Rainer Könen

Klein, aber oho!

Hausdorf. Sie ist die kleinste der zwölf Ortswehren der Stadt Kamenz: die Hausdorfer Feuerwehr. Bis 2019 ohne Fahrzeug, setzte man bei den Einsätzen zumeist auf einen Spritzenanhänger plus Trecker.
Erst seit 2019 haben die Hausdorfer Kameraden einen fahrbaren Untersatz. Zuvor ging es mit einem Tragkraftspritzenanhänger plus Trecker zu den Einsätzen raus. 
Foto: Rainer Könen

Erst seit 2019 haben die Hausdorfer Kameraden einen fahrbaren Untersatz. Zuvor ging es mit einem Tragkraftspritzenanhänger plus Trecker zu den Einsätzen raus. Foto: Rainer Könen

Bild: Rainer Könen

Kindheitsträume können in einem kleinen Ort wie Hausdorf schnell Wirklichkeit werden. Jedenfalls wenn man in jungen Jahren nicht Lokführer, Astronaut oder Tech-Mogul werden möchte, sondern den sehnlichsten Wunsch hat, sein Dasein dem Feuerwehrwesen zu widmen. Warum das so ist, erfährt man an einem Freitagabend von den Führungskräften der hiesigen Wehr, von Heiko Kubin und Frank Kieslich. Wehrleiter Kubin erzählt davon, dass oft Kinder am Gerätehaus vorbeischauten, bei der Gelegenheit sich ans Steuer des Mannschaftstransportwagens setzen möchten. Klar, dürfen sie. So werde das Interesse bei den Kids geweckt, so Frank Kieslich, der stellvertretende Wehrleiter, der darauf hinweist, dass so manche Feuerwehr-Karriere bei der Hausdorfer Wehr begann, die mit 14 Kameraden die kleinste der zwölf Ortsfeuerwehren der Stadt Kamenz ist.

Der im Kamenzer Ortsteil aufgewachsene 37-jährige Kubin, seit 2004 Mitglied bei den Hausdorfern, erzählt, dass die Feuerwehr daheim eine dominierende Rolle spiele. Kubins Vater und Großvater trugen ebenfalls die dunkelblaue Feuerwehruniform. Auch Kieslich entstammt einer örtlichen Feuerwehrdynastie. Der 40-Jährige gehört zu den wenigen Kameraden, die sie noch kennengelernt haben, die rustikale Ursprünglichkeit des Feuerwehrlebens. Zu Waldbränden rückten die Hausdorfer bis vor rund 25 Jahren, mangels Einsatzfahrzeug oft auch mit Fahrrad, Löscheimer und Klappspaten, aus. Oder man fuhr mit privaten Pkws zu den Einsatzorten. Und dabei ließ die kleine Feuerwehrschar große Feuerwehren auch schon mal alt aussehen. Weil man früher am Einsatzort war, die Brände unter Kontrolle hatte, wenn die Löschfahrzeuge der Kollegen vorfuhren. Kubin kennt diese »old school-Zeiten« nur vom Hörensagen. »Jetzt sind wir froh, dass wir ein Fahrzeug haben«, so Kubin. Seit 2019 steht im 1966 gebauten Gerätehaus statt des früheren Tragkraftspritzenanhängers ein schicker VW Touran-Mannschaftstransportwagen. Mit dem geht es zu den Einsätzen, bei denen sie von den benachbarten Ortswehren aus Biehla und Cunnersdorf unterstützt werden.

Die Zahl ihrer Einsätze schwankt von Jahr zu Jahr. 2023 waren es sieben, ein Jahr später zehn. Wenn die Sirene heult, haben es die die meisten Wehrleute nicht weit. Kubin wohnt gleich um die Ecke, Kieslichs Heim ist rund 200 Meter vom Gerätehaus entfernt. Auf eines legt das Führungs-Duo großen Wert. Man habe zwar nur eine Handvoll Feuerwehrmänner, aber die seien »top ausgebildet«, betonten beide. Wenn man bei Aus- und Fortbildungsmaßnahmen auf Kollegen größerer Wehren treffe, werden die Hausdorfer ob ihrer personellen Überschaubarkeit mitunter etwas »belächelt«, beschreibt es Kubin. Stört die Hausdorfer nicht. Warum auch. In der Region, in der Lessingstadt haben sie »ein gutes Standing«, werden wertgeschätzt, die Leistungen der Mini-Wehr, deren vier Nachwuchskräfte in der benachbarten Biehlaer Jugendfeuerwehr ausgebildet werden, anerkannt. Im Ort sowieso. Die kleine Feuerwehrgruppe ist im Dorfleben fest verwurzelt, bringt mit der Organisation diverser Festivitäten regelmäßig Schwung ins kulturelle Leben des 157-Einwohner-zählenden Ortes.

Auch wenn Kubin und sein Co. mit der derzeitigen Personalstärke zufrieden sind, sucht man dennoch immer neue Wehr-Fachkräfte. Wer also Lust habe, die örtliche Wehr zu verstärken, sei zum nächsten Dienst am 6. Juni (Gerätehaus, ab 18 Uhr), herzlich eingeladen, so Kubin. Übrigens eine prima Gelegenheit, sich im gesetzten Alter noch einen Kindheitstraum zu erfüllen.


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