Manuela Dietze

»Carsharing« für Bautzen?

Bautzen. In Bautzen könnte sich ein neues Mobilitätsangebot namens »Carsharing« entwickeln. Ein in der Stadt geparktes Fahrzeug kann ganz spontan für mehrere Stunden oder Tage gebucht und von mehreren Menschen genutzt werden. Ein Konzept für die Großstadt? Keinesfalls, findet Martin Schmidt von der Firma »teilAuto« und erklärt, wie die Pläne für die Spreestadt stehen.

gern würde ich das erste Thema aus Sohland in Angriff nehmen wollen. Und zwar geht es um den geplanten Abriss des ehemaligen Gasthauses "Zur Grenze".

gern würde ich das erste Thema aus Sohland in Angriff nehmen wollen. Und zwar geht es um den geplanten Abriss des ehemaligen Gasthauses "Zur Grenze".

Bild: Teilauto.net

Auch durch Bautzen wälzt sich täglich eine lange Autoschlange. Anwohner finden kaum Parkplätze. Auf den Straßen und Plätzen gibt es einfach nicht mehr genug Raum. Interessant dabei, durchschnittlich steht ein Auto 23 Stunden am Tag und blockiert gerade in Innenstädten die raren Flächen.

 

»Carsharing« ist beliebt

 

In 935 Orten in Deutschland wurde 2022 Carsharing bereitgestellt, 250-mal in Orten mit einer Einwohnerzahl zwischen 20.000 und 50.000. Aktuell bieten 243 Unternehmen Carsharing an. Den Kunden stehen 30.200 Fahrzeuge zur Verfügung. Ganz vorn im Carsharing-Städteranking liegt Karlsruhe, weit vor München und Berlin. Insgesamt ist die Entwicklung solcher Angebote sehr dynamisch.

 

Die Vorreiter der Idee in Bautzen

 

Um den Autoverkehr in Städten einzudämmen und die Schadstoffbelastung zu senken, sollen Angebote unterbreitet werden, die das gemeinschaftliche Nutzen von Fahrzeugen ermöglichen. Die Firma teilAuto ist in Bautzen im Gespräch. Die ersten Schritte auf dem Weg zum Autoteilen unternahmen Claus Gruhl und Jens Bitzka von der Regionalgruppe Bündnis 90/ Die Grünen. Parallel dazu beschäftigte sich das Klimabündnis Bautzen mit der Möglichkeit, Carsharing in Bautzen zu etablieren. Unterschriftenlisten wurden ausgelegt, am Ende konnten etwa 50 Unterschriften gesammelt werden. Diese veranlassten ein Unternehmen, im Oktober 2022 eine Infoveranstaltung »Carsharing mit teilAuto für Bautzen« durchzuführen. Im Stadtrat wurde ein Vorschlag eingebracht, der die Stadtverwaltung auffordert, zwei Stellplätze zur Verfügung zu stellen.

 

Wie stehen die Chancen?

 

Martin Schmidt, der Regionalleiter Chemnitz bei Sachsens größtem Carsharing-Anbieter, ist optimistisch, dass es in absehbarer Zeit ein Angebot in Bautzen geben wird. Aktuell ist es aber noch nicht soweit. Das Interesse, sich mit mehreren Personen die Nutzung eines Autos zu teilen, anstatt es selbst zu besitzen, besteht. Zielgruppe sind besonders Menschen, die wenig fahren oder kein Auto besitzen. Potenzielle Nutzer zu finden, ist nicht einfach und es braucht Zeit und Unterstützer. Martin Schmidt sagt: »Die Vorbereitung ist sehr wichtig und es ist besser, mehr Zeit zu investieren, damit der Standort dann langfristig besteht. Es braucht Geschäfts- und Privatkunden, Vereine oder Verbände, die regelmäßig das Angebot nutzen wollen, um eine gute Auslastung zu erreichen.«

Vor kurzem ist die Bautzener Stadtverwaltung an die Firma herangetreten und scheint offen für das Projekt. Die Unterstützung der Verwaltung ist für das Unternehmen wichtig, besonders bei der Suche nach geeigneten Fahrzeugstandorten, die idealerweise auch noch kostenlos zur Verfügung gestellt werden sollen.

 

Es gibt auch Bedenken

 

Vorbehalte gegen das Projekt gibt es besonders in den kleineren Städten und im ländlichen Raum. Auch in Bautzen glauben viele Bürger nicht an den Erfolg eines solchen Projekts. Mobil sein im ländlichen Raum bedeutet für die meisten, ein eigenes Auto zu besitzen. Carsharing verorten sie in der Großstadt, Bautzen ist zu klein. Als Alternative zum Zweitwagen könnten sich einige der Befragten Carsharing vorstellen. Die wenigen Bürger, die schon einmal ein Auto geteilt haben, finden ein solches Angebot wichtig und glauben, dass es auch von Besuchern der Stadt genutzt wird.


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