

In den westlichen Industrieländern hat die Diabeteshäufigkeit derart zugenommen, dass man bereits von einer Diabetesepidemie spricht: Waren in Deutschland vor 60 Jahren weniger als 0,5 Prozent der Bevölkerung betroffen, so haben wir schon längst die Zehn-Millionen-Schwelle weit hinter uns gelassen: Jeder achte Deutsche ist Diabetiker, mehr als die Hälfte davon ist über 70 Jahre alt – und mehr als 95 Prozent der Betroffenen sind Typ-2-Diabetiker. Die Ursachen dieser epidemieartigen Entwicklung sind bekannt: „Auslösende Risikofaktoren sind Bewegungsmangel und Übergewicht“, so Detlev Kraft aus Deschka, Diplomsportlehrer, Diabetikersport-Übungsleiter und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Diabetes, Bewegung und Sport der Deutschen Diabetes-Gesellschaft. „Legte der Durchschnittsdeutsche vor 60 Jahren jeden Tag 19 Kilometer zu Fuß zurück, sind es heute nur noch wenige hundert Meter.“ Fahrstuhl und Rolltreppe, Auto und elektrische Haushaltsgeräte erleichtern den Alltag ganz gravierend – für Herz, Kreislauf und Stoffwechsel sind sie allerdings das größte Gift. Deshalb ist Muskelarbeit und Bewegung schon seit den Anfängen der Diabetestherapie ein tragender Pfeiler in der Behandlung dieser Stoffwechselerkrankung - und zwar ein sehr wirksamer, der nicht nur kostengünstiger, sondern oftmals auch erfolgreicher zu Buche schlägt als medikamentöse Maßnahmen. Wenn der Wunsch individueller Trainingsgestaltung in den Fokus rückt, muss das Zusammenspiel von Krankheit, Bewegung und medikamentöser Therapie exakt aufeinander abgestimmt werden, und gerade das stellt viele Betroffene vor ein Problem: „In den Bereichen Diabetes, Bewegung und Sport kann es schließlich keine allgemeingültigen und formelhaften Regeln geben“, so Detlev Kraft. „Für ein halbstündiges Minigolfspiel gelten nun einmal andere Grundsätze als für ein ganztägiges Radrennen.“ Patient, Trainer und Arzt stehen oft vor dem Problem, Theorie und Praxis des Stoffwechselgeschehens unter solch völlig verschiedenen Bedingungen in Einklang zu bringen und sportwissenschaftliches Know-how und medizinisches Hintergrundwissen aufeinander abzustimmen. Zu diesem Themenkomplex hat Detlev Kraft, selbst Diplomsportlehrer, Typ-1-Diabetiker und zugleich mehrfacher Deutscher-, Europa- und Weltmeister im Kickboxen, als langjähriger Leiter eines Diabetikersportzentrums einen sehr großen Erfahrungsschatz gesammelt, den er in seinem neu erschienenen Buch weitergibt. Es vermittelt nicht nur das nötige Hintergrundwissen, sondern vor allem die praktische Anwendbarkeit und gibt dem Betroffenen, seinem Trainer und seinem Arzt Handlungsempfehlungen und Praxistipps. Erschienen ist „Diabetikersport – Handbuch für Übungsleiter und Aktive“ im Sportverlag Strauß.