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Plan gegen Lerndefizite

Quarantänemaßnahmen und Schulschließungen sind nicht ohne Folgen für Kinder und Jugendliche geblieben. Das Kultusministerium hat jetzt einen Plan vorgelegt, mit dem Lerndefizite beseitigt werden sollen. Für die Bildungsgewerkschaft GEW greift der aber zu kurz.
Um Lerndefizite zu bewältigen, hat das Kultusministerium jetzt einen Plan vorgelegt. Der sieht das Setzen von Inhaltlichen Schwerpunkten für das aktuelle Schuljahr und Lernstandserhebungen und Anpassungen der Lehrpläne fürs kommende Schuljahr vor. Foto:  Max Fischer from Pexels

Um Lerndefizite zu bewältigen, hat das Kultusministerium jetzt einen Plan vorgelegt. Der sieht das Setzen von Inhaltlichen Schwerpunkten für das aktuelle Schuljahr und Lernstandserhebungen und Anpassungen der Lehrpläne fürs kommende Schuljahr vor. Foto: Max Fischer from Pexels

»Kein noch so guter Distanzunterricht kann Präsenzunterricht ersetzen«, sagt Sachsens Kultusminister Christian Piwarz. Schulschließungen belasten die Schülerinnen und Schüler nicht nur psychisch, sie haben auch zu Wissens- und Kompetenzdefiziten geführt. Um die zu verringern, hat das Kultusministerium nun einen Plan vorgelegt, der auf drei Säulen fußt: Lerndefizite feststellen, Schwerpunkte setzen und dafür Freiräume in den Lehrplänen schaffen, damit Versäumtes nachgeholt werden kann. Der Plan ist zuvor mit Schulleitern, Lehrerverbänden, dem Landeselternrat und dem Landesschülerrat diskutiert worden. Durch die lange Zeit der Schulschließungen können nicht alle verpflichtenden Lernbereiche im Unterricht dieses Schuljahres behandelt werden. Deshalb hat das Ministerium für alle Schularten, Klassenstufen und Fächer eine Orientierung erarbeiten lassen, was in diesem Schuljahr behandelt sein sollte. Damit will man einheitliche Anknüpfungspunkte für das kommende Schuljahr schaffen. »Nicht vermittelte Lernbereiche können in reduzierter Form im nächsten Schuljahr 2021/2022 nachgeholt werden«, teilt das Kultusministerium mit. Dafür wird die Kultusverwaltung den Schulen im Juli 2021 Vorschläge unterbreiten, die mit weiteren Lehrplananpassungen verbunden sind. Nicht alle Schüler haben die häusliche Lernzeit gleich gut bewältigt, der Wissensstand ist daher sehr unterschiedlich. Wie groß die Wissens- und Kompetenzlücken sind, soll durch Lernstandserhebungen ermittelt werden. Eine pädagogische Diagnostik mit Testaufgaben soll helfen, die Lernausgangslagen der Schüler zu ermitteln, um dann passende Unterrichtsangebote zu unterbreiten. Dafür bekommen die Lehrer im Juli 2021 pädagogische Angebote für das nächste Schuljahr zur Verfügung gestellt. Die Lehrkräfte sollen selbst entscheiden, wie sie die Aufgaben zur Bestimmung der Lernausgangslagen einsetzen. Das kann zu Beginn des Schuljahres aber auch im weiteren Verlauf geschehen. Auch die Lehrpläne sollen angepasst werden. Sie geben verpflichtende Lernbereiche für rund zwei Drittel der Unterrichtszeit eines Schuljahres vor. Damit besitzen sie relativ große Freiräume. Um die versäumten, aber notwendigen Inhalte im nächsten Schuljahr nachholen zu können, sollen die Lehrpläne angepasst und bestimmte Inhalte gestrichen oder anders gewichtet werden. Anpassungen werden für alle Fächer und alle Klassenstufen und Schularten vorgenommen. Kein Fach soll jedoch komplett wegfallen. Die angepassten Lehrpläne sollen im Juli veröffentlicht werden.

GEW fordert mehr Personal

Die GEW Sachsen begrüßt die Pläne des Kultusministeriums grundsätzlich, sie greifen laut der Bildungsgewerkschaft aber zu kurz. Sie fordert, dass der Freistaat deutlich mehr Geld in die Hand nimmt. Neben groß angelegten Unterstützungsprogrammen und einer besseren digitalen Ausstattung sei es notwendig, mehr Personalstellen für Lehrerinnen und Lehrer, Assistenzkräfte, Schulpsychologie und Schulsozialarbeit einzuplanen. Uschi Kruse, Landesvorsitzende der GEW: »Die bisherigen Pläne des Kultusministeriums werden der Dimension dieser Herausforderungen nicht ausreichend gerecht. Sie gehen davon aus, dass die Lehrkräfte das enorme Maß an entstandener Heterogenität ohne zusätzliche personelle Unterstützung bewältigen.« Die personelle Ausstattung der Schulen sei wegen fehlender Lehrkräfte schon vor der Pandemie nicht geeignet, Kinder und Jugendliche angemessen zu fördern. Nun komme die Lösung der entstandenen Probleme noch oben drauf, ohne dass die Klassen kleiner werden oder dass Klassen- und Schulleitungen ausreichend Zeit eingeräumt wird, um Eltern sowie Schülerinnen und Schüler individuell zu beraten.


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