

Für Marianne Schönbach aus Schwarznaußlitz hat die Leidenschaft für das Verzieren von sorbischen Ostereiern ganz unspektakulär begonnen. Mitte der siebziger Jahre besuchte sie mit ihrer Schwester die sorbische Schauspielerin Christa Berger. Sie gab ihnen die ersten Einblicke in die Wachsreservetechnik. Einmal angefixt, ging sie den Weg des neugierigen Menschen und arbeitete mit Geduld an Geschicklichkeit und Know-how. "Ich besorgte mir Gänsefedern und schnitt Grundformen zu, sammelte Kerzenreste, verbog einen Alulöffel und steckte ihn in eine Kartoffel, später in ein mit Sand gefülltes Glas." Heute sitzt sie vor einer kleinen Holzstation, auf der ein gebogener Löffel in vorgeschriebener Höhe über einem Teelicht befestigt ist. Inzwischen hat ihr Mann mehrere dieser Stationen gebaut, denn nach und nach bekundeten Familienmitglieder, Freunde und Nachbarn Interesse an dem Hobby und wollten selbst probieren.
Ein kleiner Nebenverdienst zu DDR-Zeiten
Zu DDR-Zeiten saß sie halbe Nächte vor dem gebogenen Löffel mit Wachs und verkaufte die Eier dann an ihre Dresdener Kollegen. Drei DDR-Mark verlangte sie für ein mehrfarbiges Ei. Die Nachfrage war groß. Gelangte damals ein reich verziertes, sorbisches Osterei in den offiziellen Verkauf, dann kostete es zehn DDR-Mark.
Wie die Muster aufs Ei kommen
Immer wieder taucht Marianne Schönbach die zurechtgestutzte Gänsekielfeder in das dampfende Wachs und setzt dreieckige "Wolfszähne" auf das weiße Ei, aus denen dicht aneinander getupft eine Girlande entsteht. Die Wachsreservetechnik ist eine der klassischen Verziertechniken. Die Muster und Symbole werden in mehreren Durchgängen mit Wachs auf das Ei getupft. Zwischen den Wachsschichten muss das Ei immer wieder in unterschiedliche Farbbäder gelegt werden und trocknen.
Eier verzieren kann jeder ausprobieren
Marianne Schönbach malt zurzeit wie jedes Jahr Ostereier. "Ich sitze vier bis sechs Wochen vor Ostern fast jeden Tag und tupfe. Das ist eine schöne Tradition und oft finden sich Freunde und Nachbarn, die sich gern dazugesellen." In diesem Jahr ließ sie sich an zwei Nachmittagen von interessierten Frauen in der Alten Schmiede in Obergurig auf die Finger schauen, erklärte die aufwendige Prozedur und gab einen kleinen Einblick in die Technik. Mit Stecknadeln, zurechtgeschnittenen Federn, buntem Wachs oder Eierfarben verwandelten sich weiße Eier unter den Händen der Frauen in persönliche Kunstwerke.
Geheime Botschaften auf Ostereiern
Dass man mit den bunten sorbischen Ostereiern Botschaften und Wünsche übermitteln kann, ist vielen nicht bewusst. Dreiecke um Kreise, sogenannte Wolfszähne, symbolisieren Schutz vor dem Bösen und sollen dem Beschenkten Kraft geben. Ein Wunsch, der nicht nur zu Ostern passt. Die Strahlenbündel und Sonnensymbole sind die Quelle des Lichts, das alles Leben entstehen lässt. Für die Schönheit der Natur stehen Blüten, Ranken und Blätter. Das Motiv der Sonne kündigt den baldigen Frühling an.
Manches Osterei hat es bis nach Kolumbien
geschafft Jedes Jahr braucht es größere Gefäße für die Aufbewahrung der bunten Kunstwerke. Die meisten werden verschenkt. Bis nach Kolumbien haben es einige der Schwarznaußlitzer Unikate geschafft. Am Karsamstag werden die letzten Eier verziert. Die sind dann vorher gekocht, werden nur einmal getupft und kommen bei den Schönbachs am Ostersonntag auf den Frühstückstisch.