Inflation: Wenn im Restaurant am Trinkgeld gespart wird
Trinkgeld ist in Deutschland eine zusätzliche Zahlung, ein freiwilliger Betrag, den der Gast auf den Rechnungsbetrag drauflegt. Zum Beispiel, um mit einem fairen Trinkgeld seine Wertschätzung für die Dienstleistung auszudrücken.
Es fehlt das nötige Kleingeld in der Tasche
In den sozialen Netzwerken ist zuletzt allerdings eine Diskussion entbrannt, in der von immer knausrigeren Gästen und wenig Anerkennung für die Servicekräfte die Rede ist. Sollte jetzt aber gegen eine unsoziale Trinkgeldkultur in Deutschland angekämpft werden? Oder sind die Ursachen für fehlendes Personal nicht auch in anderen Gründen zu suchen?
In Zeiten der Inflation, steigender Preise und großer Unsicherheiten wollen Menschen nur noch das Nötigste ausgeben. Verständlich. Liegt es also am Geiz der Gäste, dass viele Stellen nicht besetzt werden können? Eher nicht. Auch den Arbeitgebern kann der »Schwarze Peter« so einfach nicht zugeschoben werden. Denn dem wird durch den gesetzlichen Mindestlohn ein Riegel vorgeschoben. Es liegt wohl eher an den unregelmäßigen Arbeitszeiten - gerade an den Abenden und Wochenenden -, der schweren körperlichen Tätigkeit und an fehlender Anerkennung, auch von Seiten der Gäste, die Jobs in der Gastronomie zunehmend unattraktiv machen.
Wenn es heiß ist in Deutschland, beginnt in jedem Jahr auch das Hin und Her zum Thema Leitungswasser in Restaurants. Natürlich geschärft durch die Erfahrungen aus den Urlaubsländern Frankreich, Spanien und Italien.
Wird Essengehen zum Luxus?
Bei Sonnenschein und Hitze ist der Durst groß. In einer EU-Richtlinie von 2019 wird vorgeschlagen, dass Leitungswasser in Restaurants zukünftig kostenfrei oder gegen ein geringes Entgelt ausgeschenkt werden soll. In Deutschland ist bisher kein Gastronom verpflichtet, einem Gast Leitungswasser auszuschenken. Dafür bräuchte es, wen wundert es, einer eigenen Gesetzgebung. Die Zuständigkeit liegt bei den Ländern. Die betroffene Branche wehrt sich. Mit dem Ausschank von Getränken müssten Umsatz und Gewinne erwirtschaftet werden. Das Geschäft mit dem Wasser ist besonders lukrativ, da wird schon mal das 25-fache des Einkaufspreises verlangt.
Trinkgeld kann, genau wie kostenloses Leitungswasser, nicht erzwungen werden. Weder durch politischen Druck, noch durch Diskussionen auf Social-Media. Neue Probleme drängen in den Fokus. Die Energiekosten, der Wareneinkauf und die allgemeine Situation im Land sorgen für große Unsicherheit. Gastronomen befürchten, dass sich Essengehen zum Luxus entwickelt, Menschen deutlich weniger ausgehen. Restaurants werden schließen müssen, nicht wegen fehlenden Personals, sondern wegen fehlender Gäste. Keine guten Aussichten für die Branche.

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