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Robert Pohl

Eggerts Ostwind - Lupenrein

Im Überschwang der neuen Freundschaft bezeichnete einst Gerhard Schröder Russlands Präsidenten Putin als lupenreinen Demokraten. Wie groß die Fehlerquote dabei gewesen ist, wollen wir nicht untersuchen. Ein deutscher Politiker, der sich heute zu solchen Sprüchen hinreißen ließe, müsste jedenfalls mit erheblichem Widerspruch und, sollte er darauf sitzen, mit dem Verlust seines Macht-Sessels rechnen. Denn mittlerweile grassiert wie in guten alten Zeiten des Kalten Kriegs die Angst vor "dem Russen". Damals, so witzelten die vereinigten deutschen Kabarett-Akteure zuweilen, sei der liebe Gott vor dem Einschlafen gebeten worden, den "Russen" davon abzuhalten, am kommenden Morgen mit der Kalaschnikow am bundesdeutschen Bett zu stehen. Zwischenzeitlich waren solche Witzeleien vergessen. Doch seit auch in der Ukraine lupenreine Demokraten am Werk sind, dort Krieg herrscht und die Krim ? lupenrein demokratisch ? russisch geworden ist, scheint "der Russe" wieder zu allem fähig und für alles verantwortlich. Etwa dafür, dass Regierungen der baltischen (EU-)Staaten trotz der Flüchtlings-Wellen, die über Europa zusammenschlagen, keinen einzigen Asylsuchenden auch nur für die Zeit aufnehmen können, in der überprüft wird, ob die Asyl-Ersuchen rechtens seien. Schließlich habe man schon eine sehr schwierige Minderheit im Land. Welche? Wir ahnen es: die Russen.


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