So simpel und doch so weltbekannt: Wer an Kaffee denkt, hat automatisch auch eine Filtertüte vor Augen. Genau 111 Jahre ist es her, dass Melitta Bentz in Dresden auf die geniale Idee mit der Tüte kam.
Wer in diesen Tagen mit offenen Augen durch die Stadt geht, stößt immer wieder auf Frau Bentz – an Litfaßsäulen, auf Plakaten und sogar an einer Straßenbahn wird daran erinnert, dass eben jene Melitta Bentz 1908, und damit vor genau 111 Jahren, die Kaffeefiltration modernisierte.
Die Dresdner Hausfrau war eine leidenschaftliche Kaffeetrinkerin. Sie lud gerne Gäste ein und genoss mit ihnen eine gemeinsame Tasse Kaffee. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Kaffee in Deutschland noch recht selten und man trank ihn wenig oder gar nicht gefiltert.
Trotz ihrer Liebe zum Kaffee mochte Melitta Bentz weder den Kaffeesatz in der Tasse noch den dadurch ausgelösten bitteren Geschmack. Was also tun? Sie durchlöcherte eine Blechdose, legte darauf das Löschpapier aus dem Schulheft ihres Sohnes und ließ den Kaffee durchlaufen. Der weltweit erste Kaffeefilter war geboren und die Grundlage für die Marke Melitta® gelegt.
Vom Patent zur Produktion
Für ihren »Kaffeefilter mit auf der Unterseite gewölbtem und mit Vertiefung versehenen Boden sowie schräg gerichteten Durchflusslöchern« erteilte das Kaiserliche Patentamt zu Berlin Melitta Bentz am 20. Juni 1908 den Gebrauchsmusterschutz. Im Dezember desselben Jahres meldeten das Ehepaar Melitta und Hugo Bentz ein Unternehmen zur Herstellung und zum Vertrieb ihrer Erfindung beim Dresdner Gewerbeamt an. Das Startkapital: 72 Reichspfennig.
Die Filterproduktion begann in der Fünf-Zimmer-Wohnung der Familie in Dresden. Während Hugo die Handhabung des Filters in Schaufenstern präsentierte, lieferten die Söhne die Ware mit Bollerwagen aus. Gleichzeitig besuchte das Ehepaar Bentz Haushaltsgeschäfte, Kaufhäuser und Messen und stellte dort seine Erfindung vor. Nachdem weitere Patente angemeldet waren und die Nachfrage rasch anstieg, zog das Unternehmen 1914 in eine ausgediente Schlosserei. Mit neuen und größeren Maschinen sowie 15 Mitarbeitern stiegen die Produktionsmengen um das Mehrfache an.
Gewerbeflächen und Vorführdamen
Nach dem Ersten Weltkrieg, als wieder Kaffee importiert wurde und Papier und Pappe nicht mehr knapp waren, nahm die Familie Bentz die Filtertütenherstellung wieder auf. 1923 stieg Willy Bentz, der älteste Sohn, ins Unternehmen ein. Mitte der 1920er Jahre arbeiteten im Dresdner Familienbetrieb bereits 80 Beschäftigte in Doppelschichten. Was wiederum bedeutete: Es wurde eng.
Leider gab es damals keine erschlossenen Gewerbebetriebe und so war es Zufall, dass Familie Bentz bei einer Reise nach Aachen in Minden das Gelände einer ehemaligen Schokoladenfabrik entdeckte. Das bot ideale Bedingungen für ihre Pläne, weshalb sie das Areal 1929 kauften und mit 55 Mitarbeitern und allen benötigten Maschinen und Werkzeugen nach Ostwestfalen umzogen. Das Kapitel Dresden war damit beendet.
Infos
* Das Unternehmen wird in 4. Generation geführt, zählt heute 4.500 Mitarbeiter weltweit
* 65 Unternehmen gehören zur Melitta Gruppe
* Hugo Bentz verstarb, 1946, Melitta 1950, das Ehepaar hatte zwei Söhne
* Willy und Horst führten die Firma fort, gingen aber seit 1954 getrennte Wege