»Wir sind auf einer 800-Jahr-Feier-Konzerttour«

Region. Die Red Tower Big Band, die seit fast zwei Jahrzehnten in Kamenz verwurzelt ist, hat sich nur in der Oberlausitz einen Namen gemacht, sondern mittlerweile auch in Dresden.

Entspannt präsentierten sich 2023 die Red-Tower-Musiker nach einem Swing-Abend im Laubuscher Kulturhaus.

Bild: privat

Wann ist eine Big Band eine Big Band? Das ist eine Frage, die man sich angesichts eines aus 15 bis 20 Musikern bestehenden Klangkörpers mitunter stellt. Und es ist eine, die Valentin Stahl zwar nicht in die Bredouille, aber doch kurz zum Nachdenken bringt. Seine Antwort: »Zu einer Big Band gehören in der klassischen Besetzung fünf Saxophone, vier Trompeten, vier Posaunen sowie eine Rhythmusgruppe«, so der aus dem Erzgebirge stammende 29-jährige Stahl, der zum 20köpfigen Ensemble der Kamenzer Red Tower Big Band gehört.

Name in Anlehnung an Kamenzer Wehrzeichen

Das 2007 als »Big Band des Blasorchesters der Lessingstadt Kamenz« gegründete Ensemble nennt sich seit 2011 Red Tower Big Band, in Anlehnung an das Wahrzeichen der Stadt, dem in der Altstadt liegenden Roten Turm. Seit sieben Jahren ist dieser Klangkörper ein eingetragener Verein, zeigt mit zahlreichen Auftritten in der Oberlausitz und im Dresdner Raum, dass die Lessingstadt auch musikalisch einiges zu bieten hat. Als Stahl vor einigen Jahren in die Region zog, hatte sich der gebürtige Oelsnitzer, der in der Pulsnitzer Stadtverwaltung arbeitet, nach einer Möglichkeit umgeschaut, wo er seine musikalischen Fähigkeiten als Posaunist einbringen konnte. »Ich bin da schnell auf die Kamenzer Big Band gestoßen - es hat sofort gefunkt«, so Stahl, der seit 2022 dort mitspielt.

Das musikalische Repertoire der Big Band ist breit gefächert, reicht von Dixieland und Swing bis hin zu Rock, Pop, Ska und Latin. Einmal in der Woche treffen sich die Musiker – die jüngste ist Anfang 20, der älteste Ende 60 –in den Räumlichkeiten einer früheren Fahrschule an der Macherstraße 69. Hier werden die Arrangements konzentriert und mit viel Spaß geprobt, bringen sich alle Musiker mit ihren Stärken und Vorlieben ein. Jeder ist, wenn man so will, ein Meister seines Fachs. Aber in einem sind sich die Ensemblemitglieder einig: Was zählt, ist der Sound, der Groove, die Melodie - die Musik eben. Für die brennen alle mit Herz und Seele- was bei den Auftritten jedes Mal deutlich zu spüren ist, zuletzt konnte man das bei den 800-Jahr-Feierlichkeiten in Kamenz und Pulsnitz hören und sehen.

Jazz-Geschichte pflegen

Für die Red Tower Big Band gilt, wie für viele solcher Ensembles, das musikalische Erbe aus einem Jahrhundert Jazz-Geschichte zu pflegen und andererseits, was aktuelle musikalische Entwicklungen anbelangt, am Puls der Zeit zu bleiben. Egal, ob geballte Bläserpower oder zarte Klänge gefragt sind, knifflige lateinamerikanische Rhythmen oder stampfende Beats. Es gibt kaum eine Stilrichtung, kaum eine Crossover-Schnittstelle, die die Kamenzer nicht schon mal ausgelotet haben. In den ersten Jahren wurde die Big Band von Daniela Lenk geleitet. Seit 2010 wird sie von Michael Elst unterstützt.

Profis sind die Red-Tower-Musiker nicht. »Wir sind, wenn man so will, ambitionierte Hobbymusiker«, so Posaunist Valentin Stahl, der für die Öffentlichkeitsarbeit der Big Band zuständig ist. Man spiele aus »Spaß an der Freude«, gleichzeitig mit großem Ehrgeiz. Bis zu 15 Auftritte im Jahr hat die Band. Manchmal mehr, manchmal weniger. In diesem Jahr sei man »auf einer 800-Jahr-Feier-Konzerttournee«, scherzt Stahl. Heißt: Die 800-Jahr-Festivitäten zahlreicher Orte in der Region werden auch von der Kamenzer Big Band musikalisch mit geprägt. Angesichts der zunehmenden Popularität der Big Band stellt sich noch eine weitere Frage: Hat die Band schon eine CD veröffentlicht? Bisher noch nicht, so Valentin Stahl, der davon erzählt, dass man in diesem Februar einen ganzen Tag im Tonstudio verbracht habe, um dort erste Erfahrungen zu sammeln. »Man glaubt nicht, wie anstrengend das sein kann«, so Stahl und fügt augenzwinkernd hinzu: »Wird sicher noch was dauern, bis wir unsere erste CD rausbringen.«

Valentin Stahl weist darauf hin, dass die Big Band immer auf der Suche nach weiteren motivierten Mitspielern ist. Vor allem würde man sich aktuell über Verstärkung an Posaune, Gesang und Piano freuen.

Die nächsten Auftritte der Red Tower Big Band: 15. Juni in Bernbruch (10.30 Uhr, Festplatz, Mühlstraße 7); 21. Juni bei der Fête de la Musique (20 Uhr, Garten des Museums der Westlausitz, Kamenz); 22. Juni in Großgrabe (11 Uhr, Gasthaus »Drei Buchen«).

Weitere Infos, sowie Auftrittsanfragen unter: kontakt@red-tower-bigband.de