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Silke Richter

Ein Leben zwischen Hampelmann und Corona

Die Notbetreuung stellt für Eltern, Erzieher und Kinder eine besonders große Herausforderung dar. Das Team in der AWO - Kita „Pfiffikus“ versucht den Alltag so normal wie nur möglich zu gestalten.
Kitaleiterin Jana Welsch ist mit ihrem Team auch in Krisenzeiten bestens vorbereitet. Der Alltag soll auch in der Notbetreuung möglichst normal ablaufen. Foto: Silke Richter

Kitaleiterin Jana Welsch ist mit ihrem Team auch in Krisenzeiten bestens vorbereitet. Der Alltag soll auch in der Notbetreuung möglichst normal ablaufen. Foto: Silke Richter

Stille und Leere haben längst ihren Platz eingenommen. Wie ein Schleier ummanteln sie das gesellschaftliche Leben. Die Corona – Krise hinterlässt überall ihre Spuren. Auch in der AWO – Kita „Pfiffikus“. Das fröhliche Singen und Rufen vieler Kinderstimmen ist verhallt und scheinbar eingefroren im Wandel der Zeit.  Von den bisher 220 zu betreuenden Kindern sind an jenem Freitag nur noch zwanzig Jungen und Mädchen im Haus anzutreffen.  Deren Eltern sind in so genannten systemrelevanten Berufen tätig. Sie arbeiten unter anderem in medizinischen und pflegerischen Bereichen, in Kommunen, im Rettungswesen und im Waren- und Güterhandel. Das Ganze nennt sich in Kindereinrichtungen Notbetreuung, um in der Corona – Krise das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben möglichst stabil aufrechterhalten und die Infektionsquellen möglichst auf ein Mindestmaß reduzieren zu können. Denn die Corona – Krise schreibt ihre eigenen Gesetze.   Die gravierenden Veränderungen im Alltag spüren auch die Kinder. Felix vermisst seine Freunde sehr. Der blonde Junge darf zwar in den Kindergarten gehen, aber vieles ist nicht wie früher. „Ich möchte wieder mit meinen Kumpels spielen“, sagt der Sechsjährige. In seiner Stimme schwingen Traurigkeit und tiefer Ernst mit, den man einem Kind in diesem Alter nicht unbedingt zutraut. Hanna – Lotta erzählt betroffen, dass Corona sehr krank machen kann und das Händewaschen und Abstand in diesen Zeiten eine ganz besonders wichtige Rolle spielen. Die Kinder wissen mittlerweile auch, dass Erwachsene es kontaktlose Übergabe nennen, wenn Eltern mit Absicht gesunden Abstand von den Erziehern halten, wenn sie ihre Kinder in die Kita bringen. Das Team um Jana Welsch hat die zu betreuenden Jungen und Mädchen in sehr kleine Gruppen aufgeteilt, die immer in derselben Zusammensetzung bestehen bleiben. Zudem gibt es bei den Erziehern eine erste und eine zweite Reihe. Soll heißen: Fällt in der ersten Riege jemand aus findet sich Ersatz aus der zweiten Gruppe, der dann den leer gewordenen Platz an der Front lückenlos einnehmen kann, um die Kinderbetreuung fortlaufend absichern zu können. Zudem nutzen die Erzieher in Sachen Hygiene und Desinfektion ihre bereits gesammelten Erfahrungen, wenn die Einrichtung mit ansteckenden Kinderkrankheiten umgehen muss, von denen Kitas auch im Normalfall befallen werden können. Trotz alledem versucht das Team um Einrichtungsleiterin Jana Welsch unter den gegebenen Umständen so viel Normalität wie nur möglich walten zu lassen. Es wird gesungen, gespielt, gelernt, geweint und getröstet.   „Besonders schlimm ist es für jene Kinder, die nicht in die Kita dürfen“, meint Jana Welsch die nur zu gut nachempfinden kann, welch schwere Last derzeit auch auf den Elternhäusern liegt. Schrittweise wird sich die Kita, je nach Lage der aktuellen Krisensituation mit weiteren Kindern füllen, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten und Poe a Poe neu aufgelistet werden. Die Jungen und Mädchen können sich dann auch über einige Veränderungen auf dem Kitagelände freuen. Haben doch die Erzieher die anfängliche Krisenzeit dafür genutzt, nicht nur sämtliches Spielzeug, angefangen von Hampelmännern und hunderten Bausteinen, sowie alle Räume gründlich zu desinfizieren.  Auch Erneuerungen und Reparaturen wurden umgesetzt. Im Garten steht eine neue Rank – Hilfe für Pflanzen, inklusive Sitzmöglichkeiten und „Verkaufsstände“ die spielerisch an einen Kaufmannsladen erinnern oder für Kräuter- und Blumenkästen genutzt werden kann. In der neuen Matschecke können jetzt auch Sonnenschirme fest verankert werden. Die Schaukelanlage ist auch erneuert und die alte Spielbaustelle der Hortkinder ist auch längst aufgeräumt. Bis aber alle Kinder die Kita wieder nutzen können, wird es wohl leider noch eine Weile dauern. Bis dahin geht es weiter. Mit einem möglichst normalen Alltag. Zwischen Hampelmann und Corona.


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