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Generation Kopf-nach-unten – Die Kunst des Nicht-Da-Seins

Lausitz. Ein Kommentar von Lars Bauer, Geschäftsführer des Kreissportbundes Bautzen.

Lars Bauer

Lars Bauer

Bild: Kreissportbund Bautzen

Da sitzt er, der Nachwuchs der Zukunft – beim Arzt, an der Bushaltestelle, vor der roten Ampel. Das Handy fest umklammert wie ein Lebenselixier, die Augen hypnotisiert vom Bildschirm. Ein Gespräch mit Freunden? Unnötig, die stehen ja direkt daneben – ebenfalls ins Display vertieft. Kommunikation findet statt, ja, aber vorzugsweise per Chat, damit man sich auch beim physischen Zusammensein nicht mit direktem Augenkontakt überfordert.

Doch bevor wir über den digitalen Dauerkonsum der Jugend lästern, ein kurzer Blick auf die Eltern: Jene, die als Vorbilder fungieren sollten, aber oft auch selbst mit gesenktem Kopf durch die Welt tappen, in tiefster Verbundenheit mit ihrem Smartphone. Die Vorbildfunktion beschränkt sich darauf, die besten Filter für Familienfotos zu wählen.

Die Auswirkungen? Eine steigende Zahl an Menschen, die in freier Wildbahn nicht mehr wissen, wie man Blickkontakt hält oder ein Gespräch ohne Emojis führt. Statt Gedanken auszutauschen, wird geswiped, statt zu fragen, wird gegoogelt. Und dann wundert man sich, dass bei der nächsten echten Unterhaltung mehr peinliche Stille herrscht als bei einem Familientreffen an Weihnachten.

Ach ja, und das Handy als Kommunikationsmittel? Ein schöner Gedanke. In Wahrheit dient es doch eher als mobile Spielkonsole – ein digitales Amüsement für alle, denen die reale Welt zu langweilig erscheint. Mein Vorschlag: Bildschirm aus. Welt an!

 

»kommentiert:« läuft immer donnerstags, 6.50 und 14.45 Uhr, im LAUSITZWELLE Radio über UKW und DAB+ und als Video auch im LAUSITZWELLE Fernsehen in der Drehscheibe Lausitz. Alle Kommentare sind jederzeit bei www.lausitzwelle.de sowie auf youtube.com/LAUSITZWELLE abrufbar.


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