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Mehr bieten als Training und Spielbetrieb

Unsere Aktion „Reporter auf Vereinsvisite“ geht weiter. Wir sprachen mit Lars Haupt und Ronny Seibt vom SV Ludwigsdorf 48 über Frauenfußball, abgebrochene Spielzeiten und darüber, was ein Verein heute bieten muss.
Ronny Seibt (links), Übungsleiter bei den Kickergirls, und Lars Haupt, Projektleiter MINT-Sportler und Übungsleiter G-Junioren, vom SV Ludwigsdorf 48. Foto: T. Keil

Ronny Seibt (links), Übungsleiter bei den Kickergirls, und Lars Haupt, Projektleiter MINT-Sportler und Übungsleiter G-Junioren, vom SV Ludwigsdorf 48. Foto: T. Keil

Es muss eigentlich nicht mehr erwähnt werden, dass Corona den Spiel- und Trainingsbetrieb bei Sportvereinen lahmgelegt hat. Das war auch in Ludwigsdorf so. Man hat sich online beholfen, mit Zoom-Meetings und WhatsApp. Dann kamen wieder erste Trainingsmöglichkeiten, aber mit Testpflicht für die Übungsleiter. Alles nicht einfach zu organisieren. »Gerade bei kleinen Kindern ist es so, dass nach acht Monaten ohne Training alle Abläufe und Prozesse weg sind. Man fängt praktisch wieder bei null an«, sagt Lars Haupt, der das Training bei den Kleinsten (G-Junioren)
leitet. Die Kickergirls, die Mädchenabteilung (aktuell gibt’s B-Juniorinnen und E-Juniorinnen), trainiert außerdem in Görlitz. Die jungen Fußballerinnen kommen von Boxberg bis Zittau aus dem ganzen Landkreis. Das ist logistisch schwierig und Corona machte es nicht einfacher. »Teilweise standen Leute beim Training in der Nähe und haben ganz genau geschaut, ob wir uns auch an die Regeln halten«, sagt Kickergirls-Trainer Ronny Seibt. Vom Sächsischen Fußballverband hätte man sich insgesamt mehr Unterstützung gewünscht und auch die Aktion #sportvereint, an der die Kickergirls teilnahmen, kam aus Sicht der beiden Trainer zu spät.

Frauenmannschaft geht an den Start

Beim SV Ludwigsdorf 48 hat man die Zeit aber auch genutzt, um allerlei Hebel in Bewegung zu setzen und den Verein zu modernisieren. Dazu wurde ein neuer Vorstand gewählt, der breiter Aufgestellt ist. Statt drei sind es acht Mitglieder. Neu sind zum Beispiel ein Beauftragter für Datenschutz, einer für Öffentlichkeitsarbeit und einer für den Jugendschutz. Man will sich für die Zukunft aufstellen. Denn viele Vereine kämpfen (nicht erst seit Corona) mit Mitgliederschwund. Man muss heute auch online präsent sein, um Jugendliche und Kinder zu erreichen. Deswegen wird aktuell beispielsweise an einer neuen Website gearbeitet und der Verein ist auch auf Facebook aktiv. In Sachen Frauenfußball ist der Verein schon länger erfolgreich und spielt mit den B-Juniorinnen in der höchsten sächsischen Spielklasse, der Landesliga. In der kommenden Saison geht man den nächsten Schritt. »Wir haben eine Frauenmannschaft ins Leben gerufen«, erzählt Ronny Seibt. Gemeinsam mit Gebelzig wurde dazu eine Spielgemeinschaft gegründet. Der Frauenfußball ist ein Aushängeschild des Vereins, auf das man stolz ist. Die Kickergirls messen sich mit namhaften Vereinen wie Erzgebirge Aue und dem Chemnitzer FC.  Umso frustrierender war es, zwei Mal eine Saison zu planen, Fahrten zu organisieren und dann abbrechen zu müssen. Auch viele Veranstaltungen fielen sprichwörtlich ins Wasser. Zum Beispiel der Tag des Jugendfußballs und der Tag des Mädchenfußballs. Aber auch das ist ein wichtiger Teil der Vereinsarbeit. »Ein Verein muss heute mehr bieten als nur Training und Spielbetrieb. Es geht darum, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu fördern, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und eben auch darum, Freizeitgestaltung zu bieten«, sagt Lars Haupt. Und es geht um Spaß. Spaß am Sport und auch Spaß an der Gemeinschaft im Verein. Das Bewegung wichtig ist, weiß man in einem Sportverein nur allzu gut. Wie sehr sie Kindern gerade in der Coronazeit fehlt, ebenso. Deswegen war man froh, als das Training wieder losging, die Kinder mal wieder raus und zusammen auf dem Platz stehen konnten. »Wir wollten das aber auch Kindern bieten, die nicht in unserem Verein sind«, erzählt Lars Haupt. Also wurde die Aktion »Kinder brauchen Bewegung« ins Leben gerufen. Man trat an Kitas und Schulen heran und organsierte Trainings. »Das war schon eine Herausforderung. Da stehen plötzlich zehn Kleinkinder, die den Trainer nicht kennen«, sagt Haupt. Aber letztlich habe alles gut geklappt und das Feedback der Eltern sei auch super gewesen. Der SV Ludwigsdorf 48 war nicht der erste Verein, den wir besuchten. Im ersten Teil unserer Vereinsvisite im Landkreis Görlitz sprachen wir mit dem SSV Stahl Rietschen, dem Förderverein zur Erhaltung der Ev.-Luth. Kirche zu Walddorf und dem ASV Vorwärts Rothenburg. Im zweiten Teil kamen der Kultur- und Sportverein Georgewitz, die Eintracht aus Niesky und der Lückendorfer Förderverein zu Wort.


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