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Ideenreichtum schlägt Erfahrung

Hanna Bock hat bei einem Floristen-Wettbewerb in einem Berliner Großmarkt den Siegertitel geholt. Ihr Adventskranz ist ein Meisterstück.
Hanna Bock und ihr Kunstwerk. Der Adventskranz ist ein Unikat und präsentiert das talentierte Handwerksgeschick der 18-jährigen angehenden Floristin. Foto: Silke Richter

Hanna Bock und ihr Kunstwerk. Der Adventskranz ist ein Unikat und präsentiert das talentierte Handwerksgeschick der 18-jährigen angehenden Floristin. Foto: Silke Richter

Was passiert, wenn rund auf eckig trifft sowie verschiedene Grüntöne in aller Konsequenz auch noch miteinander harmonieren sollen? Und ausgerechnet rustikal anmutendes, braunes Jutegewebe neben seidig-feinem Stoff aus Samt einen Platz finden soll? Konträrer geht es kaum. Doch was im ersten Moment unpassend erscheint und dem Versuch gleicht, die Quadratur eines Kreises zu erklären, kann ein nahezu perfekt gestaltetes, in sich harmonisch wirkendes Kunstwerk ergeben. Ein Unikat, das Seinesgleichen sucht. Vorausgesetzt man versteht sein Handwerk, wie es bei der angehenden Floristin Hanna Bock der Fall ist.

Hohe Ansprüche erweisen sich als Fluch und Segen

Die 18-Jährige hat einen einzigartigen Adventskranz akzentuiert in Szene gesetzt. Das gute Stück wiegt etwa acht Kilogramm, hat einen Durchmesser von 80 cm und eine Höhe von 27 cm. Es besteht vorwiegend aus Naturmaterialien wie verschiedenen seltenen Scheinzypressenarten und Eukalyptus- und Lerchenzweigen, die mit Flechten besetzt sind. Dazwischen verschiedenfarbige Kugeln, Sterne, vier Kerzen, Koniferenzweige, dünne Baumscheiben und verschiedene andere gesetzte Akzente, die viel Liebe zum Detail erkennen lassen. Die Idee, ausgerechnet solch eine optische Gestaltungsvariante für einen Wettbewerb zu wählen, kann Fluch und Segen zugleich sein. »Aber gefährlich ist sie allemal. Massive Material-Kontraste setzen zu wollen, aber farblich harmonisch zu arbeiten und dabei nicht zu scheitern ist schon eine Meisteraufgabe. Hanna hat dabei den höchstmöglichen Anspruch an sich selbst gewählt und die Herausforderung angenommen«, berichtet Hannas Vater Matthias Bock. In seinen Worten schwingt Stolz mit. Wenngleich die Wettbewerbszeit für das gesamte Team mitunter auch sehr nervenaufreibend gewesen sei. Zum einen brauchte Hanna für die Umsetzung zwei Anläufe. Andererseits waren plötzlich auch einige notwendigen Materialien wie Hasenschwanzgräser in dem gebrauchten Farbton plötzlich nicht mehr erhältlich. »Wir haben die gesamte Republik danach abgesucht. Keine Chance. Dann hat es bei der Gestaltung manchmal nicht so funktioniert, wie ich es wollte. Das hat mich sehr frustriert. Meine schlechte Laune haben dann meine Familie und das Team abbekommen«, erinnert sich Hanna mit einem Schmunzeln. Mehr als sieben Stunden hat sie geflochten, gebunden, geklebt, gestaltet, gesteckt, Ideen entwickelt, diese wieder verworfen und neu angesetzt, bis sie mit ihrem Kunstwerk zufrieden war.

Hannas Zukunft liegt in Hoyerswerda

Die Mühen sollten sich gelohnt haben. Von der Wettbewerbsjury wurde verkündet, dass Hanna Bock mit ihrem Adventskranz den ersten Platz erreicht und sich damit gegen die erfahrene Konkurrenz durchgesetzt hat. Insgesamt nahmen über zehn Floristen aus verschiedenen Bundesländern an dem Wettstreit in einem Berliner Großmarkt teil. So wie im vergangenen Jahr, war Hanna Bock auch dieses Mal die einzige Auszubildende aus der Lausitzer Region und auch die jüngste Teilnehmerin. Schon damals war sie mit einem zweiten Platz sehr erfolgreich. Und schaut man sich ihre Zukunftspläne an, dann kann sich auch ihre Heimatstadt glücklich schätzen. Denn Hanna Bock zieht es nicht hinaus in die große, weite Welt. »Ich mag Hoyerswerda und möchte gern bei meiner Familie bleiben. Das nächste Ziel ist nach den Facharbeiterprüfungen die Meisterschule, damit ich später unseren Familienbetrieb übernehmen und weiterführen kann.« Hanna ist bereits die dritte Familiengeneration bei »Bock Blumen«, dessen Grundstein vor mehreren Jahrzehnten von ihrer Oma und Florist-Meisterin Ingeborg Bock gelegt wurde und bis heute erfolgreiche Unternehmensgeschichte schreibt.


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