

Hollywood hat Geschichte schon immer am unterhaltsamsten vermittelt. Auch die biblische. Davon zeugen etliche legendäre Bibelfilme aus den 50er und 60er Jahren. Einige wurden mit Oscars ausgezeichnet. Wenn es da auch für die Didaktik in Geschichtsausstellungen so etwas wie einen Academy Award gäbe, dann wäre das Oberlichtenauer Bibelland mit seinem Freilichtmuseum sicher mit besten Chancen im Rennen. Denn hier kommen eine Dauerausstellung über das Leben der frühen Christen und ein Bibelland-Freilichtmuseum zusammen, geben intensive Einblicke vom Leben im Heiligen Land. Auf dem Museumsgelände sind Schafstall, Tenne oder Hebekran zu sehen, auch ein Felsengrab und eine Mini-Basilika. Und: eine römische Hinrichtungsanlage.
Denkanstöße vermitteln
Im Oberlichtenauer Bibelland kann man sozusagen, so Museumsleiter Maik Förster, entspannt durchs »Heilige Land Sachsens« schlendern., das einst Teil einer barocken Schlossanlage war. Hier leben Maik Förster und seine Frau Susanne ihren Traum: Menschen über den Alltag in jenen Zeiten zu informieren, Zusammenhänge zum Heute zu erstellen, Denkanstöße zu vermitteln. Wie wichtig das gegenwärtig ist, das betont Maik Förster, verweist auf die aktuellen Unruhen in Nahost. Förster ist Nahost-Experte, kennt die politische Situation, weiß um die Befindlichkeiten der dort lebenden Menschen, hat ein profundes Hintergrundwissen.
»Israel nach Sachsen« geholt
Vor rund 30 Jahren gründete er einen christlichen Verein zur Jugendhilfe und Bildung, um Reisen für Jugendliche nach Israel zu organisieren. Doch Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und Israel während der Zweiten Intifada (2000 bis 2005) verhinderten das seinerzeit. Da habe er sich halt »Israel nach Sachsen« geholt, wie der 60-Jährige das salopp beschreibt. Genauer gesagt, nach Oberlichtenau, wo er lebt. Der Verein erwarb seinerzeit ein Grundstück neben dem örtlichen Barockschloss, baute einen Bibelgarten. Seit knapp zwanzig Jahren gibt es den. Pro Jahr kommen bis zu 4.000 Besucher, darunter zahlreiche Reisegruppen. Höhepunkt für das Oberlichtenauer Bibelland-Freilichtmuseum sind die bundesweiten Denkmalstage und der in Sachsen durchgeführte »Tag der Parks und Gärten«. Da rückt Försters Bibelland in den Focus der Öffentlichkeit, kommen zahlreiche Menschen aus der Region, aus allen Teilen der Republik nach Oberlichtenau. Im Blickpunkt der Besucher steht vor allem die Hinrichtungsstätte mit den drei Kreuzen. Förster erzählt, dass man die Nägel früher bei den Kreuzigungen nicht in die Hände, sondern zwischen Speiche und Elle schlug, dass die meisten Kreuzigungsopfer einen langsamen Erstickungstod starben, ein Sitzholz, auf dem sich die Verurteilten ausruhen konnten, den Todeskampf bis zu zwei Wochen andauern ließ.
Seit dem Ausbruch des Kriegs zwischen Israel und der palästinensischen Hamas vor einigen Wochen hätten Besucher anfangs noch Fragen nach dem Warum und Wieso dieses Nahost-Konflikts gestellt, erzählt Förster. Jetzt kaum noch. Auch vermisse man das Interesse von Schulen an diesem Thema, so Förster. Dabei »können wir hier so viel Erhellendes zu diesem Konflikt beitragen.« Wer mit den Försters ins Gespräch kommt, und das kommt man beim Besuch unweigerlich, erfährt so manches kaum bekannte Detail aus der biblischen Geschichte, aus den frühen Jahren des Christentums. Auch wer der Bibel eher skeptisch gegenübersteht oder einer anderen christlichen Religion angehört, findet eine spannende Einführung in die Entstehungsgeschichte der Bibel und die Lebenswelten des Alten und Neuen Testaments.
Besonders informativ ist die Ausstellung in der benachbarten Scheune. Die erwarb der Verein vor Jahren, sanierte sie mit Fördergeldern. Hier erfährt man beispielsweise, wo sich die heiligen Plätze der Oberlausitz befinden, kann man in einer umfassenden Bibliothek herumstöbern, sich im kleinen Ikonen-Museum umschauen. Maik Förster brachte von jeder seiner zahlreichen Reisen in den Nahen Osten Stücke mit, die hier ausgestellt sind. Etwa eine originale Torarolle oder ein Beduinenzelt.
Und was halten die Oberlichtenauer vom biblischen Freilichtmuseum? Das Bibelland sei mittlerweile im Ort, in der gesamten Lausitz als Sehenswürdigkeit anerkannt, erklärt Förster. Und ausgezeichnet wurde es sogar auch schon. Als beste sächsische Urlaubsadresse auf dem Land. Mit anderen Worten: Es lohnt sich, im Bibelland mal vorbeizuschauen. Warum nicht jetzt, in der Vorweihnachtszeit.