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21 Premieren und ein Sachsen-Kracher

„Mächtig gewaltig, Lutz!“ Dieser auf Theaterintendant Lutz Hillmann umgemünzte Spruch der Olsenbande, die beim Sommertheater 2016 die jetzt begonnene Spielzeit des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters (DSVTh) beschließt, könnte für das gesamte Jahresprogramm des Theaters gelten.
Fast 40 Jahre alt ist Jurij Kochs Stück „Landvermesser“ um Konflikte beim Braunkohleabbau im sorbischen Siedlungsgebiet – und heute aktueller denn je ist. Mit Mirko Brankatschk (vorn) in der Hauptrolle feiert die Aufführung in deutscher Sprache am 20. November Premiere. Foto: DSVTh

Fast 40 Jahre alt ist Jurij Kochs Stück „Landvermesser“ um Konflikte beim Braunkohleabbau im sorbischen Siedlungsgebiet – und heute aktueller denn je ist. Mit Mirko Brankatschk (vorn) in der Hauptrolle feiert die Aufführung in deutscher Sprache am 20. November Premiere. Foto: DSVTh

Insgesamt 21 Premieren (14x Schauspiel in deutscher, ober- und niedersorbischer Sprache, 5x Puppentheater, 2x Musiktheater) sind im Spielplan verankert. So können sich alle Theaterfreunde z.B. auf eine Fortsetzung der turbulenten französischen Komödie „Dinner für Spinner“ freuen. „Die Nervensäge“ kommt am 2. Oktober erstmals auf die Bühne des großen Hauses. Märchenfreunde sollten sich dagegen den 25. Oktober vormerken: Mit „Väterchen Frost – Abenteuer im Zauberwald“ wird eine Adaption des berühmten sowjetischen Märchenfilms gespielt. Und wie Lutz Hillmann auf WochenKurier-Nachfrage verriet, wird sogar das legendäre, auf Hühnerbeinen stehende Haus der Hexe Baba Jaga wiederauferstehen. Bei allem märchenhaften Spaß wird der Ernst der aktuellen Lage nicht vergessen. „Theater kann die Welt nicht verändern, aber die Sinne schärfen und freies Denken fördern“, weiß Lutz Hillmann. Und so haben die Theatermacher wieder einige Stücke mit aktuellem Bezug im Spielplan. Neben „Mein vermessenes Land“ (siehe Foto) geht es zum Beispiel beim Thriller „Angerichtet“ ab 26. Februar 2016 um die Abgründe menschlichen Handelns und Denkens. Zwei Ehepaare aus der Mittelschicht diskutieren bei einem Abendessen in einem Edelrestaurant, wie sie damit umgehen, dass ihre 15-jährigen Söhne eine Obdachlose getötet haben. Auch das derzeit alles beherrschende Thema Asyl wird (wieder) auf die Bühne gebracht. In der letzten Spielzeit erstmals aufgeführt, wird die Inszenierung „Krieg – stell Dir vor er wäre hier“ in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Bautzen verstärkt aufgeführt. Jugendliche können dabei erleben, wie Europäer in Ägypten zu Asylsuchenden werden. Zeitkritische und wie am DSVTh gewohnt bikulturelle, aber nicht nur deutsch-sorbische Stücke sind dann vom 18. bis 22. Mai 2016 zu erwarten. „Wir sind dann für eine Woche Gastgeber des 9. Sächsischen Theatertreffens. Elf Schauspieltheater, u.a. aus Dresden, Leipzig, Chemnitz, zeigen bei uns ihre besten Inszenierungen. Wir waren gemeinsam mit Görlitz und Zittau schon einmal Gastgeber, jetzt sind wir die bisher kleinste Gastgeberstadt für dieses Treffen. Wir sind aber mit unseren sanierten Spielstätten bestens vorbereitet und können uns mit größeren Häusern messen“, zeigt sich Lutz Hillmann stolz und erwartungsfroh. Mehr Infos zum Theaterjahr: www.theater-bautzen.de


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