle auf den Boden geschleudert. […] Überall lagen kaputte Möbel, Geschirr und Besteck herum. Auch der Keller wurde verwüstet. Ein Nachbar, der Zeuge der barbarischen Taten wurde, meldete die Situation der Polizei. Deren Antwort lautete: ´Wenn Sie sich weiter einmischen, werden Sie das gleiche Schicksal erleiden´.«
Babette Weber (l.) im Gespräch mit Jeanine Hack, Autorin von »Epitaph of no words« per Videoschalte .

Babette Weber (l.) im Gespräch mit Jeanine Hack, Autorin von »Epitaph of no words« per Videoschalte .

Bild: Kreisverwaltung/ Torsten Hoffgaard

So beschreibt Jeanine Hack, Urenkelin der jüdischen Finsterwalder Kaufhausbesitzer Emil und Martha Galliner, in ihrem Buch »Epitaph of no words« (deutsch: Epitaph ohne Worte), wie sich Finsterwalder gegen einst geachtete Bürger wandten und sie drangsalierten.

Für das Ehepaar Galliner begann in den Novembertagen 1938 eine Flucht, die sie rund um die Welt führte und sie bis an ihr Lebensende heimatlos machte. Auf Initiative des Museumsverbunds Elbe-Elster und Dank einer Förderung der Stadt Finsterwalde war die Übersetzung ins Deutsche möglich. Verlegt von Hentrich & Hentrich Berlin/ Leipzig, erschien es am 23. November im Buchhandel. Beim Kreisheimatkundetag am 18. November präsentierte die Autorin per Videoliveschalte im Gespräch mit der Leiterin des Museumsverbunds Elbe-Elster, Babette Weber, Leseproben aus dem Buch.

Finsterwaldes Bürgermeister Jörg Gampe war zu diesem Anlass in der Brikettfabrik Louise zu Gast. Der Kreisheimatkundetag zum Gedenken an die von den Nationalsozialisten verharmlosend als Kristallnacht bezeichnete Novemberpogrome war für ihn vor allem ein starkes Zeichen gegen den wieder aufkeimenden Antisemitismus. »Geschichte darf sich nicht wiederholen. Antisemitismus und menschenfeindliche Hetze dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben. Daher war es wichtig, die Initiative des Museumsverbunds Elbe-Elster zu unterstützen. Finsterwalder Schülerinnen und Schüler werden nun die Möglichkeit haben, das Buch im Unterricht zu behandeln.«

Im weiteren Verlauf des Heimatkundetags stellte Museumsleiter a.D., Dr. Rainer Ernst, Lebenswege Finsterwalder Juden im Nationalsozialismus vor. Er trägt seit den 1980er-Jahren mit unermüdlicher Grundlagenforschung dazu bei, die Schicksale regionaler Juden sichtbar zu machen.


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