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War‘s das jetzt mit dem Freibad Cossebaude?

Seit Jahren ist das Freibad das beliebteste und meistbesuchteste der Dresdner Bäder. Doch wie geht es nun weiter? Vattenfall wird das Pumpspeicherwerk Niederwartha zum Jahresende aufgeben. Das würde das Aus für den Badebetrieb bedeuten.
Seit 1936 wird im unteren Stausee gebadet, das Freibad ist seit Jahren das beliebteste und meistbesuchteste Bad in Dresden. Bleibt zu hoffen, dass es auch 2021 hier eine Badesaison geben wird. Foto: Pönisch

Seit 1936 wird im unteren Stausee gebadet, das Freibad ist seit Jahren das beliebteste und meistbesuchteste Bad in Dresden. Bleibt zu hoffen, dass es auch 2021 hier eine Badesaison geben wird. Foto: Pönisch

Dieses Jahr, vergangenes Jahr, das Jahr zuvor ... jeden Sommer lag das Freibad Cossebaude bei den Dresdnern auf der Beliebtheitsskala an erster Stelle. 111.100 Besucher waren es 2019, über 80.000 im Jahr zuvor und selbst in diesem corona-verkürzten und wettermäßig durchwachsenem Badejahr kamen noch 40.700 Badelustige zum Stauseebad. Doch das könnte es auch schon gewesen sein mit schwimmen und planschen im Stausee. Denn der Energiekonzern Vattenfall legt sein Pumpspeicherwerk (PSW) Niederwartha zum Ende des Jahres endgültig still. Begründung: Das Werk hat seine Nutzungsdauer weit überschritten. Müsste es saniert werden, würden die Kosten mindestens 90 Millionen  Euro betragen. Die Konsequenz: »Eine deutliche Absenkung des Stauziels im unteren Stausee bedeutet faktisch die Einstellung des Badebetriebs«, wie OB Dirk Hilbert auf eine Anfrage der Stadtrats-Linken antwortete. »Mit der Einstellung des PSW-Betriebs wird demnach kein unterer Stausee mehr vorhanden sein.« Vattenfall hat den Vertrag  mit der Stadt über die Nutzung des unteren Sees als Badebetrieb für Ende 2020 gekündigt.

Wie geht es nun weiter?

Doch vielleicht gibt es ja eine Lösung für Dresdens größtes Freibad. »Denkbar wäre eventuell die Haltung des aktuellen Wasserstandes im unteren Stausee durch einen Weiterbetrieb der Brunnengalerie zum Ausgleich der entstehenden Wasserverluste«, wie Dresdens OB im Schreiben an Linken-Fraktionschef André Schollbach mitteilt. Darüber will sich die Stadtverwaltung auf jeden Fall mit Vattenfall unterhalten. Laut Bürgermeister Dr. Lames im Ortschaftsrat Cossebaude Anfang Juli würde der Betrieb dieser Pumpen jährlich Stromkosten von rund 150.000 Euro verursachen – eine durchaus bezahlbare Lösung, wie bereits aus dem Rathaus zu hören war. Mittlerweile sind auch viele Bürger aktiv geworden. So haben zwei Anwohnerinnen aus Cossebaude eine Bürgerinitiative zum Erhalt des Bades gegründet und eine Petition ins Leben gerufen. Die lief am 17. September aus und brachte 6.716 Unterschriften. OB Dirk Hilbert hat jedenfalls versprochen, sich intensiv mit Vattenfall zu unterhalten und eine Lösung für den Badebetrieb zu finden. Das Problem: »Einzelheiten sind sowohl tatsächlich als auch im Rahmen der Verhandlung zu klären, sodass keine weiteren Auskünfte gegeben werden können. Aufgrund der Komplexität ist mit einem Ergebnis nicht vor Ende 2020 zu rechnen«, wie er Anfang September mitteilte.  Wissenswertes
  • Das Kraftwerk Niederwartha wurde 1927-1930 mit vier Maschinensätzen gebaut , ging aber schon am 27. November 1929 mit den ersten Maschinen ans Netz
  • Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde es stillgelegt, die elektrische Ausrüstung ging als Reparationsleistung zu den Russen; erst 1954 wurde das PSW wieder betriebsfähig gemacht
  • 1960 wurde es um zwei Maschinensätze erweitert,  die Kapazität stieg auf 120 Megawatt (MW)
  • Aktuell sind nur noch zwei Maschinensätze in Betrieb, sie liefern 40 Megawatt


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