Für eine fahrradfreundliche Stadt
Wer die Qualität eines Radweges für alle Nutzer beurteilen will, sollte sich dort ein siebenjähriges Kind vorstellen, sagt Isabell Gall vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Sachsen im Bürgerzentrum Braugasse 1. Die Referentin für den Radverkehr im ländlichen Raum hat dort auf einer gut besuchten Veranstaltung ihren Landesverband und den übergeordneten Bundesverband als größte Interessenvertretung aller Radler und starke Lobby gegenüber politischen Entscheidungsträgern vorgestellt.
Eine ADFC-Ortsgruppe für Hoyerswerda
Gebraucht werden mehr und sichere Radwege sowie Fahrradabstellanlagen, die Entschärfung von Gefahrenstellen und die Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr. Der ADFC Sachsen betreut seine ehrenamtlichen Ortsgruppen und engagierte Mitglieder in Städten ohne diese Struktur, erklärt Isabell Gall.
Alle Vereinsmitglieder sind per Rad und zu Fuß haftpflicht- und rechtsschutzversichert, erzählt Holger Drescher. Der Hoyerswerdaer will hier eine ADFC-Ortsgruppe gründen und mit der Verkehrswacht, der Stadtverwaltung sowie den Fahrradaktivisten der Mitmachstadt zusammenarbeiten.
Mitmachstadt arbeitet schon an Verbesserungen
Die Fahrradgruppe der Initiative Mitmachstadt Hoyerswerda schafft schon seit Jahren bessere Bedingungen für Rad fahrende Einwohner und Gäste, wie den beschilderten Weg vom Bahnhof zur Touristeninformation, sagt deren Leiterin, Marita Gatzlaff. Klaus Waury gibt im Dritten Ort des Bürgerzentrums jeden ersten Mittwoch und Donnerstag im Monat Hilfe bei der Fahrradreparatur. Es sind noch viele Radwege im schlechten Zustand, wie jener in der Stauffenbergstraße. Einige haben nur eine Breite von 50 Zentimetern, zum Beispiel in der Kolpingstraße, erzählt ein Veranstaltungsbesucher. Weil in der neuen Straßenverkehrsordnung ein Mindestüberholabstand zu Radfahrern verankert ist, werden jetzt in Hoyerswerda an Engstellen mindestens zehn Schilder motorisierte Verkehrsteilnehmer auf den 1,50 Meter Abstand hinweisen, berichtet Marita Gatzlaff.
Es gibt endlich fertige Pläne zur barrierefreien Umgestaltung des Bahnhofes, die aber noch nicht umgesetzt werden, schneidet sie ein anderes Thema an. Ende März wird es dazu ein Vor-Ort-Treffen von Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh mit dem leitenden Mitarbeiter der Deutschen Bahn in Dresden Heiko Klaffenbach und Bürgern geben. »Wer Radtouristen will, braucht einen barrierefreien Bahnhof mit sicheren Abstellanlagen für Fahrräder«, sagt Dagmar Steuer von der Mitmachstadt. Den Bau solcher Fahrradparkmöglichkeiten unterstützt der Wegebund Sachsen, zu dem alle Arbeitsgemeinschaften sächsischer Kommunen für die Förderung des Rad- und Fußverkehrs gehören, erklärt Isabell Gall. Sie arbeiten mit dem Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr sowie dem Landesamt für Straßen und Verkehr zusammen und pflegen Kontakte zu entsprechenden AGs anderer Bundesländer.
Zentrale Fahrradachse durch die Stadt
Hoyerswerda will Mitglied des Wegebundes werden, weiß Marita Gatzlaff von der Stadtverwaltung. Sie will vom Behinderten- und Seniorenbeirat Wichtiges zur Qualität von Rad- und Fußwegen erfahren, um der Stadtverwaltung eine aktuelle Liste mit den dringendsten Aufgaben weitergeben zu können. Deren Mitarbeiterin Gesine Wittkowski informiert über der Schaffung einer zentralen Fahrradachse durch Hoyerswerda, für die erste Fördergelder beantragt wurden. Der Fachbereichsleiter Bau Dietmar Wolf schlägt vor, dass sich die Fahrradgruppe der Mitmachstadt und Vertreter des ADFC mit ihren Projekten im Stadtrat vorstellen, was diese gern angenommen haben.