Wenn die Treppe zur Bühne wird
Im Sommer 2024 haben zehn Projekte beim 1. Mitmach-Preis-Lausitz der DB Regio Nordost Unterstützung für verschiedenste Ideen zur Stärkung der Demokratie und zur Gestaltung einer nachhaltigen, sozialen Mobilität bekommen.
Insgesamt 50.000 Euro fließen zwischen Hoyerswerda und Cottbus in zehn künstlerische und andere Initiativen, die Bahnhöfe und ihr Umfeld aufwerten, den Strukturwandel sichtbar machen und Städte an Bahnlinien miteinander verknüpfen, sagte Barbara Jakel von der DB Regio Nordost am 1. Oktober auf dem Bahnhof Hoyerswerda. An diesem Tag fand die Regio-Tour statt, auf der alle prämierten Projekte ihren Umsetzungsstand vor Vertretern der Deutschen Bahn erläuterten.
Zwei Preise hat die Kulturfabrik (Kufa) Hoyerswerda erhalten. Doch bevor deren Vorstellung begann, begrüßten Meta und Emil aus der Kita Pumpot Dörgenhausen in sorbischer Tracht die aus Senftenberg kommenden Gäste mit Brot und Salz.
Mehr Höflichkeit im ÖPNV fördern
Kufa-Mitarbeiter Christian Völker-Kieschnick erzählt von Treppen, die den Menschen im Rollstuhl, mit Gepäck oder Kinderwagen das Erreichen der Bahnsteige seit Jahrzehnten erschweren. Nun endlich baut die DB circa bis 2026 eine neue Unterführung mit Fahrstühlen zu allen Bahnsteigen.
Bis dahin sind noch Treppen zu benutzen, auf denen besonders beim schnellen Umsteigen Stress entsteht. Wie der im Alltag aussieht und welche Deeskalationsmethoden die Situation entschärfen können, erarbeiteten drei professionelle Schauspieler des »Theater (in) Zivil« aus Leipzig mit ihren Zuschauern mithilfe des interaktiven Forumtheaters. Die dazu gehörende Projektidee der Kufa heißt »Wege zu Höflichkeit und Zivilcourage im ÖPNV« und wird vom Mitmach-Preis-Lausitz mit 9.000 Euro gefördert, schildert Christian Völker-Kieschnick.
Wenn Samuel Prost in der Szene den Kinderwagen allein die Treppe hinunterholpert, Johanna Kollberg mit Koffer und Tasche hinauf will und Paul Pira mit seinem Fahrrad zum Zug hetzt, fallen schnell böse Worte. Um die Situation zu entspannen, hilft zuerst Manja Müller aus dem Publikum Samuel Prost mit dem Kinderwagen. Nachdem Schauspieler und Zuschauer die Szene weiterentwickeln, trägt zusätzlich Barbara Jakel den Koffer von Johanna Kollberg die Treppe hinauf. Eine Absprache aller Beteiligten deeskaliert die Situation spürbar. »Der Wille, Zivilcourage zu zeigen, ist da«, sagt Samuel Prost.
Das Forumtheater am authentischen Ort kann Verhaltensweisen aufzeigen, die dann im Alltag helfen. Auf diese Weise wird das »Theater (in) Zivil« mit Schülern in ihrer Schule, auf dem Bahnhof und in einem fahrenden Zug weiterarbeiten, sagt Christian Völker-Kieschnick. Die Stärkung des Miteinanders und der Zivilcourage beim Reisen und in der Gesellschaft liegt ihm am Herzen.
Hilfe im Verbund-Dschungel
Das zweite, mit 2.000 Euro prämierte Kufa-Projekt »Clever reisen am Schnittpunkt von drei Verkehrsverbünden« unterstützt Menschen beim Ziehen ihres Fahrscheins am Automaten, denn diese sind vor allem im Stress nicht immer durchschaubar.
Klebefolien an der Wand sollen die Bedienung erleichtern und können bei Änderungen einfach ausgetauscht werden, erklärt Christian Völker-Kieschnick. Die drei Verkehrsverbünde in Hoyerswerda sind der Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien ZVON, der Verkehrsverbund Oberelbe VVO und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg VBB.