Kamenzer Malzhaus zeigt Spielzeugautos aus alten Zeiten
Als Carl Benz 1885 das erste moderne Automobil als "Spielzeug für die Großen" erfand, ließen auch kleine Spielzeug- bzw. Modellautos nicht lange auf sich warten. Dies ist nicht verwunderlich, denn die Fertigung von Spielzeug hat in Deutschland eine lange Tradition. Anfang des 20. Jahrhunderts nahm das Kaiserreich weltweit einen Spitzenplatz in der Herstellung und im Export von Spielwaren ein. Infolge des Ersten Weltkrieges kam es zu einem tiefen Einschnitt. Dennoch wurden in den 1920er Jahren Spielzeugautos aus Blech oder Spritzguss in Deutschland in Massenproduktion gefertigt. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges kam die Herstellung von Spielwaren fast ganz zum Erliegen. Nach Kriegsende war die Nachfrage nach Spielwaren besonders groß, und schon bald kam auch in der SBZ/DDR die Produktion – gegen alle Widerstände – wieder in Gang. Die Bemühungen waren äußerst erfolgreich. Spielzeug wurde zu einem gewinnbringenden Exportartikel, und das, obwohl bis zum Mauerbau 1961 viele Spielzeugunternehmer die DDR verließen. Neben dem Export in das sozialistische und nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet (SW/NSW) wurde natürlich auch für das Inland produziert, wenngleich nicht immer in ausreichender Menge. Die Generation der heute 40- und 50-Jährigen, die in der DDR aufgewachsen ist, erinnert sich sicher noch an den ferngelenkten Wartburg 353 von PIKO mit Vor- und Rückwärtsgang, Licht und Hupe. Heiß begehrt bei Jungen und Mädchen! Zu bekommen war er jedoch oft nur als ‚Bückware unter dem Ladentisch‘. Das Modell wird in der Ausstellung neben vielen anderen Fahrzeugen aus DDR-Produktion zu sehen sein. Spielzeug der Firmen MSB (VEB Mechanische Spielwaren Brandenburg/ Havel) und MSW (VEB Metallspielwaren Weimar) wird in der Exposition besonders stark vertreten sein, weshalb die Firmengeschichte beider Betriebe näher beleuchtet wird. Auch das Thema „Patriotisches Spielzeug“, also Militärspielwaren, wird eine Rolle spielen. Ein kleiner Exkurs innerhalb der Ausstellung verweist außerdem auf die Produktion von Spielzeug in Kamenz, wo auf der Güterbahnhofstraße Ende der 1950er Jahre die Dresdener Firma Kurt Haufe - Schweißtechnik und Kunstharzpresserei eine Fertigungsstätte zur Herstellung von Kunststoffspritzteilen und Spielzeug aus Thermoplasten errichtete. Der spätere VEB Kamenzer Spielwaren fertigte auch Modellautos, doch vielen Kamenzern sind vor allem die in großen Stückzahlen produzierten Dia- und Stereobetrachter und die Optik-Baukästen in Erinnerung. Diese werden noch heute, jetzt unter dem Dach der Firma Kunststofferzeugnisse Stephan, am alten Standort gefertigt. Die Sammlung von Kai Schurig bot sich für die Sonderausstellung in Kamenz geradezu an, weil es ihm nicht um Masse oder Vollständigkeit geht, ihn interessieren vor allem die Geschichte und die Geschichten im Umfeld. So recherchierte er Hintergründe wie die Entstehung von Modellen, die Preisgestaltung oder die Verfügbarkeit im Handel. Das kulturgeschichtlich interessante Thema verbindet sich dabei mit den ganz persönlichen Erinnerungen vieler Besucher, und auch Kinderaugen werden gerade in der Adventszeit besonders leuchten. Eröffnet wird die Sonderausstellung am Freitag, 6. Dezember, um 19 Uhr im Malzhaus. Zu sehen ist sie dann bis zum 17. Januar 2016 jeweils dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr.

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