Rainer Könen

Ein Ort sucht seine Mitte

Ottendorf-Okrilla. Architekten stellten jüngst ihre Ideen zum neuen Ottendorfer Ortszentrum vor. Das Interesse an der Veranstaltung war gering.
Mit dem neuen Ortszentrum wird Ottendorfs Einwohnerzahl in den kommenden Jahren rapide anwachsen. Wird Bürgermeister Pfeiffer dann endlich das Stadtrecht für Ottendorf-Okrilla beantragen?

Mit dem neuen Ortszentrum wird Ottendorfs Einwohnerzahl in den kommenden Jahren rapide anwachsen. Wird Bürgermeister Pfeiffer dann endlich das Stadtrecht für Ottendorf-Okrilla beantragen?

Bild: Rainer Könen

Lag es am hochsommerlichen Wetter? Daran, dass man sich für diese Veranstaltung in der Ottendorfer Turnhalle (An der Blöße) hatte anmelden müssen? Oder weil die Gemeindeverwaltung die Zwischenpräsentation zur neuen Ortsmitte live im Netz, im hiesigen Stadtkanal, übertrug? Viele Plätze blieben jüngst in der Turnhalle frei. Nur rund 50 Personen hatten sich für die »spannende Präsentation«, wie Bürgermeister Rico Pfeiffer (parteilos) die Veranstaltung be-zeichnete, angemeldet, ein Großteil davon Mitarbeiter der teilnehmenden Architekturbüros. Seitdem die Gemeinde vor zwei Jahren die rund zehn Hektar große Brachfläche des ehemaligen Betonwerks für zwei Millionen Euro erworben hat, träumt man in der rund 10.000-Einwohner zählenden Großgemeinde von einem Ortszentrum. Denn ein solches hat Ottendorf-Okrilla seit dem Zusammenschluss der Ortsteile Anfang der 1920er Jahre noch nie gehabt. Nach den Plänen der Gemeinde soll das Areal Platz für Wohnen, Einzelhandel, Dienstleistungen, Erholung und öffentlichen Nahverkehr bieten.

Qualität, Nachhaltigkeit und Funktionalität

17 Architektenbüros hatte die Gemeinde nach der Aufstellung des Bebauungsplans »Neue Ortsmitte Ottendorf-Okrilla« kontaktiert. Am Ende blieben sieben Bewerber an dem vom Planungsbüro die STEG Stadtentwicklung GmbH Dresden begleiteten Werkstattverfahren. Deren eingereichte Unterlagen wurden von der aus Gemeindemitarbeitern und Vertretern des Landratsamtes bestehenden Jury noch mal auf Qualität, Nachhaltigkeit und Funktionalität ge-checkt. Zur sogenannten »Zwischenpräsentation« wurden fünf Dresdner Architekturbüros einge-laden. Die ersten beiden Konzeptvorschläge konzentrierten sich auf den neuen Markt- und Kul-turplatz, auf Lerncampus, Quartierszentrum und Wohngebiete.

Nach einer guten Stunde verließen die ersten Besucher die Turnhalle, verpassten damit Ideen-vorschläge, die insgesamt lebendiger und verständlicher in der Gesamtdarstellung waren. Immer wieder wurde bei der Veranstaltung darauf hingewiesen, dass die industrielle Geschichte der Gemeinde einen Wert für Ottendorf-Okrilla darstellt, die ehemalige Werkhallen des Betonwerks erhaltenswert seien. Dass die Gemeinde eine große Chance habe, sich zu einer klimaresilienten Kommune entwickeln zu können, darauf wurde ebenfalls hingewiesen. Die Architekten betonten, das Ottendorf-Okrilla großes Innovationspotential habe, mit der neuen Ortsmitte die Gemeinde zusammenwachsen könne. Auch wurde auf die künftige Modernität der geplanten Wohn- und Geschäftsquartiere hingewiesen, auf die Möglichkeit im Ortskern parkähnliche Landschaften mit »grünen Boulevards zum Flanieren und Spielen« zu schaffen, mit aus Hecken und Bäumen geschaffenen Lärmschutzwänden. In dem zwischen Gaswerkstraße, Radeberger und Dresdner Straße gelegenen Areal könnten, darüber herrschte bei den teilnehmenden Architekturbüros Konsens, bis zu 800 Wohneinheiten mit einer durchschnittlichen Größe von 80 Quadratmetern entstehen. Mit der Gestaltung der neuen Ortsmitte werde Ottendorf »eine eigene Identität, ein neues Selbstverständnis bekommen«, so einer der Architekten. Nach der rund vierstündigen Veranstaltung zeigte sich Bürgermeister Pfeiffer angetan von den Entwürfen, deutete an, das die große Herausforderung an dem Projekt »Ortsmitte« sicher die Finanzierung sei.

Unterschiedliche Reaktionen

Die Reaktionen der Besucher fielen unterschiedlich aus. Sie reichten von »Was vorgeschlagen wurde, ist nicht gerade neu für uns« bis hin zu »Ein neues Ortszentrum ist gut, muss aber von den Einwohnern angenommen werden«. Einige fanden, dass man im geplanten Ortskern nicht unbedingt »Altes mit Neuem« verbinden müsse, Schornstein und alte Werkhallen nicht ins neue Ortszentrum integriert werden müssten. Gemeinderatsmitglied Karl-Heinz Großmann (Aktionsbündnis Parteilose) gab an, das ihn »kein Entwurf überrascht« habe, die hätten sich »alle geähnel«.

10.000 Euro Preisgeld

Im Herbst, am Samstag, 25. Oktober, 10 Uhr findet in der Turnhalle (An der Blöße) die Endpräsentation statt. Da wird der Preisträger bekannt gegeben, der eine Prämie in Höhe von 10.000 Euro erhalten wird. Man kann davon ausgehen, dass das Interesse an dieser Veranstaltung dann sicher größer sein dürfte.


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