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Die Geschichte einer vergessenen Kostbarkeit

Unter dem Titel „Geschichte hat Gewicht. Die Chronik des Christian Gottlieb Platz – Restaurierung einer vergessenen Kostbarkeit“ wurde jetzt im Bautzener Archivverbund ein schwergewichtiger Zeitzeuge vorgestellt.
Die Chronik des früheren Bautzener Bürgermeisters Christian Gottlieb Platz kann nach ihrer Restaurierung jetzt wieder öffentlich eingesehen werden. Foto: Carmen Schumann

Die Chronik des früheren Bautzener Bürgermeisters Christian Gottlieb Platz kann nach ihrer Restaurierung jetzt wieder öffentlich eingesehen werden. Foto: Carmen Schumann

Bautzener Archivverbund präsentiert nach Restaurierung ein historisches Schwergewicht

Die Chronik, die der einstige Bautzener Bürgermeister etwa zwischen 1690 und 1720 verfasste, stellt – ähnlich wie bei der Techell-Chronik – ein Lebenswerk des Autors dar. Hinsichtlich der beeindruckenden voluminösen Einzelfolianten übertrifft sein Werk jedoch jene erst kürzlich nach Bautzen zurückgekehrte Chronik um einiges. Auch reicht sie in ihrer Entstehung weiter zurück. Christian Gottlieb Platz, geboren 1657 in Bautzen und 1727 dort auch gestorben, verfasste wohl ursprünglich 29 Bände, von denen einer verloren gegangen ist. Die in Leder gebundenen und mitunter mehrere Kilogramm schweren Bände weisen Buchbreiten von bis zu 20 Zentimeter auf. Sie beinhalten ausführliche Abhandlungen zur Bautzener Stadtgeschichte, chronikalische Berichte zur Oberlausitz, dem Sechsstädtebund sowie anderweitige facettenreiche Informationen auch zu Persönlichkeiten und Schicksalen. Angereichert wird die Handschrift durch Beilagen vielfältiger Art, wie sie für Chroniken jener Epoche typisch ist. Enthalten sind Druckschriften, die das gesellschaftliche Leben breit dokumentieren. Privilegien, Gesetzessammlungen und Statute, Leichenpredigten, Programme diverser Feierlichkeiten sowie einzelne Notenblätter. Wertvoll ist die Chronik aber auch wegen ihrer zahlreichen Abschriften von Dokumenten, die im Original inzwischen längst verloren sind. Die Platzsche Chronik ist in jedem Fall ein Ausnahmeprachtstück aus der späten Blütezeit städtischer Chronistik. Bedauerlicherweise haben frühere zeitweise unsachgemäße Lagerungen der Chronik insgesamt so zugesetzt, dass sie aus konservatorischen Gründen zuletzt nur für ausgewiesene Forschungsprojekte herangezogen wurde und ansonsten für die Benutzung gesperrt blieb. Das Stadtarchiv hatte die umfangreiche Chronik deshalb zur Restaurierung innerhalb des Förderprogramms der bundesweiten Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes KEK vorgeschlagen. Diese sagte eine Beteiligung von über 21.000 Euro zu. Nach der Zusage konnte die Chronik an die Firma Buchrestaurierung Leipzig übergeben werden. Inzwischen sind die Arbeiten an allen Bänden abgeschlossen und die Chronik kann jetzt einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden.


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