

Der Lausitz-Monitor ist seit 2020 ein wichtiger Seismograph für die Region. Jährlich werden über 1.000 Menschen in der Ober- und Niederlausitz befragt, wie sie den Strukturwandel nach dem Kohleausstieg erleben – mit welchen Sorgen, Hoffnungen und Erwartungen. Die aktuelle Befragung zeigt ein zwiespältiges Bild: Einerseits herrscht vorsichtiger Optimismus, andererseits sind die Sorgen größer denn je seit Beginn der Erhebungen. Viele Menschen bezweifeln, dass der Wandel ihnen echte Perspektiven bringt. Diese Skepsis dürfen Politik und Gesellschaft nicht überhören.
Für uns Sorben war der diesjährige Monitor ein Meilenstein. Erstmals standen Sprache, Kultur und Identität im Fokus. Das Ergebnis: 72 Prozent sehen das Sorbische als Teil der regionalen Identität. Fast die Hälfte empfindet »Witaj« als typischen Gruß der Lausitz. Das zeigt: Sorbisch ist keine Randerscheinung, sondern gehört in die Mitte der Gesellschaft.
Und doch gibt es deutliche Unterschiede. 83 Prozent der Sorbinnen und Sorben fühlen sich stark mit der Lausitz verbunden – unter den übrigen sind es 62 Prozent. Das ist ein guter Wert, der allerdings zeigt, dass ohne kulturelle Verwurzelung Vertrauen und Zukunftshoffnung sowie Engagement schwächer ausgeprägt sind.
Für die Domowina ist dies Rückenwind und Mahnung zugleich. Unser Ziel von 100.000 sorbisch Sprechenden bis 2100 ist ehrgeizig, aber machbar, wenn wir die breite Zustimmung ernst nehmen und zugleich die Zweifel vieler Lausitzerinnen und Lausitzer nicht ignorieren.
Strukturwandel ist mehr als Fabriken und Fördermittel. Entscheidend ist, ob Menschen hier Heimat spüren. »Witaj« ist deshalb mehr als ein Gruß. Es ist ein Signal des Miteinanders – und die Verpflichtung, diesen Wandel gemeinsam zu gestalten.
»kommentiert:« läuft immer donnerstags, 6.50 und 14.45 Uhr, im LAUSITZWELLE Radio über UKW und DAB+ und als Video auch im LAUSITZWELLE Fernsehen in der Drehscheibe Lausitz. Alle Kommentare sind jederzeit bei www.lausitzwelle.de sowie auf youtube.com/LAUSITZWELLE abrufbar.