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Sandro Paufler

Industriestandort in Cunewalde macht dicht

Cunewalde. Das Ende der P.C.S Germany ist besiegelt. Kritik an dem Insolvenzverwalter kann sich der Bürgermeister Thomas Martolock nicht verkneifen – und er kämpft für eine Neuansiedlung von anderen Unternehmen in den drei Werkshallen.
Bürgermeister Thomas Martolock steht vor den Toren der P.C.S Germany. Nach der Schließung kämpft er für eine Neuansiedlung von Unternehmen.

Bürgermeister Thomas Martolock steht vor den Toren der P.C.S Germany. Nach der Schließung kämpft er für eine Neuansiedlung von Unternehmen.

Bild: Sandro Paufler

Dass in der Automobilbranche verortete Industrieunternehmen P.C.S Germany im Ortsteil Weigsdorf-Köblitz stellt am 30. September den Betrieb ein. Zuvor durchlief das Unternehmen ein Insolvenzverfahren.

 

Unternehmen geriet in Schieflage

 

Laut dem Insolvenzverwalter Dr. Lukas Flöther geriet das Unternehmen aufgrund mehrerer Faktoren in wirtschaftliche Schieflage. So waren im Zusammenhang mit der Transformation zur Elektromobilität erhebliche Umsatzrückgänge zu verzeichnen, da das Unternehmen überwiegend Maschinen- und Getriebeteile produzierte. Hinzu kommen weitere Umsatzrückgänge während der Corona-Pandemie, Probleme bei der Lieferkette sowie steigende Energiepreise. Zuletzt wurde sogar am Standort investiert, um einen avisierten Großauftrag eines Automobilkonzerns annehmen zu können, doch dieser wurde in letzter Minute zurückgezogen.

Bereits 2019 und 2020 wurden Verluste in siebenstelliger Höhe eingefahren. Mit der Schließung des Unternehmens verlieren 150 Beschäftigte ihren Job.

 

Bürgermeister ist enttäuscht

 

Bürgermeister Thomas Martolock konnte sich die Enttäuschung über die Schließung beim Pressegespräch nicht verkneifen. »Ich habe nicht den Eindruck, dass das Krisenmanagement optimal gelaufen ist.« Die Aussage des Bürgermeisters bezieht sich zum einen auf den beauftragten Insolvenzverwalter: »Aus meiner Sicht hat ein Insolvenzverwalter Verantwortung für die zahlreichen Beschäftigten zu tragen. Dort hatte ich eher das Gefühl, dass das Bestreben im Vordergrund stand, das Vermögen möglichst gewinnbringend zu veräußern.«

Zum anderen bezieht sich sein Unmut auf den Landkreis Bautzen: »Wir haben leider keine funktionierende Struktur der Wirtschaftsförderung mehr. Die Marketinggesellschaft Oberlausitz (MGO), die ursprünglich dafür gegründet wurde, beschäftige sich nur noch mit dem Tourismus.«

 

Beigeordnete Romy Reinisch sieht das anders

 

Auf Nachfrage beim Landratsamt erklärt die zweite Beigeordnete, Dr. Romy Reinisch: »Wirtschaftsförderung findet statt, allerdings weniger über die MGO, sondern durch den Landkreis direkt. Da geht es unter anderem um Flächenbereitstellung für Wirtschaftsansiedlungen, aktuell auch für die geplanten Bundeswehr-Standorte, die Fachkräftegewinnung und -sicherung etwa über die Fachkräfteallianz […] Allerdings kann auch eine perfekte Wirtschaftsförderung nicht verhindern, dass bei den derzeitigen Rahmenbedingungen Unternehmen in der Region in Schieflage geraten oder insolvent gehen. Auch in diesen Fällen bieten wir unsere Hilfe an, wie zuletzt etwa bei Maja-Möbel in Wittichenau.«

 

Bürgermeister möchte für Neuansiedlung kämpfen

 

Zurück zum Industriestandort im Ortsteil Weigsdorf-Köblitz: Der Bürgermeister möchte – auch in Zusammenarbeit mit dem sächsischen Wirtschaftsminister Martin Dulig – neue Geschäftsfelder für das Werk ausloten und könnte sich vorstellen, dass sich aufgrund des Know-hows aus der 80-jährigen Geschichte im Bau von Verbrennungsmotoren und Maschinenteilen Unternehmen der Metallbearbeitung, im Katastrophenschutz oder der Rüstungsindustrie ansiedeln könnten.


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