Rainer Könen

Alles in Butter

Grünberg. Seine Pfannkuchen sind weithin gefragt. Aber nicht nur damit hat sich der Grünberger Bäcker Steffen Böhme einen Namen gemacht.
Bäckermeister Steffen Böhme vor seinem Grünberger Ladengeschäft. Seine Bäckerei ist in den Sommermonaten für Wanderer und Radler ein beliebter Anlaufpunkt, hier legen viele einen Pausenstopp ein. Und sind immer wieder von der kleinen Keramikkuh angetan, die ein örtlicher Künstler vor Böhmes Backgeschäft aufstellte.

Bäckermeister Steffen Böhme vor seinem Grünberger Ladengeschäft. Seine Bäckerei ist in den Sommermonaten für Wanderer und Radler ein beliebter Anlaufpunkt, hier legen viele einen Pausenstopp ein. Und sind immer wieder von der kleinen Keramikkuh angetan, die ein örtlicher Künstler vor Böhmes Backgeschäft aufstellte.

Bild: Rainer Könen

Man hatte schon häufiger von diesem Bäcker im Ottendorfer Ortsteil Grünberg gehört. Von seinen schmackhaften Pfannkuchen. Von seinen legendären Backvorführungen auf dem Dorfplatz. Und dass er zu den Puristen seiner Zunft zählt. Also zu denjenigen, die ihre Backwaren ohne chemische Zusätze herstellen. Ein Mittwochvormittag im Februar. Man betritt sein im Ortszentrum gelegenes Geschäft. In der Luft hängt dieser so typische Geruch frischer Semmeln. Kurz darauf ist er da, füllt den Laden mit seiner Präsenz: Bäckermeister Steffen Böhme. Die musternden Blicke, mit denen man sich im Laden umschaut, registriert er sofort: »Ja, so schaut es in einer richtigen Bäckerei aus«, legt er gleich los. Bevor man Weiteres wissen will, folgt die Erklärung: »Hier ist das Ladengeschäft, dahinter die Backstube.« So, wie es in einer Bäckerei üblich sei. Und dazwischen ein winziges Büro, wo man mit ihm wenig später über Brot, Kuchen, seine Pfannkuchen und das Backhandwerk plaudert.

Bäcker aus Leidenschaft

Der 55-jährige Steffen Böhme stammt aus einer Back-Dynastie. Er führt den kleinen Betrieb mit den sieben Mitarbeitern in vierter Generation. »Wissen Sie, ich bin Bäcker aus Berufung, aus Leidenschaft«, erklärt er. Brot, Kuchen, Semmeln - alles was zum Backhandwerk gehöre, sei sein Leben. Dabei lächelt er. Es braucht nicht lange, dann erfährt man von ihm, worauf er großen Wert legt: auf natürliche Produkte. Er nehme keine Fertigmehle, keine Tiefkühlprodukte, verwende keine technischen Enzyme für seine Backerzeugnisse. Lehnt er ab. Ihm komme es auf die Reinheit seiner Backwaren an. Das »schmeckt man ja auch«, meint er. Besonders beliebt sind seine Pfannkuchen. Da macht man ihm nichts vor. Das Rezept dieser Spezialität, mit der er sich mittlerweile einen Namen gemacht hat, hat er aus »einem Fachbuch von 1860«. Man will wissen, warum sie so lecker schmecken, seine Pfannkuchen. Ganz ins Detail geht er da nicht. Nur soviel verrät er: Er knete den Pfannkuchenteig sehr lange, danach lasse er den Teig in Ruhe, mindestens eine halbe Stunde. Erst dann werde der Teig geschlagen, portioniert und in Butterfett gebacken. Einsfuffzig kostet bei ihm eine solche Köstlichkeit.

Aufgewachsen ist Böhme in Coswig, dort verbrachte er seine Schulzeit, bei einem ansässigen Bäcker absolvierte er seine Lehre. Wer aus einer Bäckerfamilie wie er stamme, dessen beruflicher Lebensweg sei schon vorgeprägt, meint er. Weil ihm damals die Verhältnisse in der DDR zusehends weniger behagten, war er kurz vor der Wende in den Westen ausgereist, landete im kleinen Eifelort Ormont, wo »ich nach ein paar Tagen wieder als Bäcker ar«beiten konnte«, erzählt er.

Open-Air-Backevents

Eine schöne Zeit sei das gewesen. Nach fünf Jahren zog es ihn jedoch wieder zurück in die Heimat, nach Grünberg, wo er die Bäckerei von seinem Onkel übernahm. Aufmerksam wurde man im Rödertal auf ihn, als er vor elf Jahren einen aus historischen Steinen gemauerten Backofen am Dorfplatz, direkt gegenüber seines Geschäfts, einweihte. Damals kamen hunderte Menschen zu seiner ersten Brotback-Vorführung. Diese Open-Air-Backevents finden seitdem alljährlich von April bis September statt. Jeden Donnerstag in der Zeit von 9 bis 11 Uhr kann man ihm über die Schulter schauen, zusehen, wie er Brot herstellt. Böhme: »Es kommen immer Leute vorbei, auch Schulklassen.« Er möchte mit diesen Backvorführungen gerne den ein oder anderen für sein Handwerk begeistern. Denn natürlich ist auch in seiner Branche der Fachkräftemangel zum Dauerthema geworden. Aber »ich habe bisher Glück gehabt«, meint er. Die Mitarbeiter, die er habe, seien sehr engagiert, mit dem Betrieb eng verbunden. Und im August bekommt er einen Back-Azubi. Mit anderen Worten: Bei ihm ist derzeit alles in Butter.


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